# taz.de -- Die Wahrheit: Der beste Fussballreporter der Welt
       
       > Fußballreporter haben es nicht leicht. Sie müssen an jedem Wochenende
       > Berichte über Spiele verfassen, die sich meist nicht sonderlich
       > unterscheiden. ...
       
 (IMG) Bild: Ana Maria Stoilova und Antonio Papazov aus Bulgarien bei den World Games 2022 in Birmingham im Aerobic-Wettbewerb
       
       Fußballreporter haben es nicht leicht. Sie müssen an jedem Wochenende
       Berichte über Spiele verfassen, die sich meist nicht sonderlich
       unterscheiden. So sind die Beschreibungsmöglichkeiten begrenzt.
       
       Das Sportmagazin Kicker hat daraus die Konsequenz gezogen und ein
       Computerprogramm entwickelt, das den Reportern einen Großteil der Arbeit
       abnimmt. Sie müssen nur noch die Mannschaften, das Ergebnis und etwaige
       Torschützen sowie gelbe und rote Karten eintragen – den Rest übernimmt die
       Maschine.
       
       Um etwas Abwechslung in die Berichte zu bringen, ersetzt der Computer das
       Wort „Ball“ bei jeder dritten Erwähnung durch „Spielgerät“. Bei Spielen des
       Hamburger SV taucht unweigerlich mindestens vier Mal der Begriff
       „Liga-Dino“ auf, weil der HSV die einzige Mannschaft ist, die seit Gründung
       der Bundesliga ununterbrochen dabei ist. Hertha BSC dagegen wird stets als
       „alte Dame“ bezeichnet, selbst wenn das Team mal nicht geriatrisch spielt.
       
       Andere Begriffe, die zwingend in Kicker-Fußballberichten auftauchen, sind
       „Weckruf“, „Geläuf“ („Beide Mannschaften schoben sich auf tiefem Geläuf den
       Ball zu“) und „Spiel auf Augenhöhe“. Sehr beliebt ist auch das
       Ausrufezeichen: „Volland setzte im regnerischen Nürnberg das erste
       Ausrufezeichen.“
       
       So weit, so gut. Mancher Reporter fühlt sich jedoch bemüßigt, den
       Computer-Artikel mit ein paar Eigenmächtigkeiten zu garnieren, um ihm zu
       etwas Originalität zu verhelfen. Das gelingt nur selten: „Aufstiegsaspirant
       Hertha BSC bangt vor dem Spitzenspiel bei Energie Cottbus am Montag um
       Leistungsträger Ronny und damit um einen absoluten Leistungsträger.“
       
       Ja, absolut, Ronny ist ein Leistungsträger, wie auch aus einem anderen
       Artikel hervorgeht: „Ronny schoss den Ball humorlos ins rechte untere Eck.“
       Hätte er sich eine Pappnase aufsetzen und dem Torwart einen Witz erzählen
       sollen? Seine Mitspieler gingen unterdessen handwerklichen Tätigkeiten
       nach: „Berlin rührte mehr und mehr Beton an.“
       
       Und wie schmeckt ein Gefühl? „Nach sieben Spielen ohne Niederlage musste
       der SC Paderborn zu Besuch beim TSV 1860 München wieder das Gefühl einer
       Niederlage schmecken“, schwurbelte der Kicker und lieferte gleich eine
       Begründung für den Münchner Sieg: „Immerhin hatten die Sechziger mehr
       investiert.“ Das schmeckt nach dem Gefühl der Bestechung. Die Paderborner
       hatten trotzdem das Gefühl, übervorteilt worden zu sein: „Gefühlt ist das
       zu wenig.“
       
       Ein typischer Kicker-Satz lautet: „Sekunden später setzte Boland auf der
       Gegenseite eine erste Duftmarke, ehe es klingelte.“ Hat er gegen den
       Pfosten gepinkelt? Manchmal ist die Halbzeitpause offenbar zu kurz, so dass
       die Spieler nicht genügend Zeit für ihren Gourmet-Pausensnack haben: „Die
       zweite Halbzeit begann mit einem Leckerbissen von Diouf.“
       
       Die Kicker-Schreiber sollten dem Computer das Verfassen der Artikel
       überlassen. Dann gäbe es auch keine „spärlich gesähten Torchancen“ mehr.
       Würde der Reporter in den Duden spähen, sähe er den Fehler.
       
       3 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
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