# taz.de -- Repression in Kasachstan: Süßes Sexvergnügen
       
       > Ein Süßwarenfabrikant muss sich wegen der Verbreitung von Pornografie
       > verantworten. Er hat Schokolade mit erotischer Verpackung auf den Markt
       > gebracht.
       
 (IMG) Bild: Das Kamasutra wurde vermutlich zwischen 200 und 300 n. Chr. und zählt zu den einflussreichsten Texte der Weltkulturgeschichte.
       
       ASTANA taz | Sex und Schokolade sind zeitlose Vergnügungen. Für manch einen
       ist das in unheilvoller Kombination jedoch der Genüsse zu viel, in
       Kasachstan setzt das sogar die Staatsanwaltschaft in Bewegung.
       
       Ein Süßwarenfabrikant im Norden des rohstoffreichen Landes zwischen
       Kaspischen Meer und chinesischer Grenze mit dem vielversprechenden Namen
       „Obschorka“ (Vielfraß) brachte Schokoladenriegel mit pikanter Verpackung
       auf den Markt. Acht unmissverständliche Szenen aus dem indischen
       Sexuallehrbuch „Kamasutra“ ummantelten die Kalorienbomben in weißer und
       dunkler Schokolade.
       
       Doch was für den einen ein kulturhistorischer Schatz aus dem indischen
       Subkontinent ist, ist für den anderen Pornografie. Und mit nichts anderen
       habe man es bei den vorliegenden Schokoteilen zu tun, war die kasachische
       Staatsanwaltschaft überzeugt.
       
       Die Gesetzeshüter wähnen sich im Recht und haben dafür gute Gründe. Zum
       einen ist die Verbreitung von Pornografie streng verboten. Und dann ist
       Kasachstan ja immer noch ein mehrheitlich muslimisches Land. Und da müssen
       die Autoritäten – wie man weiß – in heutiger Zeit besonders auf die
       religiöse Empörungsgrenze Rücksicht nehmen. Denn wer will schon riskieren,
       dass wegen irgendwelcher lasziv verpackter Schokoriegel wohlmöglich noch
       die US-Botschaft gestürmt wird?
       
       ## Nur für Erwachsene
       
       Aber der Süßwarenhersteller sieht sich zu Unrecht belangt. Zum einen wäre
       die zu beanstandende Ware nur in kleiner Produktion für immerhin
       umgerechnet stolze 8 Euro ausdrücklich nur für Erwachsene gedacht. Zum
       anderen seien die zu beanstandenden Riegel zudem doppelt verpackt gewesen,
       so dass die erotischen Zeichnungen gar nicht gesehen und schon gar nicht
       beanstandet werden konnten. Nur der eingeweihte Kenner hätte so in privaten
       Stunden dem Doppelgenuss frönen können.
       
       Aber in einem Geschäft hatte ein übereifriger Verkäufer die Schokoriegel
       sozusagen entschleiert, das Geheimnis gelüftet und die Staatsanwaltschaft
       auf den Plan gerufen.
       
       Dabei ist die Strafverfolgungsbehörde mit ganz anderen Dingen ausgelastet.
       Sie ist dabei, die letzen Reste einer unabhängigen Presse im Land des
       autokratischen Präsidenten Nursultan Nasarajew den Garaus zu machen.
       Obwohl: Bei so viel staatlich verordneter Repression ist es vielleicht
       schlicht und einfach entspannend, sich mit Sex und Schokolade befassen zu
       dürfen.
       
       3 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marcus Bensmann
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