# taz.de -- Galeristin Rabus fordert Museumsschließung: "Schließen und neu anfangen"
       
       > Das Bremer Museum Weserburg hat ein Bild verkauft, um die
       > Gebäude-Sanierung oder einen Neubau zu finanzieren. Die Galeristin Katrin
       > Rabus plädiert für ein neues Konzept.
       
 (IMG) Bild: Zu wenig Besucher: Das Museum Weserburg in Bremen.
       
       taz: Museumsdirektor Carsten Ahrens will mit dem Bremer Museum für moderne
       Kunst, der Weserburg, in ein neues modernes Gebäude umziehen und der Kunst
       dadurch eine neue Bedeutung geben. Sie halten davon nichts – warum? 
       
       Katrin Rabus: Das ist ein leeres Versprechen und kann mit den vorhandenen
       Mitteln nicht funktionieren. Die Landschaft für Sammlermuseen hat sich
       verändert. Das Sammlermuseum Weserburg war vor 20 Jahren innovativ. Der
       damalige Leiter Thomas Deecke hatte das Vertrauen der Sammler und formte
       ein international beachtetes Haus. Er entwickelte durch die Vielfalt der
       privaten Sammlungen ein öffentliches Profil mit einer kleinen eigenen
       Sammlung. Hervorragend. Heute bauen sich die großen Sammler selbst ihre
       Museen und haben andere Ambitionen im zeitgenössischen Kunstbetrieb.
       
       Deecke sagt, es gebe genügend neue, junge Sammler, die man für die
       Weserburg gewinnen könnte. 
       
       Aber die Idee der Weserburg war eine andere: in Bremen Interesse für diese
       zeitgenössische Kunst zu erzeugen, die die Stadt selbst nicht kaufen
       konnte. Das ist leider nicht ausreichend gelungen.
       
       Die Besucherzahlen hielten sich in engen Grenzen. 
       
       Das Museum war gut, es gab überregionale Resonanz, was die Fachwelt betraf.
       Aber die moderne Kunst in Bremen ist ein schwieriges Feld. Alle
       Einrichtungen, die eine Rolle für die zeitgenössische Kunst in Bremen
       spielen, die Gesellschaft für Aktuelle Kunst, das Künstlerhaus, die
       Städtische Galerie, haben sich entwickelt. Die Weserburg konnte sich nicht
       verankern in der Stadt. Im Gegensatz zur Kammerphilharmonie – einer
       ähnlichen Gründung der 90er Jahre.
       
       Hinzu kommen die finanziellen Probleme. 
       
       Heute ist klar: Die Mittel der Stadt reichen nicht aus, um das große Haus
       zu betreiben, Schulden liefen auf, es kam zu einem nicht akzeptablen
       Bilderverkauf. Aus diesem „Fehltritt“ sollte man lernen. Bevor der Umzug in
       ein ungeeignetes Gebäude abseits der City nun das restliche Vermögen der
       Stiftung verzehrt und es zu weiteren Bilderverkäufen kommt, sollte man die
       Weserburg als Sammlermuseum schließen und einen Neubeginn mit anderer
       Ausrichtung versuchen.
       
       Sollte man die Weserburg mit der Kunsthalle fusionieren? 
       
       Nicht einmal das würde ich heute ausschließen. Als eigene Stiftung in der
       Kunsthalle. Dann blieben wenigstens die Kunstwerke und das Restvermögen für
       Kunstankäufe erhalten. Wenn die Stadt die Weserburg angemessen entwickeln
       wollte, müsste sie mehr Geld in die Hand nehmen.
       
       Museumsdirektor Ahrens soll sparen, nicht mehr ausgeben. 
       
       Es wird viel über die Heizungsrohre und die Fundamente der Weserburg
       geredet. Ich kritisiere die fachliche Arbeit von Herrn Ahrens. Diese wird
       dem internationalen Anspruch der Weserburg nicht gerecht. Jetzt soll ein
       Haus gebaut werden, aber das wertvollste Bild des Museums ist verkauft, das
       Bild, das überregional Publikum anzieht und für das Kunstsammler fast zehn
       Millionen Euro ausgegeben haben – Bremen hatte es geschenkt bekommen.
       Gerhard Richters „Matrosen“ gehörte uns allen. Ein Direktor, der ein
       solches Bild ohne Protest verkaufen lässt, ist nicht mehr legitimiert, für
       die Zukunft dieses Museums zu sprechen.
       
       Es gibt in dem Konzept Neubau eine Interessensbündelung. Klaus Sondergeld
       ist Geschäftsführer der Bremer Wirtschaftsförderung und gleichzeitig
       Stiftungsvorstand der Weserburg. Die neue Weserburg soll die Überseestadt
       attraktiver machen, die Stadt identifiziert sich damit auf eine neue Weise
       mit dem Museum. 
       
       Ich habe Zweifel, ob das funktioniert. Es liegt nicht an den Rissen in den
       Wänden, dass die Besucher nicht wie gewünscht kommen. Bevor über Bauten
       diskutiert wird und alle möglichen Berater engagiert werden, müsste man
       doch über das Museumskonzept reden. Die Stiftung sollte die klügsten Köpfe
       aus dem Kunstbetrieb zu Rate ziehen: mit welchem Konzept und welchen
       Personen kann Bremen in der zeitgenössischen Kunst überregional und
       regional mit den vorhandenen Mitteln in den nächsten zwanzig Jahren eine
       Rolle spielen? Vorhanden sind immerhin noch 6,5 Millionen Euro aus dem
       Bilderverkauf, geneigte Sammler und einige Kunstwerke.
       
       Das hieße aber, dass man das Museum Weserburg nicht schließen sollte. 
       
       Mag sein. Mag aber auch sein, dass Experten zu einem neuen
       Ausstellungskonzept kommen, das die bisherigen Strukturen hinter sich
       lässt. Was könnte man mit dem Geld machen, wenn man es nicht in Beton und
       Heizung steckt?
       
       11 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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