# taz.de -- Wolfsburg im Wandel: Magath - wer war das?
       
       > Der VfL Wolfsburg versucht mit Verweis auf einen Mini-Aufschwung, eine
       > desaströse Vorrunde schönzureden.
       
 (IMG) Bild: Da zog er noch zurück, später ging er drauf: Josué (rechts) als er noch noch mitspielen durfte.
       
       WOLFSBURG taz | Es hat in den letzten Monaten ziemlich gebrannt beim VfL
       Wolfsburg, doch leider kaum mal auf dem Rasen. Das ist das Vorrundenfazit
       von außen. Der Tenor der Innenperspektive wird vom Ergebnis des
       DFB-Pokal-Achtelfinales am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen abhängen.
       Gewinnt man, wird alles gar nicht so schlecht aussehen und das 0:2 gegen
       Eintracht Frankfurt am Samstag vergessen sein. Doch die Heimbilanz ist
       desaströs: sechs Punkte aus acht Bundesligaspielen, nur ein Sieg.
       
       Gegen Armin Vehs sehr gut strukturierte Eintracht waren die Wolfsburger
       chancenlos, auch weil sie fast das ganze Spiel zu zehnt agierten. Josué
       hatte in der 16. Minute wegen eines Tritts in die Weichteile von Olivier
       Occéan die Rote Karte bekommen. Um so etwas zu kompensieren, ist die
       Restrukturierung unter Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner nicht weit
       genug vorangeschritten – und dafür war die Eintracht auch zu gut. Generell
       fehlt zumindest zuhause ein erarbeiteter Stil, sich durchzusetzen, wenn die
       Wundertüte Diego sich als leer erweist.
       
       Köstner hielt danach eine emphatische Ansprache, in der er die
       Verantwortung für die Niederlage und praktisch alles übernahm, in der aber
       Ironie und Pathos nicht präzise zu trennen waren. Vermuten darf man, dass
       ihn die Gegentore mächtig wurmten.
       
       Beim 0:1 ließ der VfL nach einem Standard den Kopfballspezialisten Alex
       Meier am langen Pfosten einköpfen (12.). Beim 0:2 debattierten die Wölfe so
       engagiert die Neujustierung der Defensive ohne Josué, dass sie Pirmin
       Schweglers Freistoß-Flugball verpassten, der Stefan Aigner in Marcel
       Schäfers Rücken brachte und Takashi Inui das fünfte Saisontor ermöglichte
       (18.). „Da habe ich gepennt“, sagte Schäfer.
       
       Damit war das Spiel zu Ende. „Wir haben unsere Überzahl gut ausgespielt“,
       benannte Veh die Strategie der Verteidigung des Vorsprungs durch
       Ballbesitz. Veh, vor zwei Jahren in Wolfsburg entlassen, sieht derzeit
       richtig entspannt aus. Kann er auch sein. 30 Punkte, neun Siege, Champions
       League-Platz – und das mit dem publikumsfreundlichen Veh-Erlebnisfußball.
       So interessant und zukunftsorientiert erschien der um Reetablierung
       kämpfende Traditionsklub lange nicht.
       
       Das kann man über Wolfsburg nicht sagen. Sicher gibt es einen
       spielerischen, tabellarischen und auch atmosphärischen Aufwärtstrend, seit
       Köstner nach acht Spieltagen von einem gewissen Felix Magath übernahm. Der
       Name, grade noch allgegenwärtig, wird übrigens möglichst nicht mehr
       genannt.
       
       Doch grade in der besinnlichen Zeit kann man sich ja daran erinnern, dass
       die Manager des VfL-Besitzers Volkswagen bewusst auf das „System Magath“
       setzten, wenn man das so nennen will. Dann wollten sie es nicht mehr, aber
       nicht aus Menschenrechtsgründen oder wegen fehlenden Fußballstils, sondern
       weil Magaths Zahlen nicht stimmten – ein Sieg aus acht Spielen.
       
       Vom Einkauf des vormaligen Bremer Sportdirektors Klaus Allofs erhofft man
       nicht nur fachliches Knowhow, sondern auch einen Image-Befreiungsschlag. Er
       spüre, sagte der VfL-Aufsichtsratsvorsitzende Francisco García Sanz bei der
       Weihnachtsfeier, „Aufbruchstimmung“ und wolle „nicht zurückschauen“. Genau
       das müsste Volkswagen aber tun und zwar dringend und genau: analysieren,
       was da so extrem schief lief – vor allem in den Bereichen jenseits der
       Tabelle.
       
       Was den genuin sportlichen Bereich und konkret die Trainerfrage angeht, so
       sagte Köstner, 60, er hoffe auf einen „heißen Pokalkampf, um vielleicht
       einen Abschluss zu haben“. Er habe das Seinige getan, zufrieden könne man
       mit seiner Bilanz – vier Siege, zwei Remis, drei Niederlagen – aber nicht
       sein. Andererseits irgendwie aber doch, sie ist ja auch respektabel.
       Jedenfalls: „Wenn man nicht mit mir weiterarbeiten möchte, sollte man mir
       das ganz schnell sagen.“ Aber wenn man es ihm nicht ganz schnell sagt, dann
       kommt er damit auch zurecht.
       
       Klaus Allofs hat ja in Bremen nie einen Trainer einstellen müssen. Thomas
       Schaaf war schon vor ihm da. Die Unklarheit sei mit Köstner abgesprochen,
       sagt er. Die entscheidende Frage ist ja, ob er einen Konzepttrainer findet,
       mit dem er den VfL nachhaltig erfolgreich ausrichten kann. Die auf der Hand
       liegenden Kandidaten sind alle in festen Verträgen. Andererseits war das
       bei Allofs selbst auch so.
       
       16 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Unfried
       
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