# taz.de -- Nach Tod von vergewaltigter Inderin: Anklage wegen Mord
       
       > Nach dem Tod der in Neu-Delhi von mehreren Männern vergewaltigte Inderin
       > wurde die Anklage gegen die sechs inhaftierten Verdächtigen auf Mord
       > ausgedehnt.
       
 (IMG) Bild: Trauer um die an den Verletzungen ihrer Vergewaltigung erlegenen Studentin aus Indien.
       
       NEU DELHI/SINGAPUR dpa/rtr | Nach dem Tod der in Neu-Delhi von mehreren
       Männern vergewaltigte Inderin wurde die Anklage gegen die sechs
       inhaftierten Verdächtigen auf Mord ausgedehnt. Das teilte die Polizei am
       Samstag mit. Die 23-jährige Medizinstudentin erlag zuvor ihren schweren
       Verletzungen.
       
       Indiens Premierminister Manmohan Singh sprach der Familie und den Freunden
       des Opfers sein tiefstes Beileid aus. Die Hauptstadt Neu Delhi rüstete sich
       derweil gegen neue Demonstrationen. Vor einer Woche hatten sich an der
       brutalen Tat überall im Land Proteste entzündet.
       
       Der Premierminister rief die Menschen im Land dazu auf, die durch den
       brutalen Fall geweckten Emotionen für einen gesellschaftlichen Wandel zu
       nutzen. „Sie mag ihren Kampf ums Überleben verloren haben, aber es liegt an
       uns sicherzustellen, dass ihr Tod nicht umsonst war“, erklärte er. Ihr zu
       Ehre müssten nun konkrete Schritte unternommen werden, um Frauen Schutz und
       Sicherheit im Land zu gewährleisten.
       
       Die 23-Jährige war vor fast zwei Wochen in Neu Delhi in einem Bus von sechs
       Männern missbraucht, mit einer Eisenstange geschlagen und aus dem fahrenden
       Fahrzeug geworfen worden. Tagelang kämpften erst indische Ärzte und dann
       ein achtköpfiges Spezialistenteam in Singapur um ihr Überleben. „Ich bete
       für den Frieden der verstorbenen Seele und hoffe, dass ihre Familie die
       Kraft haben wird, diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen“, erklärte
       Singh.
       
       Die Leiche der 23-Jährigen soll im Lauf des Tages nach Indien
       zurückgebracht werden. Auch die Eltern, die in den letzten Stunden bei der
       Studentin waren, seien mit an Bord, sagte Indiens Botschafter in Singapur,
       T.C.A. Radhavan, in einer Pressekonferenz.
       
       In Neu Delhi wurden rund um das Regierungsviertel und das Wahrzeichen India
       Gate wieder massive Straßensperren errichtet. Spezialeinheiten der Polizei
       gingen in Position. Wie schon bei den Protesten vor Weihnachten, als mehr
       als 100 Menschen verletzt worden waren und ein Polizist starb, wurden
       erneut zahlreiche Metro-Stationen geschlossen. So sollten Demonstranten
       daran gehindert werden, sich den symbolischen Orten zu nähern, berichtete
       der Nachrichtensender NDTV. Der Polizeichef Neu Delhis rief im Fernsehen
       zur Ruhe auf.
       
       „Bitte kommt nicht auf die Straße“, appellierte Innenminister Sushil Kumar
       Shinde in einem Telefongespräch mit NDTV. Auch Neu Delhis Chef-Ministerin
       Sheila Dikshit bat darum, die junge Frau friedlich ruhen zu lassen. Sie
       versicherte vor TV-Kameras, dass alles unternommen werde, damit solch ein
       Fall in der Zukunft nie wieder geschehe. Premier Singh bat, die Debatte
       solle „leidenschaftslos“ geführt werden – auch wenn er Verständnis für die
       Energie der Jugend habe. Die Regierung untersuche derzeit das Strafmaß für
       Vergewaltiger.
       
       Neben einer ganzen Reihe von anderen Maßnahmen hatte die Regierung am
       Freitag auch versprochen, eine Datenbank vorzubereiten, in der alle
       verurteilten Vergewaltiger des Landes erfasst werden. Ihre Namen,
       Porträtfotos und Adressen sollen auf Internetseiten der Polizei öffentlich
       sein. In Neu Delhi richtet die Polizei eine spezielle Notrufnummer für
       Frauen ein. Auch sollen Straßen besser beleuchtet und Busse häufiger
       kontrolliert werden.
       
       29 Dec 2012
       
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