# taz.de -- Griechischer Ministerpräsident bei Merkel: Krisenstimmung einfach weggelächelt
       
       > Die Maßnahmen gegen die Finanzkrise greifen – daran lassen Merkel und
       > Samaras keinen Zweifel. Nur die Realwirtschaft stört das Bild.
       
 (IMG) Bild: Lächeldemokratie in Zeiten der Krise: Merkel und Samaras im Berliner Kanzleramt.
       
       BERLIN taz | Der Ort ist fast der gleiche, doch die Stimmung könnte
       unterschiedlicher kaum sein. Als der griechische Ministerpräsident Antonis
       Samaras im vergangenen August zum ersten Staatsbesuch im Kanzleramt
       erschien, kochten die Emotionen hoch.
       
       Die Finanzkrise in Griechenland war seinerzeit auf einem neuen Höhepunkt,
       das Land zitterte in Erwartung des neuen Troika-Berichts. Im Kabinett von
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde offen über einen Rausschmiss
       Griechenlands aus dem Euro diskutiert; hunderte von Journalisten aus aller
       Welt warteten damals im Kanzleramt, wie Merkel sich positionierte. Sie
       formulierte scharfe Bedingungen an Griechenland und ignorierte den Wunsch
       nach einem zeitlichen Aufschub – wies aber alle Spekulationen über einen
       Euroaustritt mit Entschiedenheit zurück.
       
       Viereinhalb Monate später ist im Kanzleramt von Krisenstimmung nichts zu
       spüren: Der zweite Besuch von Samaras wird als völlige Normalität
       inszeniert. Nur Kameras und Agenturen sind vor Ort; andere Journalisten
       müssen den Auftritt am Bildschirm verfolgen. Offene Fragen scheint es nicht
       zu geben, denn das Pressestatement findet schon vor dem eigentlichen
       Gespräch der Regierungschefs statt. Lächeln, ein Händedruck, Nachfragen
       sind nicht vorgesehen.
       
       Auch inhaltlich fällt eine neue Tonlage auf. Merkel drängt nicht mehr
       darauf, dass Griechenland Reformen durchführt, sie fragt nicht, ob diese
       vorankommen. Nein, sie will sich „informieren, wie die Umsetzung des
       Reformprogramms Fortschritte macht“. Samaras, der sich beim letzten Besuch
       noch über „toxische Äußerungen“ aus Deutschland beklagt hatte, gab sich
       diesmal ebenfalls konziliant. „Wir versuchen, Glaubwürdigkeit
       zurückzuerhalten – die der Völker und die der Märkte“, sagte er und verwies
       auf die „großen Opfer“, die das Land erbringe. „Wir liefern, und Europa
       hilft dabei“, betonte Samaras.
       
       ## Erste Erfolge in Griechenland
       
       Tatsächlich verzeichnen die Bemühungen der Griechen um eine Konsolidierung
       des Haushalts erste Erfolge. Das Primärdefizit, bei dem Zinskosten nicht
       einberechnet werden, fiel 2012 mit 1,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt
       geringer aus als die geplanten 1,5 Prozent. Erreicht wurde dies allerdings
       durch Massenentlassungen, Steuererhöhungen und Kürzungen bei Löhnen und
       Renten.
       
       Und die hinterlassen ihre Spuren: Das Land steckt seit vier Jahren in einer
       Rezession, die Arbeitslosigkeit liegt beim Rekordwert von 26 Prozent, bei
       Jugendlichen sogar 58 Prozent. Samaras bezeichnete die Arbeitslosigkeit
       zwar als „Geißel“. Konkrete Gegenmaßnahmen, etwa in Form eines
       Konjunkturprogramms, sprach er jedoch nicht an – wohl auch in dem Wissen,
       dass Merkel davon bisher nicht viel hält.
       
       Und auf Unterstützung aus Berlin ist Samaras auch in Zukunft angewiesen: Am
       21. Januar entscheidet die Eurogruppe über die Freigabe einer weiteren
       Tranche aus dem Kreditprogramm für Griechenland. Die Lächeldiplomatie muss
       weitergehen.
       
       8 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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