# taz.de -- Streuen im Winter: Hier salzt die Firma X
       
       > Streusalz ist verboten, vor allem dort, wo Bäume stehen. Dennoch streuen
       > auch professionelle Gehwegreiniger. Das Stadtamt will jetzt erstmals
       > Verstöße ahnden.
       
 (IMG) Bild: Salz bringt Schnee zum Schmelzen.
       
       Montag Morgen, neun Uhr, eine baumgesäumte Pflasterstraße im vorderen
       Schwachhausen. Der Nachbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite schippt
       die zwei Zentimeter Schnee zur Seite. Vor dem eigenen Haus ist der Gehweg
       bereits blitzblank. Ein Schild am Zaun gibt Auskunft darüber, wer hier
       verbotenerweise Salz gestreut hat: die Firma Hirsch.
       
       Sie ist bei weitem nicht das einzige Gehwegreinigungs-Unternehmen, das mit
       Streusalz arbeitet. „Das machen doch alle“, sagt eine Mitarbeiterin von
       Hansa Gerken, ohne Salz ginge es einfach nicht. Je nach Wetterlage würde
       man Sand beimischen, um den Schaden an Pflanzen geringer zu halten.
       
       Ähnlich sieht man es bei der „Bremer Bürgersteigreinigung“. „Das leibliche
       Wohl geht vor“, sagt die Frau am Telefon. Salz sei einfach der sicherste
       Garant dafür, dass die Gehwege schnee und eisfrei blieben und sich niemand
       durch einen Sturz verletzen könne. „Es gibt vereinzelt Kunden, die kein
       Salz wollen“, sagt sie noch, das würde auch berücksichtigt, sogar ohne
       Mehrkosten. Und dass der Verkehrssenator ja selbst Salz auf Radwegen
       streuen lassen würde.
       
       Tatsächlich ist Streusalz nicht grundsätzlich verboten. Aber der Paragraph
       41 des Landesstraßengesetzes schränkt den Gebrauch stark ein. Danach dürfen
       auf Gehwegen „Salze und salzhaltige Streumittel nur in geringen Mengen und
       nur bei Glatteis sowie zum Auftauen festgetretener Eis und Schneerückstände
       gestreut werden“. Ganz verboten sind sie in „Straßen, in denen Bäume stehen
       oder die auf anliegende begrünte oder baumbestandene Grundstücke
       entwässern“.
       
       Der Grund für die Vorschrift: Ein versalzener Boden erschwert Pflanzen und
       vor allem Bäumen die Wasseraufnahme. „Das ist hundertfach bewiesen“, sagt
       Heribert Eschenbruch, verantwortlich beim Umweltbetrieb Bremen für das
       öffentliche Grün. Dort, wo besonders viel gestreut werde, beispielsweise an
       Bushaltestellen, seien eindeutig Schäden an Bäumen festzustellen.
       
       Auch der Naturschutzbund Bremen, kurz Nabu, weist immer wieder auf das
       Problem hin. Nabu-Mitarbeiterin Heidrun Nolte ärgert sich darüber, dass
       nicht nur Privatpersonen, sondern auch die von Hauseigentümern beauftragten
       Reinigungsfirmen Salz streuen. „Die haben doch auch eine Vorbildfunktion.“
       
       Immerhin sollen Verstöße gegen das Verbot ab sofort geahndet werden. Das
       sagte gestern Rainer Gausepohl, Sprecher des Innensenators, der taz. Bisher
       habe das zuständige Stadtamt nur in Schreiben darauf hingewiesen, dass das
       Streuen von Salz eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Jetzt sollen bei
       wiederholten Verstößen Bußgelder verhängt werden. Tätig werde das Stadtamt
       nur dann, wenn es auf Fälle aufmerksam gemacht werde. „Wir machen keine
       Kontrollreisen durch die Stadt.“
       
       Verstöße gegen das Salzverbot werden auch im Auftrag der Stadt Bremen
       begangen. Denn eigentlich sollen Radwege nur mit Sand gestreut werden – so
       erklärt es Jürgen Falldorf vom Umwelt und Verkehrssenator. Salz dürfe nur
       in besonderen Fällen verwendet werden, bei Steigungen oder Brücken
       beispielsweise.
       
       Doch die Entsorgung Nord GmbH, kurz ENO, die von der Stadt dafür bezahlt
       wird, dass sie die Straßen und Radwege schnee und eisfrei hält, legt die
       Vorschriften anders aus. ENO-Bereichsleiter Frank Kunst sagt, auf insgesamt
       neun Strecken müsse in Absprache mit dem Amt für Straßen und Verkehr Salz
       gestreut werden. Darunter Teile der Humboldt und der Bismarckstraße. Dem
       widerspricht Jürgen Falldorf vom Verkehrssenator. „Das stimmt nicht, dort
       darf nur Sand verwendet werden.“
       
       14 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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