# taz.de -- Streit der Woche: Kann man auf Rot-Grün hoffen?
       
       > Mit der Niedersachen-Wahl beginnt das Superwahljahr in Deutschland.
       > Rot-Grün ist unsexy. Aber gibt es eine Chance auf einen Neuanfang?
       
 (IMG) Bild: Da war die Hoffnung noch groß, der Schampus schmeckte: Gerhard Schröder und Joschka Fischer 1998.
       
       Was in Niedersachsen passiert, bleibt nicht in Niedersachsen – das ist der
       Tenor im Vorfeld der Landtagswahl am 20. Januar. Die Wahl könnte bundesweit
       wegweisend sein. Könnte. Aber welchen Weg weist sie?
       
       Wenige Tage vor der Wahl steht es unentschieden. Nach einer ARD-Umfrage
       würde Rot-Grün 46 Prozent der Wählerstimmen bekommen, Schwarz-Gelb liegt
       bei 45 Prozent. Es könnte nicht knapper sein. Vor allem, weil sich SPD und
       CDU mit dem Rotweintrinker Steinbrück und dem gefallenen Präsidenten Wulff
       nicht gerade einen Gefallen getan haben. Viel hängt davon ab, ob die FDP
       die fünf Prozent Hürde in den Landtag schafft. Die großen Gewinner der
       Niedersachsen-Wahl werden aber wohl die Grünen sein, die als ehrlich
       gelten. Und das mit nur 13 Prozent.
       
       Damit haben die Grünen eine realistische Chance, in die Landesregierung
       gewählt zu werden. Als Koalitionspartner der SPD oder – hinter
       vorgehaltener Hand – der Union. Schwarz-Grün wird als neue Option
       diskutiert, bisher unverbraucht, vielleicht eine gute Mischung aus
       Bodenständigkeit und Fortschritt. Ist Rot-Grün tot?
       
       Als Gerhard Schröder und Joschka Fischer 1998 die erste rot-grüne Koalition
       bildeten, war die Hoffnung groß. Endliche eine linke Bundesregierung! Die
       großen Fragen der Sozialpolitik standen damals auf der Agenda.
       Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit. Ein weites Feld, von dem vor allem
       die Reform der Arbeitsmarktpolitik in Erinnerung bleibt. Bekannter unter
       dem Terminus „Hartz IV“.
       
       Ein schweres Erbe. Wenn man heute an Rot-Grün denkt, bleibt die Erinnerung
       an die Massendemonstrationen gegen die Sozialkürzungen, den Einsatz der
       deutschen Bundeswehr im Kosovo und in Afghanistan. Die Grünen standen wegen
       der Militäreinsätze vor einem inneren Bruch. Lafontaine verließ die SPD und
       gründete „Die Linke“.
       
       Die Hoffnung, dass Rot-Grün alles anders machen würde als Schwarz-Gelb, war
       dahin. Wenn man an Rot-Grün denkt, dann vor allem an diese Enttäuschung.
       Die Ziele sind heute ähnlich wie damals, sie klingen größer. Aber glaubt
       man noch daran? „Ein Europa der Gerechtigkeit“, wird auf der SPD Homepage
       gefordert, „Rentengarantie von 850 Euro“ bei den Grünen. Die Parteien
       hängen aneinander, sie sind sich eben immer ähnlicher geworden, wie ein
       altes Ehepaar.
       
       ## Und die Alternative?
       
       Eine Alternative wäre eine Verbrüderung traditioneller Gegner:
       Schwarz-Grün. Sieht man sich aber die Wahlwerbespots der Parteien an,
       könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Bei der Union ertönt ein
       schottischer Dudelsack, als Anspielung auf den CDU-Kandidaten David
       McAllister.
       
       Dann hüpft ein blondes Mädchen über niedersächsische Wiesen und die Statue
       von Friedrich Barbarossa wacht über das Land. „Linke Sprotte, leg dich
       niemals mit uns an“, wird im Hintergrund gesungen. Die Grünen antworten mit
       einem Gegenspot. Sie werben für mehr Bildung, mehr erneuerbarer Energie und
       mehr Familiengeld. Klassische linke Themen.
       
       Wie sollen diese Parteien zusammenkommen? In Hamburg ist die schwarz-grüne
       Koalition 2010 geplatzt. Ob sich die Parteien in Niedersachsen bei der
       Asylpolitik, der Frauenpolitik und der Datenspeicherung einigen, darf
       bezweifelt werden.
       
       Rot-Grün ist unsexy, naheliegend, gescheitert – aber gibt es vielleicht die
       Chance auf einen Neuanfang? Kann man auf Rot-Grün hoffen?
       
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       15 Jan 2013
       
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