# taz.de -- Lokalsender in Gefahr: Immer weniger TV
       
       > Rückzug des Hauptsponsors, Massenentlassung, aktuelle Produktion
       > halbiert: Der lokale Fernsehsender "Center TV" steckt in Schwierigkeiten.
       
 (IMG) Bild: Auch dieses Arbeitsgerät wird nur noch halb so viel benutzt wie früher: Das Sendermikrofon.
       
       Nein, eine gütliche Einigung gab es nicht am vergangenen Montag: Vor dem
       Arbeitsgericht trafen der „Executive Producer“ Malte Bastian, das ist so
       etwas wie ein Chefredakteur, auf den Anwalt von Center TV. Bastian war im
       November ohne Angaben von Gründen mit sofortiger Wirkung „freigestellt“
       worden, als er am 28.11.2012 vor dem Arbeitsgericht dagegen angehen wollte,
       schob Center TV eine Kündigung nach und gleich eine Liste derer, die auch
       gekündigt wurden: Mehr als ein Viertel der Beschäftigten soll raus,
       darunter auch der IT-Chef.
       
       Das gilt arbeitsrechtlich als „Massenentlassung“, mit dem Betriebsrat von
       Center TV wird über einen Sozialplan und Abfindungen verhandelt. Die liegen
       aber kaum über ein oder zwei Monatsgehältern – den „Center TV Heimatfunk“
       Bremen gibt es erst seit fünf Jahren, die Mitarbeiter von modernen privaten
       Medien wie Center TV wechseln öfter und die meisten der rausgeschmissenen
       waren nicht lange dabei.
       
       Offizielle Begründung der Massenentlassungen: „Den Wegfall eines
       Hauptwerbepartners gilt es zu kompensieren. Zur Sicherung des
       Sendebetriebes unter Aufrechterhaltung der Qualität, sind die Verdichtung
       des Programms und die Verbesserung der Kostenstruktur notwendig geworden.“
       Konkret heißt das: Bisher hatte Center TV täglich zwei Stunden Fernsehen
       produziert, der Rest läuft in einer Sendeschleife. Die Programmgestaltung
       und der Umfang neuer Produktionen ist Bestandteil der Lizenz privater
       Sender. Mitte Januar hat Center TV beim zuständigen Landesmedienrat, der
       die Lizenz erteilt hat, die Genehmigung dafür beantragt, in Zukunft nur
       noch eine Stunde „frisch“ zu produzieren. „Vorübergehend“ und „für einen
       Übergangszeitraum der Umstrukturierung“, heißt es offiziell. Die
       Entlassungen sind allerdings nicht vorübergehend.
       
       Der „Hauptwerbepartner“, der weggefallen ist, heißt Sparkasse Bremen.
       Beinahe 300.000 Euro hat die Sparkasse pro Jahr über „Werbung“ und
       Sponsoring zugeschossen, die Geduld mit dem defizitären Bremen-Sender ist
       am Ende. Auch ihre Gesellschafteranteile (15 Prozent) soll die Sparkasse
       gekündigt haben – fristgerecht zum 31.12.2013, so sagen für gewöhnlich gut
       unterrichtete Kreise. Die Sparkasse bestätigt den Sponsoring-Rückzug,
       dementiert aber die Kündigung der Anteile. Man sei nach wie vor
       Gesellschafter, heißt es. Alles weitere müsse Center TV sagen. „Nichts
       weiter als ein Gerücht“, heißt‘s auch dort.
       
       Andere Gesellschafter, die Sparkassen-Anteile übernehmen könnten, wären die
       Weser Kurier-Gruppe (bisher 21,6 Prozent) und die EWE-Medientochter new
       content Media Group (49,9 Prozent). Der Geschäftsführer von Center TV,
       Ralf-Richard Becker, ein gelernter Autoverkäufer, sucht derweil neue
       „Sponsoren“.
       
       Auch der Weser Kurier ist „Sponsor“ und steuert unter anderem die Sendung
       “Lecker rechnen“ bei, in der der Geschäftsführer Ulrich Hackmack an der
       Tafel über mathematische Grundlagen doziert, während die Weser
       Kurier-Angestellte Anneke ter Veen Salate schnibbelt. Die Sendung ahmt
       Koch-Shows nach – auch beim Versuche, flotte Sprüche zu produzieren. Sie
       ist aber abgrundtief doof und daher auf ihre Weise kultverdächtig.
       
       Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Center TV sind nicht neu, „bereits
       im Jahresabschluss für 2011 wies der Sender einen nicht durch Eigenkapital
       gedeckten Fehlbetrag von 141.000 Euro aus“, berichtete der
       Medienbranchendienst kress-report. Auch andere Center-TV-Heimatsender, etwa
       der in Aachen oder der in Köln, haben wirtschaftliche Schwierigkeiten.
       
       Vor einem Jahr hat der Regionalsender Center TV Ruhr Konkurs angemeldet.
       „Der Sendebetrieb aus dem Studio in Aachen ist eingestellt und eine eigene
       Redaktion gibt es leider nicht mehr“, heißt es auf der Webseite von Center
       TV Aachen. Auf der Internetseite von Center TV Bremen steht über die
       Halbierung der täglichen aktuell produzierten Programmstrecke kein Wort.
       
       24 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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