# taz.de -- Kommentar Wahl in Tschechien: Der Deutschenknacks
       
       > Warum glauben viele Tschechen an „sudetendeutsche“ Revanchisten – wie
       > Kinder an Knecht Ruprecht? Gewinnt Zuman die Wahl mit einem imaginären
       > Feind?
       
 (IMG) Bild: Wer ist der Boss? Anfang Mai inspizierte Milos Zeman die böhmischen Kronjuwelen.
       
       „Die Wahrheit siegt“, steht auf der Standarte des tschechischen
       Präsidenten. Wenn Miloš Zeman die Präsidentschaftswahlen tatsächlich
       gewinnt, sollte er den Wahlspruch ändern: „Lez zvitezila“ – „Die Lüge hat
       gesiegt“.
       
       Ob er oben ankommt oder nicht: Zemans Weg auf die Prager Burg ist mit Lügen
       gepflastert. Lügen über seinen Gegenkandidaten Karel Schwarzenberg und
       dessen Familie, Lügen über die eigenen Verdienste. Genau wie auch Václav
       Klaus ist Zeman ein Symbol des tschechischen Postkommunismus, der keine
       Moral, sondern nur Pfründe kennt.
       
       Vielleicht ist diese Zeit erst vorbei, wenn die „deutsche Karte“ nicht mehr
       sticht, wenn sie nicht mehr als Ass im Ärmel gezogen wird, von Politikern,
       die ihre Felle davonschwimmen sehen – so wie Zeman nach dem Erfolg
       Schwarzenbergs im ersten Wahlgang. Das könnte schon am Samstag der Fall
       sein, wenn das Wahlergebnis feststeht.
       
       Eines haben die Wahlen auf jeden Fall gezeigt: Der Deutschenknacks scheint
       in Tschechien weit verbreitet zu sein. Warum sonst glauben große Teile der
       Gesellschaft 15 Jahre nach Verabschiedung der deutsch-tschechischen
       Erklärung, die das Thema ein für allemal beendet und den Historikern
       übergeben hat, noch an „sudetendeutsche“ Revanchisten – wie kleine Kinder
       an Knecht Ruprecht? Es ist bedauerlich, dass ein imaginärer Feind die
       gesellschaftliche Diskussion so manipulieren kann.
       
       Vielleicht liegt es ja auch am schlechten Gewissen. Wenn Schwarzenberg,
       seit über sechs Jahren Außenminister, die sogenannte wilde Vertreibung der
       Deutschen aus heutiger Sicht als ein Verbrechen an der Menschlichkeit
       bezeichnet, dann bricht er immer noch ein Tabu. Aber er hat die Wahrheit
       gesagt. Der Wahlausgang wird zeigen, ob sich das präsidentielle Motto
       bewährt.
       
       25 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alexandra Mostyn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Präsidentenwahl
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Wahl
 (DIR) Wahlkampf
 (DIR) Milos Zeman
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Tschechien
 (DIR) Tschechien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Akademische Freiheit in Tschechien: Staatspräsident in Kampfbereitschaft
       
       Der tschechische Präsident Milos Zeman will seine Macht ausbauen. Nun hat
       er die Berufung eines unbequemen homosexuellen Wissenschaftlers verhindert.
       
 (DIR) Tschechiens neuer Präsident: Populistisch und trinkfest
       
       Milos Zeman umarmt Bäume und mag Alkohol. Seine unermüdliche Basisarbeit
       hat den postkommunistischen Populisten ganz nach oben gebracht.
       
 (DIR) Tschechiens neuer Präsident: Das Diktat des Dorfstammtischs
       
       Milos Zeman hat die Präsidentenwahl gegen den „Fürsten“ Karel Schwarzenberg
       gewonnen – mit der Mär von der „sudetendeutschen Reconquista“.
       
 (DIR) Tschechiens neuer Präsident Zeman: Schillernder Linkspopulist
       
       Mit 55 Prozent der Stimmen wurde Milos Zeman in der Stichwahl zum neuen
       tschechischen Präsidenten gewählt. Er gilt als europafreundlicher als sein
       Vorgänger Vaclav Klaus.
       
 (DIR) Präsidentenwahl in Tschechien: Wer wird weises Väterchen?
       
       Sozialdemokrat Milos Zeman tritt gegen den adeligen Außenminister Karel
       Schwarzenberg an. Zeman hat die „deutsche Karte“ gespielt – und liegt vorn.
       
 (DIR) Kommentar Wahl in Tschechien: Sieg für die jungen Tschechen
       
       Der Sieger der Stichwahl in zwei Wochen steht bereits fest: Karel
       Schwarzenberg. Mit ihm werden die Tschechen ein Symbol des Wandels wählen.
       
 (DIR) Präsidentschaftswahl in Tschechien: Adeliger gegen Provokateur
       
       Der tschechischer Außenminister Schwarzenberg erreicht überraschend die
       Stichwahl. Er tritt in zwei Wochen gegen den Linkspolitiker Zeman an.
       
 (DIR) Präsidentenwahlen in Tschechien: Endspurt auf die Prager Burg
       
       Erstmals entscheiden die Tschechen direkt über ihren Staatschef. Keiner der
       Kandidaten kann mit einer sauberen politischen Vergangenheit punkten.