# taz.de -- Herausforderung für Hannover 96: Abhaken und weiterfliegen
       
       > Nach dem biederen 1:0-Heimsieg gegen die TSG Hoffenheim blickt Hannover
       > 96 nach vorn – auf die nächste Partie der Europa League in Moskau. Doch
       > die Probleme beim Spielaufbau bleiben ungelöst.
       
 (IMG) Bild: Jubel nach dem Hoffenheim-Treffer: Spieler von Hannover 96.
       
       Wie es sich für echte Routiniers gehört, begann nur wenige Minuten nach der
       erfolgreichen Pflicht das Plaudern über die Kür. Selbst Sofian Chahed,
       bisher meistens einer der Reservisten im Team von Hannover 96, gab nach dem
       1:0 (1:0)-Heimsieg in der Bundesliga bereitwillig Auskunft über die nächste
       Dienstreise in der Europa League. Wenn Chahed und Co. am Mittwoch nach
       Moskau fliegen, um sich mit dem FK Anschi Machatschkala zu duellieren, wird
       ihr dürftiger Auftritt vom Samstag schon fast wieder vergessen sein. „Wir
       haben uns diesen Sieg erarbeitet“, sagte Torhüter Ron-Robert Zieler nach
       einem Erfolg gegen die TSG Hoffenheim, der getrost als äußerst bieder
       bezeichnet werden darf.
       
       Der Versuch, den Höhenflug von Hannover 96 fortzusetzen und die
       Erfolgsmannschaft der vergangenen beiden Spielzeiten weiterzuentwickeln,
       wird für Trainer Mirko Slomka zu einer echten Herausforderung. Vier
       Neuzugänge während der Winterpause sind als Investition in eine Zukunft zu
       verstehen, die möglichst wenig mit grauem Liga-Alltag zu tun haben soll.
       „Wir sind für jedes Abenteuer zu haben“, sagt der frühere Nationalspieler
       Jan Schlaudraff, wenn er über die besonderen Herausforderungen der Europa
       League und das etwas grellere Rampenlicht in diesem Wettbewerb spricht.
       
       Aber es mangelt derzeit an Empfehlungsschreiben der 96-Elf für höhere
       Aufgaben. Wie schon beim 2:1-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg war auch das
       zweite Heimspiel der Rückrunde eine zähe Angelegenheit. Der Siegtreffer von
       Torjäger Mame Diouf in der 8. Minute wurde durch einen Fehler des neuen
       Hoffenheimer Schlussmannes Heurelho Gomes stark begünstigt. Der Rest des
       hannoverschen Sieges ist einer routinierten Mischung aus Fleiß, Glück und
       Geschick zuzuschreiben.
       
       Zu den Höhepunkten erlebnisarmer Bundesligaspiele gehört in Hannover
       mittlerweile auch die Durchsage der offiziellen Zuschauerzahl. 35 200
       zahlende Gäste wurden dieses Mal vermeldet. Und deren Eintrittsgeld darf
       vom Schatzmeister bestimmt auch ordnungsgemäß verbucht werden. Aber die
       winterliche Kälte, ein eher mittelmäßiger Gegner und zuletzt dürftige
       Leistungen hat eben auch so manchen Dauerkartenbesitzer vom hannoverschen
       Fußballstadion ferngehalten.
       
       Die Erwartungshaltung am Westufer des Maschsees ist enorm gestiegen. Aber
       das 96-Team kann das Schöner, Besser und Erfolgreicher nicht wie auf
       Bestellung leisten. Angesichts einer langen Verletztenliste und
       Neueinkäufen wie dem Brasilianer Franca, der, wenn überhaupt, nur auf lange
       Sicht eine Verstärkung sein kann, braucht es ein wenig Geduld.
       
       Wer genau hingesehen hat, dürfte zumindest gemerkt haben, dass mit Johan
       Djourou ein neuer Abwehrspieler nach anfänglichen Schwierigkeiten
       erfolgreich integriert werden konnte. Die Leihgabe von Arsenal London macht
       sich allmählich bezahlt. An der Seite von Routinier Christian Schulz gelang
       es Djourou, die Flut der Gegentore einzudämmen und Schlussmann Zieler
       endlich wieder ein Zu-null-Spiel zu bescheren.
       
       Die begehrten Tabellenplätze, die zum erneuten Mitwirken in der Europa
       League berechtigen, bleiben in Sichtweite. Aber für den Wettstreit mit
       deutlich besserer Konkurrenz als der TSG Hoffenheim wird sich Hannover 96
       auch deutlich steigern müssen. Es hilft wenig bis gar nichts, wenn die
       Offensive mit Diouf, Schlaudraff und Co. erstklassig besetzt ist, aber der
       Spielaufbau stockt. Manuel Schmiedebach und Sergio da Silva Pinto sind
       derzeit mit dem Abräumen vor der Abwehr ausgelastet und tragen wenig dazu
       bei, dass gefährliche Konter oder kreative Angriffe gestartet werden
       können.
       
       Einen Profi, der als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff den
       Anforderungen des oberen Tabellenviertels genügt, besitzt Hannover 96 nicht
       und wird ihn auf absehbare Zeit wohl auch nur dann kaufen können, wenn die
       Kür zum Triumph wird. Es ist deshalb folgerichtig, wenn sich die Spieler
       mit dem neunten Sieg in dieser Saison und der TSG Hoffenheim nicht länger
       als nötig aufhalten und lieber an Anschi Machatschkala denken. Der
       aufstrebende Klub wird von einem russischen Milliardär aufgepäppelt. Er
       passt bestens in das Beuteschema von Hannover 96, wenn es darum geht,
       wieder einmal als gründlicher Spielverderber aufzutreten.
       
       10 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Otto
       
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