# taz.de -- Wohnungen am Mauerpark: Anstreben statt festlegen
       
       > Was bedeutet ökologisches und soziales Bauen für den Senat? Allgemein
       > viel, konkret aber nichts. Das ergab eine Anfrage des Grünen Andreas
       > Otto.
       
 (IMG) Bild: Will es wissen: Andreas Otto von den Grünen.
       
       Auf dem Papier liest sich der Vertrag toll, dem der Senat im Oktober
       zustimmte. Über die geplante Wohnbebauung im Norden des Mauerparks
       vereinbarte das Land Berlin mit dem Eigentümer, einer Tochter der
       österreichischen Aktiengesellschaft CA Immo: „Die Vertragsparteien streben
       eine nachhaltige und ökologisch ausgewogene Entwicklung und eine soziale
       Durchmischung des Gebietes an. Daher sollen die Wohnungen in einem
       ausgewogenen Verhältnis auch durch Baugruppen, Genossenschaften oder
       landeseigene Wohnungsbaugesellschaften errichtet werden, und es wird ein
       möglichst hoher Mietanteil angestrebt.“
       
       Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto hat sich daraufhin mit einer Kleinen
       Anfrage an den Senat gewandt. Er wollte wissen: Welche konkreten
       ökologischen Kriterien muss der Eigentümer mindestens einhalten, wenn er
       nicht vertragsbrüchig werden will? Wie viele Wohnungen müssten mindestens
       durch Baugruppen und Genossenschaften gebaut werden, um zu einem
       „ausgewogenen Verhältnis“ zu kommen? Wie hoch muss der Anteil an
       Mietwohnungen prozentual sein, damit er als „möglichst hoch“ im Sinne des
       Vertrages gilt?
       
       Die Antwort von Christian Gaebler, SPD-Staatssekretär in der
       Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Der Vertrag beschreibe „eine
       gemeinsame Zielvorstellung der Vertragsparteien“. Eine konkrete Definition
       der Kriterien „wird im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens, das das
       Bezirksamt Mitte führt, erfolgen“.
       
       ## Stümperei statt Seriosität
       
       Der Senat habe offenbar „leere Versprechungen abgegeben“, kritisiert der
       Grünen-Abgeordnete Otto. Und zwar auch gegenüber dem Abgeordnetenhaus,
       dessen Zustimmung der Senat für das Geschäft brauchte. Der Hinweis in der
       Antwort des Senats auf den Bebauungsplan sei nichts wert – schließlich
       könne dort gar nicht festgelegt werden, ob ein späterer Eigentümer der
       Wohnungen ein Investor, eine Baugruppe, eine Genossenschaft oder eine
       landeseigene Gesellschaft werde. Ottos Zusammenfassung des Vertrages:
       „Versprechungen, die keinerlei Verbindlichkeit haben, und Geldzahlungen an
       den Investor ohne Gegenleistung.“ Das sei „Stümperei und keine seriöse
       Stadtpolitik“.
       
       Ähnlich sieht es Heiner Funken, Vorstandssprecher der Bürgerinitiative
       Welt-Bürger-Park, die sich für eine Vergrößerung des Mauerparks einsetzt.
       Es bleibe letztlich „dem freien Spiel der Wirtschaft überlassen“, was dort
       gebaut werde: Der Vertrag bestehe aus „ins Blaue hineinformulierten
       Willenserklärungen“ und „politischem Blubber“. Aber nicht ausschließlich,
       so Funken: „Das einzig Bindende an dem Vertrag sind die Zahlungen an den
       Investor.“
       
       Der Vertrag mit dem Investor beendete das lange Ringen um eine Vergrößerung
       des Mauerparks, der bisher aus dem ehemaligen Todesstreifen auf der
       östlichen Seite der Mauer besteht. Seit Anfang der Neunzigerjahre ringen
       Anwohner darum, dass auch der Streifen auf der Westseite zum Park wird.
       Bisher liegt die Fläche weitgehend brach. Seit mehr als zehn Jahren sucht
       die Politik eine Lösung. Die schwierige rechtliche Lage, wechselnde
       Eigentümer, der Kompetenzwirrwarr zwischen Land und zwei Bezirken und die
       nicht immer deckungsgleichen Interessen der Anwohner und der Parknutzer
       verzögerten eine Lösung.
       
       Das Gelände westlich des Mauerstreifens gehörte ursprünglich der Bahn und
       zuletzt einer österreichischen Immobilienfirma. Der Vertrag sieht vor, dass
       das Land Berlin für 3,8 Millionen Euro den Teil südlich des Gleimtunnels
       kauft und den Mauerpark um diese Fläche erweitert. Der Flohmarkt und die
       Bars an der Bernauer Straße bleiben erhalten. Im Gegenzug wurde dem
       Eigentümer in Aussicht gestellt, dass er im Norden des Grundstücks zwischen
       Gleimstraße und Ringbahn Wohnungen bauen darf.
       
       11 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
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