# taz.de -- Postkarte aus Berlin: Mein verehrter Freund
       
       > Das Berghain ist umgezogen. Zumindest im Geiste. Eine Beobachtung im
       > Museumsviertel.
       
 (IMG) Bild: Das hier war gestern.
       
       Mein verehrter Freund,
       
       ich hab ihn heute morgen wieder gesehen, den Typen mit der Klarinette. Er
       stand auf der Brücke bei der Alten Nationalgalerie, gleich neben einem von
       diesen Händlern, die hier überall gefälschte Sowjet-Abzeichen und
       Pelzmützen verkaufen. Der Klarinettenmann ist das Beste an diesem ganzen
       komischen Museumsviertel, das an vielen Stellen aufgerissen und ausgebaut
       wird. Erst dachte ich, er spielt hier wegen all der Touristen, die
       vorbeikommen und Kleingeld in seinen Koffer schmeißen. Aber heute die
       Erkenntnis: Der Klarinettenmann ist wegen der Baustellen da!
       
       Du kannst es nicht überhören. Er improvisiert auf seinem Instrument zu den
       Baggersounds, den Lastwagenmotoren und Vorschlaghämmern. Zusammen
       erschaffen sie herrlich schräge Berlin-Kompositionen, die sich im Spiel
       nicht wiederholen lassen. Sie verschwinden, sobald sie einmal in der Welt
       sind. Diese Brücke in Mitte ist gerade der Club der Stadt. Nur, damit Du
       Bescheid weißt, wenn Du das nächste Mal aus der Ferne zu Besuch kommst.
       
       Mit vorzüglicher Hochachtung,
       
       Deine Joanna
       
       Am Samstag in der taz.Berlin Wochenendausgabe: Statt auf Brücken in Mitte
       pilgern junge Touristen nach Neukölln. Lange galt der Stadtteil als der Ort
       in Berlin, an dem alles möglich ist. Jetzt steht er in jedem Reiseführer.
       Was ist noch dran an Neukölln? Der Reality Check.
       
       14 Feb 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Joanna Itzek
       
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