# taz.de -- Internationale Tourismusbörse: Urlaubsstimmung ist positiv
       
       > Auf der ITB in Berlin werden die Reisetrends abgesteckt. Die Chinesen
       > haben den Deutschen den Rang als Reiseweltmeister abgenommen.
       
 (IMG) Bild: Werbung für den Irak auf der ITB.
       
       BERLIN taz | Sie ist technokratischer geworden, cooler, die Internationale
       Tourismusbörse in Berlin (ITB), die diesen Sonntag zu Ende geht. Das können
       auch kreiselnde Suffis im bunten Kostüm bei Oman oder tanzende Kubaner
       nicht verdecken. Die Empfänge sind kürzer, die Häppchen dürftiger, die
       Begegnungen schneller.
       
       Das Internet hat nicht nur das Buchungsverhalten der Deutschen verändert –
       2012 stiegen die Online-Buchungen um ein Fünftel auf einen Anteil von 36
       Prozent, wie das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte. Es
       verändert auch die Messelandschaft: Neben Journalisten akkreditieren sich
       auf der Messe immer mehr Blogger, die von der weiten Welt und ihren
       touristischen Produkten erzählen.
       
       Auf große Resonanz stieß das [1][ITB Blogger Speed Dating], das dieses Jahr
       zum ersten Mal stattfand. An zwei Tagen trafen rund 100 nationale und
       internationale Blogger mit Ausstellern zusammen. Insgesamt besuchten 250
       Blogger aus aller Welt die ITB Berlin.
       
       Gestiegen sind auch die Teilnehmerzahlen der eTravel World zu Mobile und
       Social Media Themen auf der Messe. Bei der Vermarktung spielt das Netz
       ohnehin eine wachsende Bedeutung, so dass sich mancher Veranstalter gleich
       übers Netz vernetzt und den kostspieligen Weg nach Berlin spart.
       
       ## Zuwachs bei Luxusreisen
       
       Doch beim Reiseverhalten ist vieles gleich geblieben, wie die Reiseanalyse
       der [2][Kieler Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR]) zeigt. Die
       Hitliste der Reiseziele der Deutschen ist seit Jahren unverändert. Auch
       2012 lagen Reisen in Deutschland auf Platz eins – an der Spitze Bayern und
       die norddeutschen Küstenländer. Bei den Auslandszielen rangierten erneut
       Spanien, Italien, die Türkei und Österreich vorn. Krisenländer hingegen
       werden gemieden: Am größten sei der Rückgang der Nachfrage für
       Griechenland, Ägypten und Tunesien.
       
       Unverändert ist der Boom der Kreuzfahrtbranche: Nach dem Unglück des
       Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia Anfang 2012 seien die Buchungszahlen
       phasenweise deutlich zurückgegangen. Inzwischen jedoch hätten die
       Kreuzfahrten das starke Umsatzniveau des Vorjahres wieder erreicht.
       
       Wachsende Nachfrage gibt es auch bei Luxusreisen. Gerade bei hochwertigen
       Reisen seien die Vorausbuchungen für die nächsten Monate im Plus. Trotz der
       ungebremsten Reiselust der Deutschen haben die Chinesen den Deutschen den
       Titel als Reiseweltmeister abgenommen. Auf den Einzelhandel hierzulande hat
       das positive Auswirkungen: Er verbuchte 1,5 Milliarden Euro Umsatz durch
       ausländische Gäste von außerhalb der EU, die umsatzsteuerfrei einkaufen
       können – ein Plus von 46 Prozent. Russen, Araber und Schweizer sei dank –
       und natürlich dem neuen Reiseweltmeister China.
       
       ## Der Trend zur Begegnung
       
       Auch bei Kultur- und Studienreisen gibt es eine Trendverschiebung. „Wenn
       Kultur, dann Kultur light und nicht Kultur pur“, sagt FUR-Geschäftsführer
       Rolf Schrader. „Der Trend geht zu kleineren Gruppen. Wir haben auch das
       Individualreisegeschäft stärker ausgebaut. Große Gruppen verkaufen sich nur
       noch über den Preis“, bestätigt Olaf Melsbach von
       [3][Studien-Kontakt-Reisen in Köln] (SKR) diesen Trend. „Die klassische
       Bildungsreise ist ein Auslaufmodel.“
       
       Heute gehe der Trend zu Erlebnissen, zu Begegnungen. Eintauchen in die
       Alltagskultur habe historischen Denkmälern den Rang abgelaufen. Der Besuch
       bei der Familie des Gärtners des Taj Mahal sei beliebter geworden als das
       Taj Mahal selbst. „Das sind Geschichten, die in Erinnerung bleiben“, sagt
       Melsbach. Immer wichtiger werde für die Deutschen der Wunsch nach einem
       ökologisch und sozial einwandfreien Urlaubserlebnis.
       
       „40 Prozent der Bevölkerung wünschen sich aktuell einen umweltverträglichen
       Urlaub – vor einem Jahr waren es erst 31 Prozent“, berichtet Martin
       Lohmann, Geschäftsführer des Kieler Instituts für Tourismus. Für 46 Prozent
       solle der Urlaub zudem sozialverträglich sein.
       
       ## Menschenrechte im Tourismus
       
       Urlauber können in Zukunft noch leichter nachhaltige Reisen finden. Auf der
       ITB in Berlin wurden erstmals acht Reisebüros mit dem CSR-Siegel für
       Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung im Tourismus ausgezeichnet,
       das von der Organisation TourCert vergeben wird. Zudem dürfen nun sechs
       weitere touristische Unternehmen mit „CRS certified“ werben. Insgesamt
       tragen damit 64 Tourismusunternehmer das Siegel, 22 befinden sich derzeit
       im Prozess der Einführung.
       
       [4][TourCert] [5][http://www.tourcert.org/index.php?id=81]überprüft
       kritisch die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen von
       Tourismusangeboten. „Es geht um einen konsequenten Schutz der Umwelt und
       Menschenrechte“, sagt Geschäftsführer Günter Koschwitz bei der Verleihung
       auf der ITB. Die vier Gesellschafter von TourCert sind der Evangelische
       Entwicklungsdienst, [6][TourismWatch], die Naturfreunde Internationale
       Wien, die [7][Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung (KATE)] in Stuttgart
       und die [8][Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde]. TourCert
       definiert die Zertifizierungsanforderungen, vergibt das CSR-Siegel und
       führt das Register der zertifizierten Unternehmen.
       
       „Die Zertifizierung unterstreicht unser Bekenntnis zum nachhaltigen
       Tourismus. Das hat eine Leuchtturmwirkung“, sagt Melsbach von SKR zur
       Motivation des Unternehmens sich zertifizieren zu lassen. „Und die
       Zertifizierung schärft im Unternehmen und bei unseren Partnern das
       Bewusstsein für soziale und ökologische Verantwortung und sie positioniert
       uns am Markt.“ Grundsätzlich gebe es aber auf der Käuferseite keine höhere
       Zahlungsbereitschaft für nachhaltiges Reisen.
       
       10 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.itb-berlin.de/Besucher-Service/Fachbesucher-Service/RecommendedForBloggers/
 (DIR) [2] http://www.fur.de/
 (DIR) [3] http://www.skr.de/
 (DIR) [4] http://www.tourcert.org/index.php?id=81
 (DIR) [5] http://www.tourcert.org/index.php?id=81
 (DIR) [6] http://www.tourism-watch.de/
 (DIR) [7] http://www.kate-berlin.de/
 (DIR) [8] http://www.hnee.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tourismus
       
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