# taz.de -- Wahl des neuen Papstes: Quaeremus Papam – wir suchen noch
       
       > Es begann mit einem kräftigen Donnerwetter und endete mit schwarzem
       > Rauch. Erstmal. Der erste Tag der Papstwahl ist ohne Ergebnis zu Ende.
       
 (IMG) Bild: Ohren zu und durch.
       
       ROM taz | Es ist noch nichts entschieden. Schwarzer Rauch stieg auf und die
       Kardinäle müssen am Mittwoch noch einmal von vorne beginnen. Ein neuer
       Papst ist noch nicht gefunden.
       
       Es begann mit einem kräftigen Donnerwetter. Mitten in den feierlichen
       Gottesdienst zum [1][Beginn des Konklave] krachte am Dienstagvormittag über
       Rom ein Gewitter nieder, das mit Wind und einem kalten Regenguss Tausende
       von Gläubigen durchnässte. Die Menschen, die außerhalb des Petersdoms die
       Messe auf Großleinwänden verfolgt hatten, flüchteten sich in die Arkaden.
       Die Kirchenfürsten saßen im Petersdom allerdings warm und trocken.
       Routiniert feierlich brachten sie die Messe hinter sich und zogen sich dann
       zum Mittagessen zurück.
       
       Auf ein ähnlich [2][direktes Eingreifen des Himmels] hoffen die Kardinäle
       ab dem Nachmittag: Beim feierlichen Umzug in die Sixtinische Kapelle singen
       sie „Komm, heiliger Geist“, der bei der Auswahl des neuen Oberhirten helfen
       soll. Am Nachmittag beginnt der erste Wahlgang, um den 307. Papst der
       katholischen Christenheit zu bestimmen. Wie lange das Konklave dauern wird,
       ist völlig offen. Die italienischen Zeitungen, durch Indiskretionen vor
       allem der italienischen Bischöfe gefüttert und deshalb gut informiert,
       sagen mal eine kurze und mal eine quälend lange Wahl voraus.
       
       Auf welchen Mitbruder sich die Kardinäle am Ende als ihren zukünftigen Chef
       einigen werden, ist ebenso ungewiss. Mitentscheidend wird sein, ob sich der
       Block aus italienischen und Kurienkardinälen mit einem Italo-Kandidaten im
       Hauruck-Verfahren durchsetzen kann. Die letzten Gerüchte gehen ansonsten
       von einem Zweikampf zwischen dem Mailänder Erzbischof Angelo Scola und dem
       Brasilianer Odilo Scherer aus Sao Paolo aus. Für Scola sprechen seine
       Erfahrung als Chef eines der größten Bistümer der Welt und seine guten
       Verbindungen in den Vatikan und die Politik – er galt lange als Mann
       Berlusconis.
       
       Scherer dagegen kennt auch Rom aus langen Dienstjahren in der strategisch
       wichtigen Bischofskongregation, hat aber seine ebenfalls riesige
       Heimatdiözese gut im Griff – ein Umstand, auf den die Kardinäle derzeit
       genau achten. Der deutschstämmige Scherer ist konservativ, hält aber auch
       Kontakt zu den Armen und seine schützende Hand über Basiskirchen und
       Befreiungstheologen.
       
       ## "Der Papst darf kein Yankee sein"
       
       Das Angebot an potenziellen Päpsten ist aber noch viel größer. Etwa zehn
       bis 15 Purpurträger rechnen sich Chancen auf den Führungsjob aus, meinen
       Insider. Der Ghanaer Peter Turkson gilt manchen nach anfänglicher
       Begeisterung als zu konservativ und zu islamkritisch; die Bischöfe von
       Boston und New York, Sean O´Meally und Timothy Dolan, gelten als gute
       Sanierer und zugewandte Seelsorger – doch der Papst „kann kein Yankee
       sein“, heißt es, weil er für die Gläubigen in Lateinamerika und die
       arabische Welt ein rotes Tuch wäre.
       
       Der ehemalige Staatssekretär des Vatikan, Tarcisio Bertone, habe schon vor
       Monaten geprahlt, er habe 50 Stimmen sicher, berichten Vatikankenner. Doch
       jetzt ist sein Stern gesunken, weil er für die Selbstblockade der Kurie
       verantwortlich gemacht wird. Der Kanadier Marc Ouellet, ein früher Favorit,
       ist gut vernetzt, weder Italiener noch US-Bürger und hat sich bisher
       bedeckt gehalten – drei gute Qualifikationen, um vielleicht als
       Kompromisskandidat aus dem Kelch gezaubert zu werden, wenn sich die anderen
       Fraktionen gegenseitig blockieren.
       
       „Können Sie uns nicht jemanden backen“, seufzte ein gut vernetzter
       Priester, „der die Durchsetzungskraft der Amerikaner mit dem Insiderwissen
       der Italiener und der theologische Brillanz mit Weltoffenheit vereint?“ Die
       Spekulationen über Namen verdecken, dass die Kardinäle vor wichtigen
       strukturellen Entscheidungen stehen: Wer kann die Vatikanverwaltung
       reformieren? Wieviele Rechte bekommen die Ortskirchen, gibt es eine Abkehr
       vom absoluten römischen Zentralismus? Und: Welcher Papst könnte das
       Vertrauen von Gläubigen und Öffentlichkeit nach den Missbrauchsskandalen
       zurückgewinnen?
       
       Fragen, deren Antworten erst nach der Wahl erwartet werden. Wenn überhaupt.
       
       12 Mar 2013
       
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