# taz.de -- Erfolgreicher Frauenfußball: Der Wolfsburger Doppelpass
       
       > Der VW-Konzern lockt gute Spielerinnen nach Wolfsburg, indem er ideale
       > Rahmenbedingungen bietet. Das zahlt sich aus: Das Team eilt von Sieg zu
       > Sieg.
       
 (IMG) Bild: Derzeit verletzt, aber bei den Siegen am Spielfeldrand mit dabei: VfL-Spielführerin Nadine Keßler.
       
       HANNOVER taz | Es war ein denkbar knapper Sieg, den die Fußballerinnen des
       VfL Wolfsburg am Sonntag davontrugen: Im Top-Duell der Frauen-Bundesliga
       gegen den SC Freiburg lagen sie zur Halbzeit noch 0:1 zurück. Nach dem
       Ausgleich in der 64. Minute dauerte es bis zur dritten Minute der
       Nachspielzeit, bis die Entscheidung fiel. Der 2:1-Siegtreffer gelang
       Nationalspielerin Conny Pohlers.
       
       Damit sichern sich die Wolfsburgerinnen in der Liga den ersten
       Tabellenplatz vor dem amtierenden Meister Turbine Potsdam. Es ist ein
       wichtiger Sieg, dem nur wenige Tage zuvor ein ebenso wichtiger Sieg
       voranging: Am vergangenen Mittwoch besiegten die VfL-Frauen den russischen
       Meister FK Rossijanka in der Champions League zu Hause mit 2:1.
       
       Der Ärger, der trotz des Erfolgs entstanden war, sagt eine Menge aus über
       die gehobenen Ansprüche beim VfL Wolfsburg. Tabellenführer in der Liga, das
       Pokalfinale erreicht, in der Champions League auf dem Weg ins Halbfinale:
       Trotzdem legt VfL-Trainer Ralf Kellermann die Messlatte für sein
       Erfolgsteam immer noch ein Stückchen höher. Für ihn fühlte sich der
       2:1-Heimsieg angesichts vieler ausgelassener Torchancen wie eine Niederlage
       an.
       
       Kommenden Mittwoch reisen die Wolfsburgerinnen, von denen sieben
       Spielerinnen dem aktuellen Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft
       angehören, zum Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale nach Moskau. Das
       Wissen, große Taten vollbringen zu können, ist für Kellermanns Team längst
       zu einer Selbstverständlichkeit geworden.
       
       Wie es dazu kommen konnte, dass der VfL Wolfsburg innerhalb kürzester Zeit
       nicht nur die beste norddeutsche Mannschaft, sondern auch gleich das
       bundesweit beste Team ins Rennen schicken kann, beschäftigt viele Neider
       und Kritiker.
       
       „Das Vorurteil über uns ist in den Köpfen verhaftet“, sagte Thomas
       Röttgermann, der als einer von drei Geschäftsführern der VfL Wolfsburg
       Fußball GmbH für das Projekt Frauenfußball verantwortlich ist. Wie das
       Männerteam um den Brasilianer Diego, das sich dank millionenschwerer
       Investitionen in der Bundesliga etabliert hat, werden auch die Frauen vom
       Volkswagen-Konzern unterstützt. „Wir bieten den Spielerinnen eine
       sportliche Perspektive und eine berufliche Absicherung. Und ja, wir zahlen
       auch Geld. Aber weniger als die Konkurrenz aus Frankfurt und Potsdam“,
       versichert Röttgermann.
       
       Was auch immer Spielerinnen wie Carolin Simon vom Hamburger SV, Viola
       Odebrecht von Turbine Potsdam oder Alexandra Popp vom FCR 2001 Duisburg
       zuletzt ins Niedersächsische gelockt hat: Die Konkurrenz erlebt auf
       schmerzhafte Art mit, wie Wolfsburg die Elite anlockt und Tor für Tor zum
       Branchenprimus aufsteigt.
       
       Zur Champions-League-Partie in Moskau reisen Kellermann und Co. mit der
       Empfehlung, in dieser Saison erst ein einziges Pflichtspiel verloren zu
       haben. Das darf man als Bestätigung für die Arbeit des Trainers, aber auch
       als Beleg dafür verstehen, dass VW perfekte Rahmenbedingungen bietet.
       
       Martina Müller, eine äußerst erfolgreiche Torjägerin und langjährige
       Nationalspielerin, hat oft beklagt, dass der hohe Zeitaufwand für ihre
       Sportart und die Chance auf beruflichen Erfolg in einem ungesunden
       Verhältnis stehen. Das Zusammenspiel von VW und VfL ermöglicht ihr, in der
       Abteilung Mobilitätsservice der Autobauer-Firma zu arbeiten und zugleich
       den nötigen Freiraum für ihren Zweitjob im Fußballtrikot zu bekommen.
       
       An einem solchen Doppelpass finden immer mehr Vorzeigespielerinnen
       Gefallen. Das sorgt für Gemäkel der Konkurrenz, deren bestes Personal in
       Wolfsburg aber nicht nur gute Bedingungen geboten bekommt: Der Verein hat
       auch gewissen Erwartungen, was zählbare Erfolge betrifft. „Noch haben wir
       nichts erreicht. Noch sind wir ohne Titel“, sagt VfL-Entscheider
       Röttgermann. „Aber wir bekommen hier Raum und Zeit, um ohne Hast etwas
       langfristig aufbauen zu können.“
       
       24 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Otto
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA