# taz.de -- Champions League: Real – Galatasaray: Die Schande von Istanbul
       
       > Mit drei tollen Toren schlägt Galatasaray Real Madrid mit 3:2. Aber das
       > reicht nicht, Real ist überraschend weiter.
       
 (IMG) Bild: Flying. Ronaldo.
       
       Die Startbedingungen: Nach der [1][Sensation von Madrid] (Real hat nur
       einen Türken im Team, Galatasaray einen ganzen Bus voll, gewinnt trotzdem
       3:0!) gibt es für Galatasaray nur eins: Haydi ulan! (Türkisch für: „Gehts
       raus und spielt's Fußball!“)
       
       Im Heimspiel ist Galatasaray klarer Favorit, die „Türk Telekom Arena“ ist
       die lauteste der Welt (Stadionweltrekord mit 131,7 Dezibel − lauter als das
       „Berghain“). Die Türken sind seit 1453 traditionell heimstark, zuhause
       quasi ungeschlagen.
       
       Problem: Burak Yilmaz (8 Tore in der laufenden Champions-League-Saison)
       bekam im Hinspiel [2][vom irren Norwerger-Schiri] Gelb und ist gesperrt.
       Real tritt mit scheinbar klarem Vorsprung an, hat aber Muffensausen. „Wenn
       wir 0:2 oder 1:3 verlieren, würde ich nicht glücklich nach Hause fahren“,
       sagt Trainer José Mourinho.
       
       Das Spiel: Schon in den ersten Minuten wird klar, dass Madrid hier nicht
       darauf aus ist, ein 0:0 zu verteidigen, das bringt nicht einmal Mourinho,
       jedenfalls nicht in diesem Spiel. In der achten Minute eine wunderbare
       Kombination: Mesut Özil von der Strafraumgrenze steil auf Sami Khedira, der
       direkt in die Mitte auf Cristiano Ronaldo und der direkt aufs Tor: 0:1!
       Galatasaray wirkt danach völlig konsterniert: viele Fehlpässe, große
       Probleme in der Ballannahme. In der 25. Minute fällt beinahe das zweite
       Tor: Ronaldo spielt exzellent in den Lauf von Angel Di Maria, aber der
       Istanbuler Torwart Fernando Muslera hält genauso exzellent.
       
       Danach wird das Spiel öde. Galatasaray hat zwar mehr Ballbesitz, der aber
       nichts nützt, wenn man mit dem Ball nichts anzufangen weiß. Kurz vor der
       Pause versucht es Wesley Sneijder nach einer Ecke mit einem Distanzschuss,
       aber der Ball landet zentral bei Torwart Diego Lopez. Es ist der richtige
       Torschuss von Galatasaray.
       
       Nach der Pause kommt Nordin Amrabat, der zweite Holländer im Dienst von
       Galatasaray, für den recht schwachen Hamit Altintop. Und plötzlich bekommt
       das Spiel von Galatasaray Tempo und Struktur. Felipe Melo und Sneijder
       verteilen die Bälle und es entwickeln sich einige echte Chancen. Nach einem
       Angriff über die linke Seite passt Sneijder an der Strafraumgrenze zu
       Emmanuel Eboué, der aus 16 Metern mit einem wundervollen Schuss per
       Außenrist den Ausgleich erzielt. 58 Minuten sind gespielt, Galatasaray
       braucht noch vier Tore. Und Madrid wirkt plötzlich nicht mehr so sicher.
       
       71. Minute: Sneijder zeigt, warum er einmal zu den besten
       Mittelfeldspielern der Welt gehörte. Nach einer feinen Ballannahme tunnelt
       er Verteidiger Raphael Varane, hat dann freie Schussbahn und trifft aus 15
       Metern flach ins rechte Eck – noch drei Tore! Nur eine Minute später hat
       auch Didier Drogba seinen großen Auftritt: Er setzt sich gegen den abermals
       steif wirkenden Varane durch und trifft mit der Hacke – noch zwei Tore!
       Aber die fallen nicht mehr. Danach organisiert sich Real wieder besser und
       die Spieler von Galatasaray werden müde. Fast mit dem Schlusspfiff erzielt
       Ronaldo nach einem Zuspiel von Karim Benzema cool das 2:3.
       
       Der entscheidende Moment: Kommt zu spät. Alvaro Arbeola, Außenverteidiger
       und spanischer Nationalspieler, der erst in der 31. Minute für den
       verletzten Michael Essien eingewechselt worden war, bekommt Gelb wegen
       Foulspiels, zeigt dem Schiedsrichter den Vogel, der ihm darauf Gelb-Rot
       zeigt. Aber es ist schon die 89. Minute, diese Überzahl nutzt Galatasaray
       nicht mehr.
       
       Der Spieler des Spiels: Sneijder, immer wieder Sneijder – knapp vor Ronaldo
       (zwei Tore aus drei Chancen).
       
       Die Pfeife des Spiels: Umut Bulut. Als Ersatz für den gesperrten Burak auf
       dem Platz, hat er nicht eine einzige gute Szene. Erst in der 63. Minute
       erbarmt sich Terim seiner.
       
       Die Schlussfolgerung: Was Dortmund [3][in nur 70 Sekunden geschafft hat],
       nämlich zwei Tore zu schießen, gelingt den Versagern von Galatasaray nicht,
       obwohl sie dafür über zwanzig Minuten Zeit haben und die entscheidenden 70
       Schlusssekunden in Überzahl spielen. Real Madrid erreicht überraschend das
       Halbfinale.
       
       Und sonst? Jemand muss für die Schande von Istanbul büßen!
       
       9 Apr 2013
       
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