# taz.de -- Treffen der ARD-Intendanten: Habt uns bitte, bitte lieb
       
       > Endlich weniger Talks? Ein gemeinsames Digitalkonzept mit dem ZDF? Ende
       > des App-Streits? Nicht mit der ARD. Zumindest noch nicht.
       
 (IMG) Bild: ARD-Vorsitzender Lutz Marmor (r.) und der Programmchef des Ersten Volker Herres
       
       „Wir sind eins“, prangt hinter dem Podium im Europasaal der
       nordrhein-westfälischen Landesvertretung. Sie müssen viele solche Banner
       haben in der ARD. Bei jeder öffentlichen Veranstaltung der
       Sendergemeinschaft strahlt der Slogan der Freundschaft, Brüder- und
       Schwesterlichkeit.
       
       Aber: Mit dem Zweiten ist die ARD schon mal gar nicht eins. Mit den
       Verlegern der Zeitungen sowieso nicht. Mit den Unternehmensverbänden
       versteht man sich ob der neuen Rundfunkgebühr momentan nur so mittel,
       Kommunen und Kirchen murren auch. Und untereinander? Immerhin werden auf
       den Stellwänden alle neun Landesrundfunkanstalten aufgeführt. Wobei sich
       der NDR deutlich abhebt. Schließlich hat der Norddeutsche Rundfunk gerade
       den ARD-Vorsitz inne. Er ist der Gleichste unter den Gleichen – und
       NDR-Intendant und ARD-Chef Lutz Marmor dementsprechend die Hauptperson.
       
       Mit dem ZDF liegt die ARD gerade wegen einer neuen Strategie für die
       Digitalkanäle über Kreuz. Marmor und seine KollegInnen möchten aus den
       sechs Digitalkanälen des Ersten und Zweiten drei machen. Die Politik hatte
       ein derartiges Konzept von Marmor gefordert. Der hat geliefert – und das
       ZDF hat geantwortet. Und wie: In einer selten deutlichen Mitteilung hatten
       die Mainzer die Vorschläge der öffentlich-rechtlichen Kollegen vom Tisch
       gewischt.
       
       Dabei ist doch Marmors „Gebot der Stunde: Wir müssen unsere Kräfte
       bündeln“. Deswegen habe man dem ZDF eine engere Kooperation vorgeschlagen.
       Und deswegen habe Marmor doch auch als Erstes den ZDF-Chef Thomas Bellut
       angerufen und ihm von dem [1][Beschluss der Intendanten] erzählt, aus
       ZDFkultur und EinsPlus einen Jugendkanal (für 14- bis 29-Jährige), aus
       EinsFestival und ZDFneo ein Programm für junge Erwachsene (möglichst 30 bis
       49 Jahre alt), und aus tagesschau24 und ZDFinfo einen gemeinsamen
       Nachrichtenkanal zu machen. „Lieber Herr Doktor Bellut“, hat Marmor am
       Telefon gesagt, erzählt er vom Podium herab. „Mit allem gebotenen Respekt“
       habe man gesprochen. Begeistert war Bellut trotzdem nicht.
       
       ## Warum mit der ARD abgeben?
       
       Das ZDF mag sich nicht auf allzu viel traute Zweisamkeit einlassen. Zumal
       man in Mainz seit einiger Zeit wieder Marktführer im deutschen Fernsehen
       ist – also die besten Zuschauerquoten hat. Warum sich also mit der
       murkligen ARD abgeben? Die kann die 14- bis 29-Jährigen bespaßen, das ZDF
       sendet für die 30- bis 49-Jährigen. So hätten sie es gerne beim Zweiten.
       „Ich hoffe, dass ich mit Thomas Bellut noch mal sprechen kann“, sagt
       Marmor. Die Politik fordert bereits ein gemeinsames Konzept – von ARD und
       ZDF.
       
       „Lasst uns das Beste von Einsfestival und ZDFneo nehmen“, ruft Marmor in
       den großen Saal. „Das kann man sich doch jetzt schon vorstellen.“ Das ZDF
       kann es offensichtlich nicht.
       
       Streicht einen der fünf Polittalks, von Jauch über Will bis Plasberg, rufen
       so viele Kritiker und Zuschauer immer wieder der ARD zu. Das könne man sich
       doch auch so gut vorstellen. „Alle Sendungen werden von den Zuschauern
       geschätzt und gesehen“, sagt ARD-Programmdirektor Volker Herres. Die
       Qualität stimme. Natürlich werde man mal Bilanz ziehen. Aber diesmal hätten
       die Intendanten nur „knapp darüber gesprochen“.
       
       ## Einmal Jauch und zurück
       
       Außerdem braucht das Erste seine Talks – für die geplante
       „Eventprogrammierung“. Die geht so: Entweder Film und im Anschluss Talk,
       oder Doku und im Anschluss Talk, oder Film, dann Talk und dann noch eine
       Doku. Alles zu einem Thema.
       
       Am 8. Mai eventisiert das Erste das Thema Alzheimer, am 13. Mai „Hungerlohn
       am Fließband“ und am 15. Mai „Mobbing“. Da gibt es so viel zu bereden, dass
       reicht von Anne Will bis Günther Jauch und wieder zurück. Außerdem ist noch
       Bundestagswahlkampf und NSU-Prozess. Also: Streichung eines Polittalks? Nö,
       wieso?
       
       Und der neue Rundfunkbeitrag? 78 Prozent der Deutschen fänden laut eigener
       Umfrage die Grundidee noch immer gut, sagt ARD-Intendant Marmor. Noch
       immer.
       
       So, die nächste ARD-Sitzung ist Ende Juni in Mainz, schließt
       Pressesprecherin Anna Engelke die Runde. „In Mainz?“, fragt Marmor etwas
       kurzatmig. Vielleicht sollte er vorher noch einmal telefonieren. Die Nummer
       vom lieben Herrn Doktor Bellut hat er ja.
       
       17 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürn Kruse
       
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