# taz.de -- Stadtentwicklung auf dem Kirchentag: In der Mitte wird es eng
       
       > Wie sieht das Zusammenleben in den Städten der Zukunft aus? Wohnraum wird
       > knapper und die soziale Durchmischung nimmt ab.
       
 (IMG) Bild: Die Hamburger Hafencity – einst ein frühes Beispiel für Gentrifizierung
       
       HAMBURG taz | Jahrzehntelang sei es der Traum eines jeden Besserverdieners
       gewesen, ein Eigenheim im Vorort der Stadt zu bauen und dann einfach ins
       Zentrum zu pendeln, weiß [1][Martina Löw]. Was die Soziologin dann auf der
       Veranstaltung „Urbane Transformation im 21. Jahrhundert“ erzählt ist längst
       kein Geheimnis mehr: der Trend hat sich mittlerweile umgekehrt.
       
       Das Leben in der Stadt ist beliebt, immer mehr Menschen drängen in die
       Stadtmitte, erschwingliche Mieten sind demzufolge immer seltener. Berlin
       Kreuzberg gilt als ein Kardinalsbeispiel für diese Entwicklung. Hinzu
       komme, so Löw weiter, dass die Bevölkerung immer mehr Platz beanspruche.
       Jeder Mensch besäße rund 10.000 Gegenstände, die er auch irgendwo
       unterbringen müsse. Die Konsequenz: mehr Platz muss her; Häuser müssen
       aufgestockt und Brachflächen bebaut werden.
       
       Im Gegensatz dazu drängt Sozialer Wohnungsbau die Benachteiligten an den
       Stadtrand, während im Zentrum ein Penthouse nach dem anderen gebaut wird.
       Doch wie können Städte und Kommunen auf solche Entwicklungen reagieren? Die
       Stadt Frankfurt versucht zwar die Entstehung von teuren Immobilien zu
       verhindern, indem sie den Bau neuer Dachgärten und Aufzüge verbietet – die
       Immobilienbranche lässt enspannt und grinsend aber stattdessen nun
       Wintergärten bauen, was die Regulierung zunichte macht.
       
       Unterstützenden Applaus vom Publikum fand das Beispiel aus München. Die
       Stadt setzt vermehrt auf ihr Vorkaufsrecht, um so Investoren auszustechen
       und Wohnungen zu moderateren Preisen anbieten zu können, erzählt Soziologin
       Löw.
       
       ## Wohnraum teilen
       
       Bei all dem Platzmangel rücken zudem die meist wohlhabende Senioren, die
       oft ohne ihre Kinder und nicht selten ohne Partner in ihren 120
       Quadratmeterwohnungen leben, in den Fokus, auf dessen Wohnraum man es nun
       abgesehen hat.
       
       Wie können sie dazu bewegt werden, ihren Wohnraum zu teilen oder womöglich
       gar umzuziehen? [2][Philipp Rode], Stadtforscher von der London School of
       Economics, hofft diesbezüglich auf neue architektonische Konzepte, die
       Häuser flexibel aufzuteilen, zum Beispiel durch mobile Wände.
       
       Denkbar wäre auch eine Besteuerung des Wohnraumes, um so die Menschen eher
       zu einem Umzug zu bewegen, so Rode. Ein heißes Eisen, doch solche
       Überlegungen gäbe es bereits in London.
       
       Wahrscheinlich wird sich das Problem allerdings auch von selber lösen; der
       demografische Wandel wird eine Entlastung auf dem Wohnungsmarkt mit sich
       bringen. In 30 bis 50 Jahren, schätzt Rode. Und bis dahin lohnt es sich
       vielleicht, einfach mal kräftig zu entrümpeln.
       
       3 May 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.ifs.tu-darmstadt.de/index.php?id=loew_01&L=0
 (DIR) [2] http://www2.lse.ac.uk/researchAndExpertise/Experts/p.rode@lse.ac.uk
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christina Steenken
       
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