# taz.de -- Weltmeister Ronnie O'Sullivan: „Snooker ist nicht meine Sache“
       
       > Erstmals seit 1996 hat ein Snooker-Weltmeister seinen Titel verteidigt.
       > Doch ob Ronnie O'Sullivan weiterspielt, lässt er noch offen.
       
 (IMG) Bild: Alles gewonnen: Snooker-Weltmeister Ronnie O'Sullivan.
       
       SHEFFIELD/BERLIN dpa | In der rechten Hand den WM-Pokal, auf dem linken Arm
       Sohn Ronnie junior: Für den alten und neuen Snooker-Weltmeister Ronnie
       O'Sullivan war der fünfte WM-Titel anders als alle zuvor.
       
       Seit seinem Triumph im Vorjahr hatte sich der Engländer eine fast
       einjährige Auszeit genommen und nur ein Pflichtspiel bestritten. Selbst
       ohne Spielpraxis schlug der 37-Jährige im Crucible Theatre von Sheffield
       Vorjahresfinalist Allister Carter, Jungstar Judd Trump und im Finale
       Landsmann Barry Hawkins mit 18:12. Zum ersten Mal seit 1996 setzte damit
       sich der Titelverteidiger im Endspiel durch.
       
       Als am Montagabend nach dem zweitägigen Endspiel sein Sieg in der
       Billard-Variante feststand, reckte O'Sullivan die Faust und ließ sich von
       den rund 1.000 Zuschauern in dem umgebauten Theater feiern – nur um sie
       danach einmal mehr im Unklaren darüber zu lassen, ob er weitermachen wird.
       
       „Snooker ist nicht meine Sache“, verkündete O'Sullivan im Lauf des gut
       zweiwöchigen Turniers. Oder: „Ich habe nur gespielt, weil ich etwas Geld
       brauchte.“ Zum Beispiel, um die Schulgebühren seines Sohnes zu bezahlen.
       Oder Forderungen seiner Ex-Freundin und von Anwälten zu erfüllen. „Es ist
       ein Gemetzel. Es ist nicht schön, Leuten Geld zu schulden“, sagte
       O'Sullivan. Umgerechnet knapp 300.000 Euro brachte ihm nun der fünfte Titel
       nach 2001, 2004, 2008 und 2012.
       
       ## Für obszöne Geste verwarnt
       
       Fans und Konkurrenten können sich manchmal nur wundern, wie sicher und
       schnell „The Rocket“ die Bälle auf dem fast 3,60 Meter langen Tisch in die
       Taschen bugsiert und das Queue dabei je nach Bedarf auch mal mit links
       statt mit rechts hält. Doch mit dem, was er am besten kann, scheint den
       Dominator eine innige Hassliebe zu verbinden. Die Menschen rings ums
       Snooker hätten ihm gefehlt, nicht das Spiel selbst, verkündete O'Sullivan
       während der WM.
       
       Doch dort scheint er all seine Sorgen für eine Weile verdrängen zu können.
       Suchtprobleme, eine Haftstrafe wegen Totschlags für seinen Vater, der am
       Montag im Publikum weilte, dazu die üppigen Ausgaben und depressive Schübe,
       von denen er sich dank der Zusammenarbeit mit einem Psychologen jedoch
       mittlerweile besser befreien kann. Auch während dieser WM gelang ihm das.
       
       „Es war nicht einfach ein Durchmarsch. Es sieht nicht so aus, aber manchmal
       bist Du so nah dran zu zerbrechen. Ich bin nicht gut beim Umgang mit Druck.
       Vielleicht geht es mir auf irgendeinem Kahn auf einem Kanal besser“, räumte
       O'Sullivan offenherzig ein.
       
       Weil er genug von allem hatte, arbeitete er im vorigen Jahr sogar auf einem
       Bauernhof. Er wolle kein Millionär sein, wie jeder Mensch etwas zu essen im
       Kühlschrank und einen normalen Job haben, betonte er während der WM. Für
       Aufsehen im Gentleman's Sport der Westen- und Fliegenträger sorgte darüber
       hinaus eine obszöne Geste, für die ihn die Schiedsrichterin verwarnte.
       
       Auch wenn O'Sullivan nach dem Endspiel bekräftigte, lieber nur noch bei
       kleinen Turnieren antreten zu wollen und so seine Verpflichtungen zu
       erfüllen, gibt es doch Hoffnung für seine große Fan-Gemeinde. „Ich weiß
       nicht, wo das ganze Geld geblieben ist. Also kann ich es mir nicht leisten,
       zurückzutreten“, gestand er in Sheffield. „Du kannst niemals, niemals,
       niemals, niemals nie sagen.“
       
       7 May 2013
       
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