# taz.de -- Manchester-Trainer Ferguson: Der Kaugummi kauende Fön hört auf
       
       > 26 Jahre sind genug für den Werftarbeitersohn aus Glasgow. Unerwartet
       > tritt Alex Ferguson nach der Saison als Trainer von Manchester United ab.
       
 (IMG) Bild: Bluthochdruck: Sir Alex Ferguson.
       
       VON DEN INSELN taz | Wenigstens ist er mit seiner Mannschaft noch mal
       englischer Meister geworden. Lieber hätte Alex Ferguson aber seinen
       Abschied nach 26 Jahren als Trainer von Manchester United beim
       Champions-League-Finale im Londoner Wembley-Stadion gefeiert. Doch sein
       Team ist nach einer Heimniederlage gegen Real Madrid sang- und klanglos im
       Achtelfinale ausgeschieden. Es war einer der wenigen Tiefpunkte in
       Fergusons Trainerlaufbahn.
       
       Auf der Habenseite stehen 13 nationale Meisterschaften, zwei
       Champions-League-Siege und zahlreiche Pokalsiege. Insgesamt gewann Ferguson
       mit Manchester United 38 Titel. Nachdem er sein Team 1999 nach dem
       dramatischen Champions-League-Sieg in letzter Sekunde gegen Bayern München
       zum Triple geführt hatte, schlug ihn Königin Elisabeth zum Ritter.
       
       Ferguson wurde Silvester 1941 im heute ärmlichen Stadtteil Govan im
       Südwesten Glasgows geboren. Damals blühte die Schiffbauindustrie in Govan,
       sein Vater war Werkzeugmacher in einer Werft. Mit 18 spielte Ferguson als
       Mittelstürmer bei St. Johnstone FC in der ersten schottischen Liga, später
       wurde er bei Dunfermline Athletics Torschützenkönig.
       
       Mit 25 wechselte er für die damalige Rekordsumme von 65.000 Pfund zu den
       Glasgow Rangers. Nach Ende seiner aktiven Laufbahn wurde Ferguson im Alter
       von 32 Jahren Trainer beim Zweitligisten East Stirlingshire, bevor er den
       FC St. Mirren in die erste Liga führte. Mit dem FC Aberdeen holte er 1983
       überraschend den Europapokal der Pokalsieger.
       
       ## Disziplin und Abstinenz
       
       Als er im November 1986 bei Manchester United anfing, hatte der Klub seit
       19 Jahren keine Meisterschaft mehr gewonnen. Mit Ferguson änderte sich das.
       Er forderte von den Spielern eiserne Disziplin und gewöhnte ihnen als
       Erstes den Alkohol ab, für dessen übermäßigen Konsum sie berühmt waren.
       Berüchtigt waren auch seine gebrüllten Kabinenansprachen – daher sein
       Spitzname „hair-dryer“ („der Fön“). Nach anfänglich gemischten Ergebnissen,
       die Ferguson fast den Job gekostet hätten, gewann United 1990 den Pokal,
       drei Jahre später wurde das Team erstmals seit 1967 englischer Meister und
       konnte den Titel im darauffolgenden Jahr verteidigen. Elf weitere
       Meistertitel folgten.
       
       Fergusons Verdienst ist es auch, dass Manchester United die katastrophale
       Übernahme durch die US-amerikanischen Glazer-Brüder 2009 halbwegs intakt
       überstanden hat. Die Glazers hatten die Schulden, die sie durch den Kauf
       des Vereins angehäuft hatten, danach einfach Manchester United aufgebürdet.
       Das kostete 176 Millionen Pfund Zinsen im Jahr. Nach dem Gang an die New
       Yorker Börse kamen zwar 70 Millionen Pfund herein, doch der Klub ist noch
       immer mit 420 Millionen Pfund verschuldet. Manchester United ist heute eine
       Aktiengesellschaft, die im Steuerparadies Cayman Islands registriert ist.
       
       Die Fans nahmen es Ferguson allerdings übel, dass er, der sich selbst gerne
       als Sozialist bezeichnet, gemeinsame Sache mit den verhassten Glazers
       gemacht hat. Er lobte die windigen Brüder immer wieder. Die Glazers
       revanchierten sich mit einem großzügigen Gehalt, das Ferguson vor allem in
       seinen Weinkeller investierte.
       
       ## Jede Menge Rüchtrittsankündigungen
       
       Nach gut 26 Jahren ist nun Schluss. So lange konnte sich kein Trainer bei
       einem großen Verein halten, Bayern München hat in dieser Zeit 17 Trainer
       verschlissen. Seinen Rücktritt hatte Ferguson schon oft angekündigt. „Ich
       mache sicher keinen auf Bobby Robson und bin noch mit 70 Trainer“, hatte er
       einmal gesagt. „Man muss wissen, wann es genug ist.“ Immer wieder ließ er
       sich zum Weitermachen überreden, so dass man auch jetzt die Gerüchte über
       seinen bevorstehenden Rücktritt zunächst nicht ernst nahm. Doch seine
       Gesundheit spielt nicht mehr mit. Im Sommer bekommt er ein neues
       Hüftgelenk, seit 2004 trägt er einen Herzschrittmacher.
       
       Zum Saisonschluss am 19. Mai bei West Bromwich Albion sitzt Ferguson zum
       1500. und letzten Mal auf der United-Trainerbank. Gefeiert wird er aber
       schon an diesem Sonntag beim Heimspiel gegen Swansea City. Sein Nachfolger
       wird es schwer haben. Es wird wohl David Moyes werden, der wie Ferguson
       Schotte ist und den FC Everton mit bescheidenen finanziellen Mitteln vom
       Abstiegskandidaten in Sichtweite der Europapokalränge geführt hat. Auch
       hier hat Ferguson seine Hand im Spiel: Er hat dem United-Aufsichtsrat
       empfohlen, Moyes zu verpflichten.
       
       8 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
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