# taz.de -- Badesaison kommt später: Blaualge schlägt Hecht
       
       > Der Eichbaumsee ist das Sorgenkind unter Hamburgs Gewässern. Nach sechs
       > Jahren Badeverbot gibt es Hoffnung – für das Jahr 2015.
       
 (IMG) Bild: Vorerst bleibt es dabei: Badeverbot im Eichbaumsee.
       
       In diesem Sommer wird es wieder nichts mit dem Abkühlen im Eichbaumsee.
       „Wir sind optimistisch, auf dem richtigen Weg zu sein“, sagt Helmut
       Hoffmann, Leiter des Fachamtes Verbraucherschutz und Umwelt im Bezirksamt
       Bergedorf. Aber die Lizenz zum Baden sei so rasch nicht in Sicht: „Wir
       wollen diesen Sommer noch die Situation beobachten und bewerten, dann sehen
       wir weiter.“
       
       Auch zum Start der neuen Badesaison bleibt der Eichbaumsee also das
       Sorgenkind unter Hamburgs Gewässern. Seit Sommer 2007 ist er wegen der
       vielen Blaualgen für Badende gesperrt. Damals nannte die Umweltbehörde das
       Verbot „die wahrscheinlich letzte Chance, das mit Nährstoffen hoch
       belastete Gewässer als Badesee zu erhalten“. Zwei Jahre später sollte er
       wieder frei gegeben werden – die Hoffnung trog, wie sich gezeigt hat.
       
       Der See in den Vier und Marschlanden zwischen der Autobahn A 25 und der
       Regattastrecke auf der Dove Elbe ist Mitte der 1970er Jahre ausgebaggert
       worden, als Sand für den Autobahnbau gebraucht wurde. Etwa einen Kilometer
       ist er lang, knapp 300 Meter breit, bis zu 16 Meter tief – und er hat keine
       Verbindung zu anderen Gewässern, auch nicht zu der nur wenige Meter
       entfernten Dove Elbe. In der Folge wurde der See in Fachkreisen bundesweit
       berüchtigt für seine regelmäßigen Blaualgen-Epidemien.
       
       Blaualgen gehören zu den Cyanobakterien und können die Wasserqualität stark
       vermindern. Sie produzieren Stoffe, die Fische und Plankton schädigen
       können. Einige können auch für Menschen gesundheitsgefährdend sein. Nach
       dem Absterben werden die Cyanobakterien mikrobiell abgebaut, wodurch die
       Sauerstoffkonzentration im Gewässer stark verringert werden kann. Die Folge
       kann Fischsterben sein.
       
       Ein wesentlicher Faktor für das starke Algenwachstum war „der Badedruck“,
       sagt Hoffmann. Der Eichbaumsee ist förmlich an seiner Beliebtheit erstickt.
       Bis zu 1.000 Menschen tummelten sich dort werktags im Sommer, an schönen
       Wochenenden noch deutlich mehr – um die 30.000 Badegäste waren es
       mindestens pro Saison. Jeder Badende bringt aber etwa 100 Milligramm
       Phosphor ins Wasser ein. Während einer gewöhnlichen Badesaison wurde der
       Eichbaumsee also mit etlichen Kilo Phosphor angereichert – für die
       Blaualgen eine Wohltat.
       
       Mindestens 1,2 Millionen Euro hat die Stadt inzwischen investiert, um den
       See zu retten. Zwei Anlagen zur Tiefenwasserbelüftung auf dem Grund
       reicherten das Wasser mit Sauerstoff an – zunächst mit Erfolg. Wegen
       mehrerer heißer Sommer in Serie verschlechterte sich der Zustand jedoch
       wieder. Denn in warmem Wasser vermehren sich Blaualgen explosionsartig,
       2009 und 2012 kam es deshalb zu großen Fischsterben.
       
       Als Fehlschlag erwies sich vor einigen Jahren auch der Versuch,
       „Manipulationen an der Fresskette“ vorzunehmen. Mehr als 300 Hechte wurden
       im See ausgesetzt, um den Bestand an Karpfen und anderen Weißfischen in
       Grenzen zu halten. Diese Fische fressen gerne Wasserflöhe, die der einzige
       natürliche Feind der Blaualge sind. Die Hechte jedoch fielen nahezu
       allesamt den Anglern zum Opfer, die Karpfen blieben weitgehend unbehelligt
       – und die Blaualgen blühten wieder.
       
       Hoffmann glaubt nun an Besserung. Um die Belastung mit Nährstoffen und
       speziell Phosphor zu senken, wird seit 2010 das natürliche
       Phosphorbindemittel Bentophos eingesetzt. Dieses habe die Nährstoffe so
       verringert, dass sich insgesamt weniger Algen entwickeln und das Wasser
       klarer werde. „Das sind erste gute Effekte“, sagt Hoffmann.
       
       Das Monitoring mit 20 Bewertungskriterien soll aber noch bis mindestens
       Herbst 2014 weitergeführt werden, sagt Volker Dumann, Sprecher der
       Umweltbehörde. Frühestens in der Saison 2015 könnte der See wieder
       freigegeben werden – „wenn überhaupt“, sagt Dumann. „Wir würden ihn gerne
       retten, aber nicht um jeden Preis“.
       
       13 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Badesee
 (DIR) Hunde
       
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