# taz.de -- Im Wien-„Tatort“ mauern die Dörfler: Vor die Füße gekotzt
       
       > Im neuen ORF-Tatort wird Kommissar Eisner zum Ermittler in eigener Sache.
       > Mit Kugelsplitter im Kopf und Amnesie büxt er mit dem Taxi aus, gen
       > Kärnten.
       
 (IMG) Bild: Ernste Worte: Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, Mitte) macht einiges mit.
       
       Na servus, nach anderthalb Minuten wird der Kommissar angeschossen. Und
       dann liegt er da blutüberströmt im Auto, nach einer Verfolgungsjagd durch
       die Nacht. Aber es geht sich schon aus, wie die Österreicher sagen, ist ein
       harter Knochen, der Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer).
       
       Im neuen ORF-Tatort „Unvergessen“ wird er zum Ermittler in eigener Sache.
       Mit Kugelsplitter im Kopf, ausgewachsener Amnesie und blutunterlaufenem
       Auge büxt er mit dem Taxi aus, gen Kärnten. In das Kaff, in dem er fast
       umgebracht worden wäre. Die Assistentin Bibi Fellner (Adele Neuhauser)
       hinterher, um ihn zurückzubeordern. Eisner kotzt ihr vor die Füße und
       röchelt: „Ich bin fit.“ Ja, ja.
       
       Er hat also wie immer Grund zu maulen, dass es eine Freude ist, alles
       saudeppert eben. „Darfst du eigentlich Alkohol?“, fragt die Bibi. „Ich
       hab’s am Kopf, nicht an der Leber“, nölt Eisner.
       
       Richtig blöd ist: In jener Nacht wurde tatsächlich jemand ermordet – die
       Frau, zu der Eisner mit Rosen in die Berghütte fuhr. Eine Journalistin, die
       Kriegsverbrechen von 1945 aufdeckte, von braunen Kärntnern, die slowenische
       Familien niedermetzelten. Und die Dörfler mauern jetzt. Dass Eisner nur
       Silben aus dem Mund bröckeln, ihm Halluzinationen dazwischenschießen,
       macht’s nicht einfacher.
       
       Das ist dramaturgisch erste Sahne: Denn was Fantasie ist und was
       Erinnerungsfetzen, kann er selbst kaum unterscheiden. Alles greift so gut
       ineinander, dass es kaum wundert, dass Regie und Buch aus einer Hand sind.
       Sascha Bigler (Smalltalk-Info: Christiane Hörbigers Sohn) passt sowieso zu
       diesem „Tatort“: Er hat viele SOKO-Wien-Folgen (ZDF) geschrieben und auch
       die ARD-Serie „Der Winzerkönig“ mit Harald Krassnitzer in der Hauptrolle.
       
       Als Eisner irgendwann lallend ruft: „Wir ham ihn, wir ham ihn! Jetzt
       hammern!“, ist klar: Da kommt noch was. Wäre ja gelacht, wenn
       Investigativjournalisten nur an einer brenzligen Story säßen.
       
       „Tatort: Unvergessen“; Mo., 20.15, ARD
       
       20 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Haeming
       
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