# taz.de -- Ticker ESC 2013: Dänen lügen nicht
       
       > Ach ja, Dänemark siegt. Wie erwartet. Die barfüßige Emilie De Forest
       > gewinnt den Eurovision Song Contest. Schön war's. Gute Nacht.
       
 (IMG) Bild: Glam, Glam, Plastik: ESC.
       
       0.29 Uhr: Abschied 
       
       Hat Spaß gemacht. Wir tanzen jetzt zu Emilie De Forest. Gute Nacht. Schüss.
       
       0.25 Uhr: Sechstes Fazit 
       
       Frauke: „Ich hatte Recht und bin betrunken.“ Deniz: „Mit 18 Punkten ist
       Deutschland noch gut bedient. Für diesen peinlichen Voting-Auftritt.“ Paul:
       „Anouk hätte mehr verdient. Und Bonnie auch!“ Enrico: „Kann nicht!“ Luis:
       „Die Ergebnisse sind schrecklich, unter aller Kanone.“ Julia: „Ich habs
       gleich... die sollten nur noch, irgendwie... Mann ey.“ Diplom-Klarinettist:
       „Ich bin enttäuscht!“
       
       Jan Feddersen, Malmö: „Die Favoritin dieses ESC hat gewonnen. Emmelie de
       Forest hat vor Aserbaidschan und der Ukraine gewonnen. Und das Beste an
       Dänemark ist: Dass es vor Aserbaidschan und der Ukraine liegt. Also
       Kopenhagen. Cascada, beifallumtost in der Halle, hat 18 Punkte und liegt
       unter den Top22. Wurde Cascada zum Opfer der Merkel-Euro-Politik? Nur einen
       Punkt aus der Schweiz.
       
       Dänenark hat genug Geld, den ESC auch angemessen auszurichten. Nächstes
       Jahr auf der anderen Seite des Öresunds. Dänemarks Emmelie de Forest ist
       dritte dänische ESC-Gewinnerin nach 1974 Grethe & Jörgen Ingmann und 2000
       die Olsen Brothers mit “Fly On The Wings Of Love”. Sie hat, gebe ich zu, am
       stärksten performt. Barfuß wie Sandie Shaw 1967.“
       
       0.22 Uhr: Fünftes Fazit 
       
       Die Griechen werden glücklich sein, das wäre einfach zu teuer geworden. Und
       nach Baku wollte ja nun auch niemand noch einmal. Kiew wäre auch schwierig,
       dann eben Dänemark.
       
       0.21 Uhr: Gewinner 
       
       Okay, der Favorit Dänemark hat gewonnen. So richtig gut findet das nur eine
       hier. Europa ist einfach Mainstream. Schade um Rumänien, schade um England
       und um die Niederlande. Und dass Deutschland so schlecht abgeschnitten hat,
       wundert viele.
       
       0.20 Uhr: Dänemark 
       
       Shakira hat gewonnen. Oder? Dänen lügen nicht.
       
       0.18 Uhr: Langweile 
       
       Die Punktevergabe macht uns müde. Der Wodkawackelpudding ist auch alle.
       Zufall?
       
       0.10 Uhr: Lena 
       
       „Der peinlichste Auftritt seit Nena“, sagt Deniz. „Kann nicht mal [1][Anne
       Will] diese Punkte vorlesen?“ Und das direkt nach dem unglaublich coolen
       Auftritt aus Estland.
       
       Wir trauern etwas mit Bonny Tyler, mit Island und auch mit Deutschland.
       
       23.40 Uhr: Unsere 0-Punkte-Kandidaten 
       
       Deniz: Finnland. Das ist eine schwule Show hier, die Lesben sollen ihren
       eigenen Wettbewerb ausrichten
       
       Julia: Estland! Schlechtes estnisch.
       
       Luis: Malta! Das Grinsen macht mich verrückt, dazu ein kindisches Lied.
       
       Frauke: Schweden! Ekelhaft und abstoßend.
       
       Klarinettist: Schweden! Schlechter Song, schlechte Performance, schlechter
       Typ.
       
       Paul: Weißrussland! Diktatorstaat mit Song vom Fließband und viel zu kurzem
       Kleid.
       
       Enrico: Spanien! Kann nicht singen, das muss reichen.
       
       23.31 Uhr: Viertes Fazit 
       
       Der Nachtisch ist nicht süß, dafür laufen die Partypumpernickel und der
       Wodkawackelpudding gut.
       
       23, 30 Uhr: Sturz 
       
       Jan Feddersen, Malmö: „Die Frau, die eben hinfiel, war die ESC-Legende
       Carola Häggqvist aus Schweden. Hätte sie wohl selbst nicht gedacht, die
       bibeltreue ESC-Siegerin von 1991, dass sie mal in einer voll
       durchgequeerten Show bei einem humoresken Act mitmachen würde.“
       
       23.27 Uhr: Drittes Fazit 
       
       Horror! Grauenhafte pseudo-witzige Einlage mit Pippi Langstrumpf und
       Männern im Regencape. Wir trinken lieber Prosecco und Vodkawackelpudding.
       Aber immerhin: Schwulenkuss. Luis (12, genervt): „Schweden ist ganz toll.“
       
       23.24 Uhr: Modefazit 
       
       Trends: Fransen, Kunstleder, Glitzer, Prinzessinnen- & Esmeralda-Look, aus
       dem „Game of Thrones“-Casting entflohen, Fake-Tattoos.
       
       23.18 Uhr: Zweites Fazit 
       
       Jan Feddersen, Malmö: „Ich finde, eine gewöhnliche
       MTV-Music-Awards-Übertragung ist ästhetisch ein Mist gegen den ESC. Und
       dass es nochmals einen Schnelldurchlauf gibt, beweist eben dies sehr cool.“
       
       Deniz Yücel: „Island! Israel ist ja leider nicht dabei. Mal wieder
       rausgefolgen im Halbfinale, die könnten sogar Madonna nominieren. Deshalb:
       Island!“
       
       Frauke Böger: „Dänemark! Das rockt einfach.“ (Sie ist soooo Mainstream).
       
       Enrico Ippolito: „Italien! Der schwoooft so schön.“
       
       Julia Niemann: „Rumänien! Klaus Nomi-Stimme, Outfit, Performance. Alles hat
       Glamour!“
       
       Der Klarinettist: „Rumänien! Es ist anders, es ist gut!“
       
       Luis (12): „Belgien! Der hat einen tollen Song. Aber auch Weißrussland
       (special effects) war toll.“
       
       Paul Wrusch: „Niederlande! Anders, unpassend und daher toll!“
       
       23.12 Uhr: Loreen mit Euphoria 
       
       Jan Feddersen, Malmö: „Jetzt darf sie nochmal vor großer Kulisse auftreten
       – und dann ist Schluss mit dem Reha-Jahr der schwedischen Pop-Aschenputtel.
       Eine Alicia Keys wird sie nie. Berühmtester Interval-Act der
       ESC-Geschichte: 1994 lieferten den “Riverdance” ab – die erfolgreichste
       Nummer der ESC-Dekade zwischen 1990 und 1999, Irlands Kulturexportartikel
       Nummer eins.“
       
       23.10 Uhr: Erstes Fazit 
       
       Luis (12) zieht erstes Fazit: „Das ist der ESC mit den besten Sängern. Die
       letzten Jahren waren viel schlimmere Acts dabei!“
       
       Jan Feddersen, Malmö: „11 von 26 Acts performen ihre Lieder in der
       Landessprache – neuer Höchststand seit Freigabe der Sprachregel. 2001
       sangen von zwei Dutzend Ländern bis auf zwei alle auf Englisch.“
       
       23 Uhr: Irland 
       
       Luis hört bei dem Song schon wieder „Euphoria“ heraus. Enrico regt sich
       über die Fake-Tattoos der Trommer/Sänger auf.
       
       22.55 Uhr: Georgien 
       
       Das erste, einzige Liebesduett des Abends. Luis, ESC-Experte (12), sagt:
       „Damit hat Aserbaidschan damals gewonnen.“ Aber dieses Mal wird es wohl
       nichts. Sie können gut singen, aber es ist zu laut, zu wild, kein richtiges
       Liebesduett. Seine Mutter Julia findet es dagegen sehr gut. Der Rest nutzt
       die Schnulze um aufs Klo zu gehen.
       
       22.52 Uhr: Norwegen 
       
       Ein Björk-Moment. Aber wir mögen sie (fast alle). Das erste Mal etwas
       Elektro im Rennen. Luis meint, die lassen die Musik sprechen, nicht nur die
       Frau. Der Song erinnert ihn an „Skyfall“ von Adele. Stimmt. Geiler Body.
       Gute Stimme, interessanter Song. Auch wenn es etwas nach 90ern klingt.
       
       22.48 Uhr: Italien 
       
       Enrico (Italiener): „Er ist ein Star bei uns, aber die Koteletten könnte er
       sich trotzdem abrasieren.“ Luis: „Der Song ist langweilig, da passiert
       nichts. Er kann singen, aber die Betonung passt nicht.“ Immerin hat er
       einen schönen Mafiasilberblick, gut für Schutzgelderpressung.
       
       Jan Feddersen, Malmö: „Die Italiener können verpennt, ungeduscht und
       sonstwie fertig aussehen – aber es ist immer elegant, präsent, bella
       figura. Marco Mengoni ist essentiell!“
       
       Es ist super-minimalistisch, nur Stimme. Unfassbar für das Bling-Bling-Land
       Italien. Das ist die neue Bescheidenheit. Immmerhin sitzt der Anzug.
       
       22.44 Uhr: Ukraine 
       
       Der Disney-Song mit dem Riesen. Wir sehen die Einhörner förmlich die Steppe
       entlangreiten in Richtung des Löwenrudels. Aber ihre Handchoreograph ist
       von Celine Dion ausgeliehen.
       
       Julia, zuständig für Pyrotechnik und special effects: „Bisher ist die
       Pryrotechnik spärlich vertreten, da merkt man die Krise. Schade
       eigentlich.“
       
       22.42 Uhr: Zwischendurch 
       
       Uns fehlen die Bitches in diesem Jahr.
       
       22.39 Uhr: Griechenland 
       
       Dieser Song wird die nächsten 10 Jahre auf jeder taz-Party laufen. Und es
       ist Luis' Favorit. Jetzt würden gern alle tanzen, aber es ist zu eng.
       
       Einziger Schwachpunkt: Der Typ an der kleine Gitarre. Der macht nicht viel.
       Ansonsten geht der Song sehr gut ab. Luis feiert: „Die sind sooo gut.“ Wir
       haben dennoch etwas Sorge. Kann sich Griechenland einen Sieg wirklich
       leisten?
       
       Doch Unstimmigkeit: Enrico und der Klarettinist mögen Ska nicht. Deniz: Das
       ist Funpunk aus den 80ern, großer Spaß!
       
       22.38 Uhr: Zwischendurch 
       
       Frauke: Was sollen eigentlich diese Schmetterlinge die ganze Zeit? Paul:
       Das ist das Motto, das Symbol des ESC. Frauke: Mmmh
       
       22.35 Uhr: Aserbaidschan 
       
       Enrique Iglesias. Doch nicht. Aber trotzdem der erste Gay-Moment des
       Abends. Tolle Bühneshow. Wie akrobatisch der Typ im Kasten ist. „Auch wenn
       schon wieder zu viel Augenbrauen dabei sind“, sagt Luis (12).
       
       22.30 Uhr: Island 
       
       Jan Feddersen aus Malmö: „Mich wundert, dass viele Acts inzwischen am Ende
       es mit bunten Schnipseln herunterregnen lassen. Das ist natürlich
       suggestiv: Konfetti gibt es doch nur für Sieger.“
       
       Dreckige Haare, dreckige Finger. Schlafzimmerblink. Das ist Elbenscheiß
       sagen die einen, das ist die Bewerbung für den nächsten „Herr der
       Ringe“-Song die anderen. Der Diplom-Klarinettist ist traurig, dass er nicht
       bei „Game of Thrones“ als Schauspieler mitmacht – es hätte uns dann dieses
       Lied erspart. Je länger das Lied läuft, desto schöner finden wir ihn. Arme
       in der Luft. Mitsingversuche: "Jegonleev, legonleev"
       
       22.27 Uhr: Dänemark 
       
       „Super Haare“, grölen die Frauen hier. Auch sie barfuß, sagt der
       Diplom-Klarinettist und ist als Einziger nicht begeistert. Erinnert ihn an
       die Spanierin und an Shakira. Wir finden: nicht zu Unrecht Favorit. Luis
       (12): „Die hätte sich mal kämmen können!“ Da kann man mitsingen, ohne es
       vorher jemals gehört zu haben.
       
       22.22 Uhr: Ungarn 
       
       Und schon wieder Lederjacke. Ach ja, und auch Tattoos. Oh, und Powerpoint.
       Hier schreien die Jungs: „Der ist süß.“ Ein Journalist singt für Ungarn.
       Das finden wir erschreckend. Medienkrise! Im Hintergrund laufen LSD-artige
       Hintergrundbespaßung. Das gefällt uns gut. Nichtmal die Ungarn verstehn was
       der da singt. "Misch musch masch." Wahrscheinlich irgendwas politisch
       Unkorrektes. Aus menschenrechtistischen Gründen darf natürlich der ESC
       nicht in Ungarn stattfinden.
       
       Jan Feddersen aus Malmö: „Bei Ungarn ist ja die Frage: Darf man eine
       Wollmütze mit Agenturbrille gut finden, obwohl das menschliche
       Gesamtkunstwerk aus Orbans Ungarn kommt – und dem faktisch nahegelegt
       wurde, auf Ungarisch zu singen? “Kedvesem” ist vermutlich einer der
       Jury-Favoriten – und der von Lena Meyer-Landrut.“
       
       22.18: Schweden 
       
       Babyface mit etwas zu breitem Gesicht. Darf der überhaupt auftreten um
       diesen Zeit? Der ist viel zu jung. Luis (12): „Ich finde es schockierend,
       wie jung der ist“ Er hat heute keine guten Tag. Gut, der Song ist
       anspruchsvoll zu singen, aber er hat mehrere wichtige Töne verkackt.
       
       22.14: Großbritannien 
       
       Sieht jünger aus als früher. Und sie kann es noch, diese Stimme.
       BONNNYYYYY!
       
       22.10: Rumänien 
       
       Jan Feddersen aus Malmö: „Das ist empirisch, queertheoretisch und sonstwie
       theoretisch unterfüttert: Homos mögen keine Männer, die ihre Virilität zu
       suspendieren scheinen durch kastratenhaften Gesang oder den Anschein, es
       besser zu können als Gloria Gaynor. Rumänien – das Allerletzte. The horror,
       the horror...“
       
       „It's my life“ – Dr. Alban? Leider nicht, stattdessen Dracula mit Ausschnit
       bis zum Bauchnabel. Das ist eine Hammerperformance, mit Ganzkörperkostüm.
       Hier flippen alle aus. Es wird an Klaus Nomi erinnert. Wir alle lieben
       Rumänien, Köln auch. Auch andere setzen Rumänien jetzt plötzlich auf die
       Favoritenliste. Einige Frauen würden sich wahnsinnig gern von ihm beißen
       lassen. Luis (12): „Super. Der Hammer.“ Wir legen uns fest: Rumänien ist
       unser neuer Favorit. Zum ersten Mal Einstimmigkeit im Raum. Die taz liebt
       Rumänien!
       
       22.06: Niederlande 
       
       Pseudo-ungemachte Haare. Sie wollte aber auch niemands Frau sein.
       Berlin-Mitte-Look und natürlich Tattoos. Wir lieben Anouk. Dieser Song
       passt zwar nicht hierher, aber darum gehts ja nicht. Das Lachen
       sympathisch, die Stimme toll, der Auftritt zurückhaltend minimalistisch.
       Wir hätten Anouk gerne zur Freundin. Die kann bestimmt gut zuhören.
       
       22.01 Uhr: Pause 
       
       Bisher war es beruhigend normal: Nutten, Schleim-Trash. Keine Ausschläge
       nach unten oder oben.
       
       Russland war sußer, Estland, Deutschland irgendwie auch, auch wenn da
       Uneinigkeit herrscht. Partypumpernickel läuft gut. Wir brauchen Prosecco.
       
       21.58 Uhr: Armenien 
       
       Die Türkei ist nicht dabei, also große Chance für Armenien. Achtziger Jahre
       Hair-Metal sagen die einen, die anderen schlafen.
       
       21.55 Uhr: Deutschland 
       
       Hier singen alle Euphoria. „Das ist ein PLagiat, Guttenberg im
       Glitzerkleid. Und die ist völlig überschminkt, ein ganzes Rossmann-Regal
       ist da aufgetragen.“ Luis (12) findet den Song super, und nicht nur weil es
       Deutschland ist. Die Stimmung in der Halle jedenfalls ist gut. Nach dem
       Russland-Song endlich wieder Stimmung. Wir trauen es uns zu sagen: Geiles
       Lied.
       
       21.51 Uhr: Russland 
       
       Jan Feddersen aus Malmö: „Ist das neue Gesicht des russischen
       Autokratismus? Amerikanisch klingen ... und schön tun. Ätzende
       Ultrablödeschnulze. Fleischapricotfarbenes Kleid ist eine Provokation.
       Chor, nebenbei: aus Schweden.“
       
       21.48 Uhr: Malta 
       
       Luis (12): „Der grinst zu viel. Hält der uns alle für Kinder?“ Paul:
       „Wenigstens verbreitet er gute Laune!“ Frauke: „Die Hose ist viel zu kurz!“
       Deniz: „Das ist eine total moderne Performance. Frauenschwarm mit tollem
       Grinsegesicht.“ Der Song erinnert uns stark an Silbermond und viele andere
       Songs die es schon einmal gab. Unseren Müttern würde es gefallen, sie
       hatten dieselben Kleider. Etwas altbacken, aber wenigstens Emotionene. Die
       einen finden es bieder, die anderen wollen die Kugeln für die Wohnung. Luis
       (12): „Sehr moderne Kindergartenperformance.“
       
       21.44 Uhr: Weißrussland 
       
       Das Kleid ist zu lang, das geht doch kürzer. Beauty-Expertin Julia: „Sie
       hat keinen Leberfleck und auch keine Sommersprossen.“
       
       21.38 Uhr: Estland 
       
       Warum ist das Schwarz-Weiß? Das ist unfair. Immerhin verbirgt sie ihren
       Schwangerschaftsbauch unter ihrem wallenden weißen Kleid. Der Song
       überzeugt uns nicht. Außer „uks"-Lauten nicht viel zu hören.
       
       Finnland-Experte Deniz: „Das klingt doch wie finnisch! Der Song war super,
       in perfektem Finnisch gesungen und die Frau ist auch süß. „Die ist
       schwanger!" ... „na und? So gut finnisch muss man erstmal singen.“
       
       21.33 Uhr: Belgien 
       
       Augenbrauen! Singen kann er nicht, aber der Blick ist süß. Er hat die
       Jogi-Löw-Erfolgsfrisur. Jetzt. Endlich Bass. Außerdem muss man Staaten
       unterstüzten die kurz vorm Verfall sind. Luis findet die Stimme gut. Er ist
       allein damit: „Ein Favorit für mich.“ Julia (seine Mutter): „Das ist das
       langweiligste bisher!“
       
       21.30 Uhr: Spanien 
       
       Einhellige Meinung: langweilig! Da fehlt etwas. Einige verwirrt: Wer ist
       das? Rumänien? Fehlt der Bass, die Gitarre?
       
       Jan Feddersen in Malmö: „Trends, jetzt schon bei Spanien sichtbar:
       Barfußperformances. Außerdem: Pyro, Windmaschine (erstmals hier ersichtlich
       bei ESDM im Einsatz.) Viel Melodiengewölk für nix. Außerdem sehr modisch:
       Pink, Strass auf den Wimpern.“
       
       21.26 Uhr: Finnland 
       
       Der Diplom-Klarinettist ist begeistert! Luis (12) ist auch begeistert,
       singt mit. Das erste wirklich tanzbare Lied, der erste Ohrwurm auch wenn es
       stark an Katy Perry erinnert. Ding Dong!
       
       Und der erste Skandal: Lesben küssen sich. „Unverschämtheit“, hallt es
       durch den Raum! Deniz Yücel ist da. Erster Kommentar: Was machen Lesben
       eigentlich beim ESC?
       
       21.23 Uhr: Moldawien 
       
       Das beste Trickleid des Abends, soviel steht jetzt schon fest! Feuer,
       Blitze, Größe! Wir lieben es. Auch wenn wir nichts verstehen. Moldawien
       wird weit vorne landen. Wegen des Kleids, wegen des Songs und des Feuers!
       
       Laut Google-Translator singt sie irgendetwas von „zwischen Sonne und Regen,
       sind tausende Farben und einige Wolken.“
       
       21.19 Uhr: Litauen 
       
       Der Sänger mit der schlechtesten englischen Aussprache im Wettbewerb. Der
       Song ist egal, aber der Text ist der Knüller: „If you don’t know I’m in
       love with you. When summertime falls it becomes untrue. Because of the
       shoes I’m wearing today. One is called Love (Love, love, love), the other
       is Pain.“
       
       21.15 Uhr: Frankreich eröffnet 
       
       „Das Kleid ist schön, elegantes Kleid, eleganter Song" Sie hat etwas von
       Kurt Cobains Witwe... Aber irgendwie geht der Song nicht los, man wartet
       und wartet, dass etwas kommt. Und dann? Kommt nix.
       
       Der Klarinettist sagt: „Bei doppelter Geschwindigkeit wäre der Song
       deutlich besser.“ Die Stimme erinnert an Gueshpatty.
       
       21.11 Uhr: Die Moderatorin 
       
       Moderatorin Petra Mede in einem ihrer zahlreichen Gaultier-Fummel – es
       werden noch viel mehr kommen. Style-Experte: „Mir fehlen die Worte
       angesichts diese pinken Infernos... Hoffentlich zieht sie sich schnell um.“
       Sonst waren es ja mindestens drei Moderatoren. In diesem Jahr ist es nur
       eine. Gespart wird überall. Europa ist in der Krise!
       
       21.10 Uhr: Raupe 
       
       Raupen-Opener: „Was soll diese Raupe?" sagen die einen. „Seid ruhig, das
       ist süß, jetzt ist sie gestürzt!", die anderen. Jetzt ist sie ein
       Schmetterling, alles gut. Hat was von Olympia.
       
       Jan Feddersen in Malmö: „Absolute Sensation, eine Neuheit sondergleichen:
       Noch nie in der ESC-Geschichte gab es den Einzug der Acts als
       LänderinterpretInnen vor dem eigentlichen Wettbewerb. Hebend und zum
       Niederknien. Ich bin sentimental, ich weiß: Aber wem das das Herz nicht
       rührt, innerlich selbstausgegrenzt ... um es tazzisch auszudrücken.“
       
       Luis: „Das kommt alles etwas billig rüber, im Gegensatz zur Show in
       Düsseldorf damals. Alles richtig kitschig. Das ist doch kein Stil, das
       müsste viel pompöser sein, mehr Glamour und Show!“
       
       21 Uhr: Los geht's 
       
       Paul Wrusch hat einen Follower bei Twitter verloren, weil er beim
       ESC-Liveticker mitmacht.
       
       20.50 Uhr: Unsere Favoriten 
       
       Julia Niemann, zuständig für special effects: Ukraine - Zlata Ognevich –
       Gravity
       
       Paul Wrusch, zuständig für Stimme und Texte: Niederlande - Anouk – Birds
       
       Enrico Ippolito, zuständig für Outfit: Weißrussland - Alyona Lanskaya –
       Solayoh
       
       Der diplomierte Klarinettist, zuständig für Songqualität: Finnland: Krista
       Siegfrids - Marry me
       
       Luis (12), zuständig für Gesamteindruck: Griechenland - Koza Mostra feat.
       Agathonas - Alcohol is free
       
       Frauke Böger, zuständig für den Überblick: Rumänien - Cezar - It's my life
       
       20.40 Uhr: Gerüchte und Loreen 
       
       Jan Feddersen in Malmö: Im Raucherbereich der Malmö Mässan treffen sich
       alle. Rumänische Background-Künstler treffen spanische Sängerin. Loreen,
       Vorjahressiegerin, wird eskortiert, sie sagt wie immer nur wispernd
       kostbare Dinge. So in etwa: „Es ist schön, hier zu sein.” Die Trivialste
       von allen. ESC in Malmö jetzt – ein Lampenfieberkorallenriff.
       High-Heel-Quote superhoch. Homoanteil männlich wie weiblich: nicht minder.
       
       Die letzten Gerüchte: Stimmt es, dass die Türkei den ESC der finnischen
       Küsse von Lesben nicht überträgt? Nein, sagt die ESC-Oberbehörde. Die haben
       versäumt, die Sendelizenz rechtzeitig zu erwerben – und schieben das jetzt
       als Ausrede nach, sie möchten keine Sittenverderbnis übertragen.
       
       Sietse Bakker, Supervisor-Chef des ESC sagt zur taz: Für die Balance wird
       es in der Show auch zwei Männer geben, die sich küssen – im Intervall-Act.
       Es ist eine grandiose Atmosphäre hier. Wie Fußball-EM und alle Feiertage
       zusammen – nur besser. Gleich geht’s los. Auftakt, wie immer: Charpentiers
       “Te Deum”.
       
       20.30 Uhr: Noch eine halbe Stunde 
       
       Jan Feddersen in Malmö: „Schwuler war's noch nie beim ESC. Alles voller
       Schwuppen in Malmö und selbst die Heteros in der Stadt wollen schwul sein.“
       
       In Hamburg steht Barbara Schöneberger auf der Reeperbahn und hat shocking
       neongelbe Pumps an. Und was hat Lena da am Ohr? Egal.
       
       Und in Berlin ist der Wodkawackelpudding fest, ein diplomierter
       Klarinettist und ein 12-jähriger Experte sind am Start. Es wird nur noch
       darüber gestritten, wer die Kleider kommentieren darf.
       
       ***
       
       ## Die Fakten:
       
       Länder im Finale: 26. (13 weitere bereits in zwei Semis Dienstag und
       Donnerstag ausgesiebt.)
       
       ESCs: Es ist der 58. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne
       (Originaltitel, sonst: Eurovision Song Contest) seit 1956.
       
       Pause: Türkei, Bosnien & Herzegowina, Portugal und Polen nahmen dieses Jahr
       eine ESC-Auszeit – mangels Finanzen.
       
       Wertung: Alle Länder übermitteln ein Resultat, das sich hälftig aus dem
       Televoting und der Jury zusammensetzt. Abstimmen dürfen auch jene Länder,
       die im Halbfinale ausschieden.
       
       Spezialitäten: Die höchsten Platzierungen, die ein Act mit der Startnummer
       1 während der Televoting-Ära erzielt (seit 1997), waren Platz 5 jeweils für
       Zypern, Kroatien und Aserbaidschan (1997, 1998 und 2010). Sechs der
       vierzehn Eröffnungsacts kamen unter die Top 10 (1997, 1998, 2002, 2003,
       2004 und 2010). Ein Act, der von der Startnummer 2 aus performte, hat noch
       niemals einen ESC gewonnen.
       
       Favorisiert: Dänemark, Russland, Ukraine, Niederlande, Schweden, Norwegen.
       
       Außenseiter mit Perspektiven: Island, Ungarn, Deutschland.
       
       Ost-West-Verhältnis: Unter den 26 Teilnehmerländern kommen 11 aus den
       Ländern des früheren Ostblocks, 15 aus dem Bereich des klassischen ESC (von
       1993 an kamen die exrealsozialistischen Länder zum ESC).
       
       Blöcke: Alle fünf skandinavischen Länder haben sich qualifiziert; neun von
       zehn Ländern, die einst zur Sowjetunion zählten, sind heute abend dabei.
       
       Sieger & Verlierer: Irland hat am häufigsten gewonnen (7 mal), Deutschland
       2 mal). Auf dem letzten Platz landeten am häufigsten: Norwegen (10 mal) und
       Finnland (8), Deutschland 5 Mal.
       
       TV: 21 Uhr ARD (Kommentar: Peter Urban) und als [2][Livestream] (bis 0:20
       Uhr). Vor der Show wie nach dieser sendet die ARD live von der
       Eurovisionsparty auf der Hamburger Reeperbahn.
       
       18 May 2013
       
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