# taz.de -- Chiles Umweltbehörde stoppt Minenbau: Zyankali im Abwasser
       
       > Eine Umweltbehörde lässt den Bau einer Mine im Grenzland zwischen Chile
       > und Argentinien stoppen. Der Betreiber hat gegen wichtige Schutzauflagen
       > verstoßen.
       
 (IMG) Bild: Gigantisches Projekt in den Anden: die Goldmine Pascua Lama.
       
       BUENOS AIRES taz | Viele halten das Treiben von [1][Barrick Gold] für eine
       der schlimmsten Umweltsünden Lateinamerikas. Doch die Taten der kanadischen
       Bergbaufirma in den chilenischen Anden könnten schon bald der Vergangenheit
       angehören. Am vergangenen Freitag stoppte die chilenische Umweltbehörde das
       umstrittene Megabergbauprojekt von Barrick Gold, Pascua Lama.
       
       Zudem wurden die Kanadier zur Zahlung eines Bußgeldes in Höhe von 16,4
       Millionen Dollar verdonnert. Es war das erste Mal, dass die Umweltbehörde
       einer Betreiberfirma eine Strafe auferlegte – ein außergewöhnlicher Vorgang
       im vom Bergbau finanziell abhängigen Chile.
       
       Das Urteil der Beamten ist hart: Barrick habe „ernste Verletzungen“ von
       Vorschriften beim Bau der Tagebaumine begangen. In über 20 Fällen hätten
       die Kanadier gegen Umweltauflagen verstoßen. Der Bau könne erst
       weitergeführt werden, wenn das von dem Unternehmen zugesagte Abwassersystem
       für das mit Schwermetall und Zyankali verunreinigte Abwasser aufgebaut ist.
       
       Der Name Barrick Gold ist in der Region längst zum Synonym für skrupellose
       Rücksichtslosigkeit im Umgang mit Natur und Menschen in den andinen
       Regionen Südamerikas geworden. Das Minenprojekt Pascua Lama liegt im
       Grenzgebiet von Chile und Argentinien in einer Höhe zwischen 4.000 bis
       5.000 Metern, es erstreckt sich über die argentinische Westprovinz San Juan
       und die chilenische Atacama-Region.
       
       ## Hochgiftiges Zyanid
       
       Nach jüngsten Schätzungen will Barrick rund 8,5 Milliarden US-Dollar in das
       Projekt investieren, das Ende 2014 in Betrieb gehen soll. Jährlich sollen
       so mehr als 17,5 Tonnen Gold, 850 Tonnen Silber und 5.000 Tonnen Kupfer
       gefördert werden. Hauptproblem: Die begehrten Metalle sollen mit
       hochgiftigem Zyanid aus dem Erz gelöst werden.
       
       Der Widerstand gegen die Megamine hatte sich bereits kurz nach deren
       Baugenehmigung 2001 formiert. „Ohne die jahrzehntelange Mobilisierung der
       indigenen und kleinbäuerlichen Organisationen vor Ort wäre das, was wir
       heute erleben, nicht möglich“, sagt der Chilene Lucio Cuenca vom
       lateinamerikanischen Observatorium für Umweltkonflikte, ein Experte in
       Sachen Barrick Gold.
       
       Barrick trat am Freitag sofort die Flucht nach vorn an: Der Konzern
       akzeptierte die Strafe und versprach, die Auflagen zukünftig einzuhalten.
       Juan Carlos Monckeberg, der Leiter der Umweltbehörde, machte dem
       Unternehmen jedoch wenig Hoffnung. „Was das fehlende Abwassersystem angeht,
       sehe ich keine Möglichkeit, das wieder in Ordnung zu bringen“, sagte
       Monckeberg.
       
       ## Nicht ganz so mutig
       
       Doch so mutig, wie es auf den ersten Blick scheint, ist seine Behörde
       nicht. Der dem Bergbauministerium unterstellte Servicio Nacional de Minería
       hatte das Projekt bereits im Oktober 2012 teilweise gestoppt. Lediglich der
       Tunnel, der Chile mit Argentinien verbindet, durfte weitergebaut werden.
       Begründet wurde dies mit der mangelhaften Sicherheit der Anlagen – und mit
       dem Staub, der die Gesundheit der Arbeiter gefährde.
       
       „Selbst in vergleichbaren Fällen, bei denen es sogar Tote unter den
       Minenarbeitern zu beklagen gab, wurde so etwas nicht gemacht“, sagt Lucio
       Cuenca. Und vermutet, dass mit dem Teilstopp eine staatliche Intervention
       vermieden werden sollte. „Das Desaster, das Barrick anrichtet, kann heute
       nicht mehr vertuscht werden.“
       
       Nachdem sich im Januar mehrere Unfälle ereignet hatten, bei denen es zu
       erheblichen Umweltzerstörungen gekommen war, wurde das Projekt auf Antrag
       der Anwohner per einstweilige Verfügung vom Gericht im April gestoppt.
       Begründung: Der chilenische Staat komme seiner Aufsichtspflicht nicht nach.
       
       27 May 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.barrick.com/company/profile/default.aspx
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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