# taz.de -- Kommentar Wetter: Verlogene Kritiker der Wärme
> Auf einen Winter, der nie enden wollte, folgt ein Frühling, der wie ein
> Spätherbst daherkommt. Bundesregierung und Opposition müssen handeln!
(IMG) Bild: Liebes Wetter, bedenke: „Dabei wäre es angebracht, den Blick einmal auf sich selbst zu richten.“
Es ist Wahlkampf und das wichtigste Thema wird nicht beachtet. Es ist kalt
und windig und nass. Das ist eine Ohrfeige für die Bundesregierung. Angela
Merkels Strategie „Wolkige Ankündigung plus Probleme aussitzen“ wird
abstürzen wie der Regen aus der Wolke. Denn eine realistische Aussicht auf
den Sommer besteht nicht.
Es ist überfällig, das Thema endlich offensiv aufzugreifen. Viel zu lange
hat die Bundesregierung geglaubt, das schlechte Wetter ignorieren zu
können. Dabei ist das Ergebnis absolut inakzeptabel. Wo die Regierung
versagt, ist die Opposition am Zug. Sie muss dafür sorgen, dass höhere
Temperaturen eine Chance bekommen. Denn sonst ist es mit dem – aus
Umweltschutzgründen durchweg begrüßenswerten – Sommer bald vorbei.
Das ist keine Petitesse. Es geht um das Geld der Verbraucher, denn Urlaub
im Ausland bedeutet, dass Geld im Ausland ausgegeben wird und nicht hier.
Eisern und durchsetzungsstark muss hier gegengesteuert werden, wenn dieses
Land auch in Zukunft prosperieren soll. Zwar heizt der Sommer die
klimatische Aufrüstungsspirale noch weiter an, doch sind die offiziellen
Kritiker der Wärme unglaubwürdig und verlogen.
Gerade die Grünen sollten bei anderen Themen den Rotstift ansetzen und sich
mit dem Wetter befassen, um vor der Bundestagswahl noch eine
Erfolgsgeschichte vorweisen zu können. Die Regierung kann nicht, unser
Gemeinwesen will und soll nicht – im Gegenteil würde Vater Staat eine
Entschlackungskur guttun –, so bleiben eben die Grünen. Oder meint Jürgen
Trittin, die aktuellen Umfragewerte seien robust genug?
Experten wenden ein, das Wetter habe symbolische Bedeutung – sollte aber
nicht überbewertet werden. Aus umweltpolitischer Sicht ist es nur
wünschenswert, wenn hier kein Popanz aufgebaut und kein Placebo gegen das
Symptom verabreicht wird. Damit muss Schluss sein. Aber.
Alle kursiven Passagen wurden Kommentaren auf der Meinungs- und der
Titelseite der taz in dieser Woche entnommen.
30 May 2013
## AUTOREN
(DIR) Maik Söhler
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