# taz.de -- Munition auf der Kabeltrasse: Weltkrieg verzögert Riffgat
       
       > Netzbetreiber Tennet kann den Offshore-Windpark vor der Insel Borkum
       > nicht rechtzeitig anschließen. Das wird teuer.
       
 (IMG) Bild: Job für Spezialisten: Ein Errichterschiff hebt sich auf Stelzenbeinen aus der Nordsee.
       
       HAMBURG taz | Beim EWE-Windpark Riffgat nordwestlich der Insel Borkum ist
       bisher das meiste nach Plan verlaufen. Elf von 30 Windkraftanlagen stehen
       bereits im Meer. Bis Ende Juli will der Oldenburger Energieversorger die
       Letzte betriebsbereit haben. Doch die Anlagen werden stillstehen müssen,
       weil die Leitung für den Strom, den sie produzieren könnten, nicht fertig
       ist.
       
       Absurder noch: Sie werden den Strom eines Dieselgenerators im Windpark
       fressen müssen, damit sie wegen des ungeplanten Stillstands nicht
       kaputtgehen. So oder so wird der Stillstand teuer.
       
       Die Riffgat-Windräder speisen ihren Strom in ein Umspannwerk im Park ein,
       das durch eine 50 Kilometer lange Leitung um Borkum herum mit dem Stromnetz
       an Land verbunden ist. Das letzte Drittel dieser Leitung fehlt, weil auf
       der Kabeltrasse Weltkriegsmunition liegt. Diese zu bergen, ist schwieriger
       als erwartet. „Das Problem ist, dass es in diesem Bereich eine starke
       Strömung gibt, die die Munition versetzt“, sagt Henrike Lau vom
       Netzbetreiber Tennet.
       
       Das Unternehmen, das für den Anschluss der deutschen Windparks in der
       Nordsee (offshore) zuständig ist, hatte der EWE zugesagt, Riffgat bis März
       mit einer Steckdose zu versehen. Ende Oktober habe Tennet mitgeteilt, dass
       dieser Termin nicht zu halten sei, sagt EWE-Sprecher Christian Bartsch.
       
       Nach Informationen des NDR könnte es bis zum Jahresende dauern, bis die
       Leitung steht. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange sich die Anbindung
       verzögert“, sagt Tennet-Sprecherin Lau.
       
       Die EWE hat dafür wenig Verständnis. „Dass da Munition liegt, war seit
       Jahren bekannt, da muss man einfach früher anfangen“, sagt ihr Sprecher
       Bartsch. Lau versichert, Tennet habe penibel geplant, es hätten sich aber
       nicht alle Schwierigkeiten vorhersehen lassen. „Das ist eine Sache, die
       Gefahren birgt“, sagt Lau.
       
       An sieben Tagen die Woche kümmerten sich rund um die Uhr 60 Leute um die
       Räumung der Kabeltrasse. „Bislang unfallfrei“, sagt Lau. „Das ist doch auch
       was.“
       
       Tennet muss der EWE für jede Windkraftanlage, die betriebsbereit ist, aber
       mangels Netzanschluss keinen Strom produzieren kann, einen 90-prozentigen
       Schadensersatz bezahlen. Bei einer Gesamtleistung des Windparks von 108
       Megawatt könnten dabei überschlägig sechs Millionen Euro pro Monat
       zusammenkommen.
       
       Nur ein Fünftel davon muss Tennet selbst bezahlen. Den Rest kann der
       Versorger auf die Netznutzungsgebühr umlegen – und damit letztlich auf die
       Verbraucher.
       
       Auf die EWE kämen weitere Kosten zu, wie deren Sprecher Bartsch sagt. Um
       die Windräder betriebsbereit zu machen, sei Strom nötig, der von einem
       Generator auf der Umspannstation erzeugt werden muss. Sollte der Stillstand
       sehr lange dauern, müssten die Rotoren mit Strom gedreht werden, um die
       Lager zu schonen. Außerdem seien Techniker für die Inbetriebnahme gebucht
       worden, die jetzt zu Hause bleiben müssten.
       
       30 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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