# taz.de -- Berliner Szenen: Sushi mit Hut
       
       > Nachts riecht es im Sushiladen manchmal nach Pizza.
       
 (IMG) Bild: Keine Angst: Im Britzer Garten werden die Dahlien kalt genossen.
       
       Spätabends bei strömendem Regen mit dem Fahrrad zum Sushiladen zu fahren,
       um dem erkälteten Freund und mir was zu essen zu holen, ist ein bisschen
       schrecklich und ein bisschen geil. Schrecklich ist es, weil es dunkel und
       nass ist und mir nach einer halben Minute die Hose klatschnass und eklig an
       den Beinen klebt. Und geil ist es, na ja, aus dem gleichen Gründen.
       
       Beim Losgehen hab ich einen Lappen mitgenommen, beziehungsweise eine
       aussortierte Unterhose von mir, um den Fahrradsitz vorm Fahren
       trockenzuwischen. Wegen Blasenentzündung und so. Um den Weg zur Mülltonne
       zu sparen, werfe ich den nassen, zerknüllten Schlüpper in den Fahrradkorb.
       
       Die Straße glänzt, fast niemand ist unterwegs. Ich atme ganz heftig ein,
       wie so ’ne Bekloppte. Fahre mitten auf der Straße, ich liebe das. Beim
       Sushiladen angekommen, bin ich komplett durchnässt. Nur der Kopf ist
       trocken. Mein Freund ist Fischkopp, und da wo er herkommt, trägt man
       Regenhüte, und heute trage ich seinen.
       
       Im Sushiladen riecht es nach Pizza. Am größten Tisch sitzen die Sushifrauen
       und -männer alle zusammen, um sie herum Pizzakartons und Weinflaschen.
       Sonst ist niemand da. „Ist noch offen?“, frage ich, und einer der Männer
       kommt zu mir rüber. „Klar!“ Huch, bisschen betrunken. Oder? Weiß nicht.
       „Haha, toller Hut“, lacht er und fasst mir an die Hutkrempe. „Bist du ein
       Feuerwehrmann?“ Doch betrunken.
       
       Er kichert. „Bestellst du“, sagt er, gibt mir die Karte. Ich bestelle. Der
       Sushimann gibt mir eine Tasse Tee, ich setze mich und denke beim Hinsetzen,
       dass danach der Stuhl nass sein wird. Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie
       der Sushimann kurz rausgeht.
       
       „Ein Typ hat dein Fahrrad umgeworfen, ich hab es wieder hingestellt“, sagt
       er beim Reinkommen. „Oh“, sage ich, „danke.“ Als ich mit meiner Sushitüte
       wieder rausgehe, liegt die nasse Unterhose ordentlich gefaltet im
       Fahrradkorb.
       
       7 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Margarete Stokowski
       
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