# taz.de -- Türkeireisen: Hin oder doch hin
       
       > Die Proteste in der Türkei haben bisher keine Auswirkung auf das
       > Reiseverhalten der Berliner. Keine Stornierungen – stattdessen fährt
       > mancher wegen der Demos hin.
       
 (IMG) Bild: Man kann den Protesten auch aus dem Weg gehen: Strand in Antalya
       
       Ein paar Anrufe mit Nachfragen zur Sicherheit bei Reisen in die Türkei gebe
       es zwar, sagt Bahattin Kaya vom Reisebüro Kaya-Reisen im Bezirk Mitte:
       „Aber wir können die Leute immer beruhigen. Stornierungen hatten wir noch
       nicht.“
       
       Auch der große Türkei-Reiseanbieter Öger Tours mit Sitz in Hamburg erlebt
       bislang keine Stornierungswünsche. „Da es von unseren Kunden keine
       Nachfragen gibt, planen wir auch bislang nichts in dieser Richtung“, sagt
       Öger-Pressesprecherin Kathrin Rüter. Flüge seien noch „zu allen türkischen
       Flughäfen“ buchbar.
       
       Dabei ist es in der Türkei, dem drittliebsten Reiseland der Deutschen, auch
       in Touristenregionen zu Solidaritätsdemos für die Protestler vom Istanbuler
       Gezi-Park und gegen den regierenden Ministerpräsidenten Recep Tayyip
       Erdogan von der muslimisch-konservativen Partei AKP gekommen. Der lässt die
       Sicherheitskräfte seit zehn Tagen hart gegen die Protestierer durchgreifen,
       deren Widerstand sich anfangs gegen die Bebauungspläne für den Gezi-Park,
       nun mehr und mehr auch gegen Erdogan selbst richtet.
       
       Auch in beliebten Touristenzentren wie Antalya und Bodrum gehen die
       Menschen dafür auf die Straßen. Angesichts der kommende Woche in Berlin und
       drei weiteren Bundesländern beginnenden Sommerferien hat das Auswärtige Amt
       (AA) zwar keine Reisewarnung, aber einen aktuellen Hinweis in Bezug auf die
       Türkei veröffentlicht: „Reisende werden gebeten, sich von Demonstrationen
       und Menschenansammlungen fernzuhalten und Vorsicht walten zu lassen“, heißt
       es auf der Internetseite des AA. Medienberichte sollten „aufmerksam
       verfolgt werden“. Für eine Reisewarnung sehe man derzeit keinen Anlass,
       heißt es aus dem Amt, die Lage werde aber täglich neu geprüft und bewertet.
       Reisende sollten deshalb die Webseite aktuell im Blick haben.
       
       „Es ist sicher hier“, sagt der Berliner Orkan Özdemir, der seit Mitte
       vergangener Woche durch die Türkei reist und verschiedene Orte des
       Protestes besucht. Proteste fänden zwar landesweit statt. Man könne ihnen
       aber überall problemlos aus dem Weg gehen, so Özdemir.
       
       Der aktive Sozialdemokrat wollte sich selbst ein Bild der Lage in der
       Türkei machen – und reiste deshalb hin. Auch das gibt es nämlich: Menschen,
       die gerade wegen der Proteste nach Istanbul, Ankara oder Kayseri fahren –
       nicht, um mitzumischen, sondern um die Entwicklungen dort aus nächster Nähe
       mitzuerleben. Auch Murat K., ebenfalls Sozialdemokrat, überlegt, nach
       Istanbul zu fliegen, um die Proteste dort aus der Nähe verfolgen zu können.
       Ob aber sein später gebuchter Sommerurlaub mit Familie und Kindern in
       Antalya wie geplant stattfinden wird, steht für ihn noch nicht fest: „Wir
       wissen ja nicht, wie sich die Dinge weiter entwickeln werden“, so der
       Unternehmer.
       
       Auf das Reisegeschäft wirkt sich beides bisher nicht aus: „Weder
       Stornierungen noch Mehrverkäufe“ verzeichnet Reisebürochef Mete Sener vom
       Reisebüro Özdemir am Kottbusser Tor in Kreuzberg. Er sehe „als
       Reiseveranstalter keinen Grund zur Sorge“, sagt Bahattin Kaya.
       „Revolutionstourismus“ macht sich auch in seinem Geschäft bislang nicht
       bemerkbar. Tickets für Flüge in die Türkei seien noch zu haben: für
       ferienbedingt hohe Preise ab 450 Euro für Hin- und Rückflug.
       
       9 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alke Wierth
       
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