# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Herren-Lob ohne Muschiflutsch
       
       > „Schlechte Zeiten! Gute Zeiten!“, ruft das Netzwerk Recherche. So schlimm
       > kann es mit der Krise nicht sein, wenn Blätter schlüpfrige Werbung
       > verweigern.
       
 (IMG) Bild: Peniscreme: ok, Gleitgel: nee? Was soll diese Zurückhaltung bei Produkten für Frauen?
       
       Hallo, taz-Medienredaktion! Pünktlich zur [1][Netzwerk-Recherche-Tagung]
       letzte Woche, die dank des Universalakteurs, des Grandseigneurs von
       Panorama, des An-alles-Denkers und Frauenverstehers, des wirklich-wirklich
       unersetzlichen Kuno Haberbusch nicht nur wieder ein fettes Programm hatte,
       sondern auch ganz wunderbare Pommes, hat Süddeutsche.de bekannt gegeben,
       Rechercheaufträge von ihren Lesern annehmen zu wollen.
       
       1996 der Kater Mikich verschwunden, in der Nacht zum 7. Februar der Ehemann
       oder aber auch die Frage, wo die zweite Uhr Eva Brauns abgeblieben ist –
       die MitarbeiterInnen freuen sich auf die Aufträge ihrer Leser. Und ich
       freue mich über so viel Offenheit seitens einer Redaktion. So offen sind
       nicht alle. Nein, nein, nein!
       
       Musste ich doch gerade lesen, dass der Pharmazeut Dr. Wolff Schwierigkeiten
       hat, Zeitungen zu finden, die seine [2][Anzeige für Scheidenfeuchtcreme]
       drucken wollen. So schlimm kann es mit der Krise wohl doch nicht sein, wenn
       angeblich fast 20 Blätter sein Muschiflutsch nicht ins Blatt nehmen wollen.
       
       „Selbstauferlegte Richtlinien“ stünden Muschiflutsch im Weg. Nun würde ich
       natürlich gern wissen, welche Richtlinien. [3][Penisex] zu bewerben hat
       doch keiner Scheu. Schon als Kind saß ich vor den Anzeigen und fragte mich,
       wo man sich eine „Stimulationscreme für ihn“ hinschmiert. Mittlerweile kann
       ich es mir denken, wundere mich aber, was diese eigenartige Zurückhaltung
       bei Produkten für Frauen soll. Und vor allem, wer muss das wieder ausbaden?
       Wir Schreibende natürlich.
       
       Weil angeblich kein Geld für uns da ist. Entweder die Zeitungen steigen wie
       letzte Woche aus dem Manteltarifvertrag aus, weil sie die Tarife für „nicht
       mehr zeitgemäß“ halten, nämlich zu hoch. Oder sie bezahlen die Freien
       schlecht. Ein Thema, das jetzt nicht weiter beleuchtet werden soll.
       
       ## Meister Küppersbusch
       
       Ganz hervorragend finde ich die [4][neue Sendung von Friedrich
       Küppersbusch]. Sie zeigt einmal mehr, wie trostlos, grau und unerquicklich
       die Zeit ohne den Meister war. Ein Meister, der in die Jahre gekommen, doch
       nichts von seiner Grazie, seinem gekonnten Zielschuss und der Leichtigkeit,
       mit der er das Florett „Zunge“ führt, verloren hat.
       
       Haar weniger, ja das schon, aber der Rest, ganz wunderbar! Und auch auf die
       neue Sendung von [5][Jan Böhmermann] freue ich mich schon jetzt. Dieser
       fesche Kerl im Beerdigungsunternehmerdress, der auch auf dem Pferd so eine
       gute Figur macht! Ja, du siehst, Medienredaktion, ich habe Herren-Lob-Tage.
       Gepriesen sei, wer gepriesen gehört!
       
       Überzeugt hat mich in diesem Zusammenhang auch der Geschäftsführer des
       Zeit-Verlages, der im Zuge unseres, wie ich finde, sehr gelungenen
       Interviews nicht nur meine Zeit-Magazin-Honorare im Internet
       veröffentlichte, sondern [6][mir auch gleichsam „Verzerrung“ und
       „Scheinheiligkeit“ unterstellt]. Wohlgemerkt, der Mann, der in dem
       Interview, das ihm zur Autorisierung vorliegt, etwa 80 Prozent seiner
       Antworten überarbeitet hat.
       
       Und sich die neue Fassung, nachdem sein Übersatz von 2.000 Zeichen draußen
       ist, nochmals zur Freigabe vorlegen lässt. Und, Jurist, der er ist, diese
       freigibt. Und jetzt auf [7][taz.de] schreibt: „Sie hat wider besseren
       Wissens, um den Spin ihrer Geschichte zu erhalten, die Dinge verzerrt
       dargestellt.“ Ja, da war sie wohl ganz schön knülle, die Klein Erna, als
       sie das autorisierte Ding nach Berlin schickte.
       
       Jetzt aber ist sie wieder voll da und freut sich auf weitere
       Veröffentlichungen privater Daten wie Honorare, sexueller Vorlieben und
       Kosenamen, wenn ein Interviewpartner seinen Beitrag blöd findet. Gespannt,
       was als Nächstes kommt, zurück nach Berlin!
       
       19 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Journalistentreffen-Netzwerk-Recherche/!118216/
 (DIR) [2] http://www.vagisan.de/
 (DIR) [3] http://lmgtfy.com/?q=penisex
 (DIR) [4] /WDR-Satire-Tagesschaum/!117874/
 (DIR) [5] /!110007/
 (DIR) [6] /!118136/
 (DIR) [7] /
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Burmester
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Die Kriegsreporterin
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
 (DIR) Schwerpunkt Zeitungskrise
 (DIR) Jan Böhmermann
 (DIR) Die Zeit
 (DIR) Silke Burmester
 (DIR) Anne Will
 (DIR) Die Zeit
 (DIR) Berliner Zeitung
 (DIR) Schwerpunkt Tom Buhrow
 (DIR) Silke Burmester
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne die Kriegsreporterin: Auch beim Schwanzvergleich vorn
       
       Degeto-Schreibern, denen nichts mehr einfällt, Ficki-Facki-Filme, und eine
       Frau, die auch beim Vergleich, wer das längere Boot hat, die Nase vorn hat.
       
 (DIR) Kolumne Die Kriegsreporterin: Fixiert vom Fürsten der Finsternis
       
       Ich weiß nun, wie es sein kann, dass selbst die blödesten Unsympathen noch
       Applaus bei Anne Will bekommen. Birgit Homburger sei Dank.
       
 (DIR) Zeit-Geschäftsführer über freie Autoren: „Die meisten sind gut drauf“
       
       Der „Zeit“-Verlag verdient gut, freie Autoren profitieren davon aber nicht
       wie gewünscht. Geschäftsführer Rainer Esser meint: Für „Die Zeit“ arbeiten,
       macht Freude.
       
 (DIR) Die Kriegsreporterin: Leerstand in Räumen und Köpfen
       
       Frühere Büros von „Spiegel“, „FR“ und „Berliner Zeitung“ können Wohnungsnot
       lindern - und selbst leere Springer-Köpfe können auf Weiterverwendung
       hoffen.
       
 (DIR) Kolumne Die Kriegsreporterin: Schnuppern an Tom Boring
       
       Vom Neuen beim WDR, den Tittenheftchen im britischen Supermarkt und diesen
       gestandenen Publizisten, die jetzt wegen einem Nudelhaus rumheulen.
       
 (DIR) Kolumne Die Kriegsreporterin: Klopf, klopf, hier ist die Moderne!
       
       Das ZDF braucht Hilfe bei der Suche nach neuen Shows für junge Leute, der
       Springer Verlag enttäuscht und der „Spiegel“ wird kuschelig.