# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Tom, Thomas und Ingo – Ruhe jetzt!
       
       > Nicolaus Förster beweist: Anstand ist möglich. Der Streit um „Germany’s
       > Next First Moderator“? Und hat Jan Spielhagen zu viel „Beef“ gegessen?
       
 (IMG) Bild: Schreckensbild für den „Tagesthemen“-Nachwuchs: Wenn ihr weiter streitet, kommt Ulrich Wickert zurück.
       
       Hallo taz-Medienredaktion!
       
       Stell dir mal vor, deine Chefredakteurin, die liebe Ines, würde in einer
       Werbebroschüre eines eurer Anzeigenkunden – doch, doch, zwei oder drei habt
       ihr, das weiß ich – einen Text verfassen, in dem sie beschreibt, wie gern
       sie das benutzt, was der Anzeigenkunde herstellt. Bei eurer Ökobude könnte
       das Solarstrom sein.
       
       In ihrem Text erzählt sie, wie sie dies und das macht und jenes und noch
       was anderes und hinter jedem Absatz schriebe sie: „Versuchen Sie das mal
       mit Atomstrom!“, wobei klar ist, dass das mit Atomstrom nie so schön würde
       wie mit der Sonnenenergie. Über dem Text von Ines steht „Eine
       Liebeserklärung an Solarenergie“. Und unten drunter, dass Ines Chefin bei
       der tollen taz ist.
       
       „Unmöglich!“, sagst du. „Unglaublich!“ und schreist „Sittenverfall!“ und
       beschwörst die Nichtkäuflichkeit von Journalisten. Zumal die von
       Chefredakteuren. Palaverst über die Trennung von Redaktion und Werbung und
       fragst, wer ihr das genehmigt hat. Das zumindest frage ich mich im Falle
       von Jan Spielhagen, der als Chefredakteur des Magazins Beef im Werbemagazin
       des Grillherstellers Weber unter dem Titel „Versuchen Sie das mal in Ihrer
       Küche!“ erzählt, wie viel Freude ihm das Grillen macht.
       
       Geld sei auf keinen Fall geflossen, sagt eine freundliche Dame in der
       Redaktion, Jan Spielhagen mailt aus dem Urlaub, er selbst habe kein Geld
       bekommen, aber die Redaktion habe eine Rechnung an Weber geschrieben,
       Honorar, das dem Etat gutgeschrieben wird. Teil eines Anzeigendeals mit dem
       Platzhirschen in der Grillabteilung der Foodmagazine sei das „natürlich
       nicht!“.
       
       ## „Germany’s Next First Moderator“
       
       Eine tolle Nachricht gibt es diese Woche von NDR und WDR für alle Eltern,
       die trotz des Versprechens eines Kindergartenplatzes ab August noch nicht
       wissen, wohin mit der Brut. Bei den Anstalten ist noch Platz! Zuletzt wurde
       dort das lustige „Germany’s Next First Moderator“ gespielt und die Anführer
       zankten sich, wer „Erster Moderator“ bei den Tagesthemen sein darf.
       
       In der Endrunde waren Ingo Zamperoni und Thomas Roth. Der Bestimmer vom NDR
       und der vom WDR konnten nicht ausmachen, wer der große und wer der kleine
       Moderator sein soll. Der Erste Tom vom WDR wollte unbedingt, dass der aus
       seiner Mannschaft „Erster Moderator“ wird. Was bedeuten würde, dass Ingo
       nur Zweiter ist, was die vom NDR blöd finden. Zumal beim NDR Caren Miosga
       die Chefin bleiben will.
       
       Das ist Kindergarten at its best und die Gebühren sind auch schon bezahlt!
       Und vielleicht kommen die Kinder sogar ins Fernsehen! Weil die ARD
       transparenter werden will, könnte so ein Stuhlkreis, wo ausgemacht wird,
       wer Erster und wer Siebter Moderator wird, auf Phoenix übertragen werden.
       Da sehen die Eltern auch gleich, wie es ihren Kleinen geht.
       
       Dass man schlechte Arbeitsbedingungen nicht zu seinem Geschäftsmodell
       machen muss, beweist Nicolaus Förster. Der ehemalige Chefredakteur von
       Gruner + Jahrs Wirtschaftsmagazin Impulse ist nun wieder Chefredakteur von
       Impulse, allerdings ohne Gruner + Jahr. Und was ist da möglich? Gute
       Rahmenverträge! Zusammen mit den Interessenvertretungen freier Journalisten
       und Fotografen hat Förster einen Vertrag geschaffen, der fast in allen
       Punkten die von meinem tapferen Verein „Freischreiber“ im „Code of
       Fairness“ aufgestellten Punkte berücksichtigt.
       
       So dürfen sich Freie, die für Impulse arbeiten, zum Beispiel darauf freuen,
       dass bei Lieferung bezahlt wird und nicht erst, wenn zweieinhalb Jahre
       später der Text gedruckt wird. Ja, so bescheiden sind wir ja schon! Voll
       begeistert, dass heutzutage Anstand noch möglich ist, zurück nach Berlin!
       
       26 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Burmester
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Tagesthemen
 (DIR) Impulse
 (DIR) Freischreiber
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA