# taz.de -- Stadtentwicklung: Zu viel Mist im Stall
       
       > Kreuzberg will Korrekturen bei der Umgestaltung der früheren
       > Reiterkaserne „Dragonerhöfe“: keine Hochhäuser, dafür mehr Denkmalschutz.
       
 (IMG) Bild: Will mindestens 200 Sozialwohnungen auf dem Dragonerareal: Bausenator Andreas Geisel (SPD)
       
       Nach den ersten Bebauungsvorschlägen eines Investors für die „Dragonerhöfe“
       am Mehringdamm fordert Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz (Grüne)
       deutliche Korrekturen der Pläne. Zwischen den Vorstellungen der Hamburger
       Projektentwicklungs-Gesellschaft ABR German Real Estate AG und denen des
       Bezirksamts bestehe „erheblicher Dissens“ über die Gestaltung des Areals,
       sagte Schulz zur taz.
       
       Nach Ansicht von Schulz werde der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg darauf
       bestehen, dass die denkmalgeschützten Gebäude im Rücken des Kreuzberger
       Finanzamts nicht zu Schaden kommen. Eine zukünftige Bebauung müsse sowohl
       die „kammartige Figur“ der langen ehemaligen Reitställe respektieren als
       auch die Substanz der früheren Kasernenanlage berücksichtigen. „Mehrere
       Geschosse auf die denkmalgeschützten Backsteinställe zu setzen, wie das ein
       Entwurf vorsieht, ist äußerst unsensibel“, betonte Schulz.
       
       Die German Real Estate AG strebt einen Umbau und eine Verdichtung der
       47.000 Quadratmeter großen Fläche an. Der Investor hat das Areal von der
       bundeseigenen Bima, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kürzlich
       erworben. Der Kaufpreis soll rund 22 Millionen Euro betragen haben.
       
       Die Dragonerhöfe – hinter dem Kreuzberger Finanzamt und dem benachbarten
       Biomarkt befindlich– sind ein Filetstück im Bezirk. Das historische
       Gelände, auf dem sich von 1855 bis 1918 die langen Reitställe des Ersten
       Garde Dragoner Regiments ausdehnten, liegt seit der Auflösung des Regiments
       nach dem Ersten Weltkrieg im Schatten des wuchtigen Finanzamts. Die
       einstige Kaserne beherbergen zum Teil erhaltene Stallungen über 30
       Gewerbebetriebe; darunter die LPG, Lager, Werkstätten, aber auch
       Auto-Stellflächen und Clubs.
       
       2012 hatte die Bima das Gelände zum Verkauf angeboten. Über 20
       Interessenten, darunter Genossenschaften und Baugruppen aus dem
       Möckernkiez, bewarben sich. Den Zuschlag erhielt die German Real Estate AG.
       
       Klaus Roelcke, Vorstandsmitglied der German Real Estate, plant bis 2016
       eine Bebauung mit Gewerbe, Büros und Wohnen. Die einstigen Dragonerställe
       sollen „weitgehend als Mittelpunkt“ erhalten werden. Roelcke verspricht
       zudem, dass „an der Umsetzung des Projekts Wohnungsbaugenossenschaften aus
       dem Stadtteil beteiligt werden“. Auch der Biomarkt „soll an dem Standort
       bleiben“.
       
       Was aus vielen anderen Betrieben in den neuen „Dragonerhöfen“ wird, ist
       dagegen offen. Viele Pächter fürchten ihre Kündigung. Anwohner der nahen
       Großbeerenstraße haben in den sozialen Netzwerken ihre Sorge geäußert, dass
       die Neuausrichtung des Geländes das soziale Gefüge und die Mieten im
       Viertel beeinträchtigen könnte.
       
       Schulz sieht zwar die „Kompromissfähigkeit“ des Investors. Für eine Lösung
       oder die nötige Änderung des Bebauungsplans, für den der Bezirk zuständig
       ist, müssten von diesem aber weitere Schritte unternommen werden. Das
       Quartier zwischen Mehringdamm und Obentrautstraße sei ein „Standort mit
       viel Potenzial“, der „behutsam“ weiterentwickelt werden müsse, so Schulz.
       So sollten vorhandene Gewerbebetriebe erhalten und ausreichend „bezahlbarer
       Wohnraum“ geschaffen werden. Scharf kritisierte er die „große Dichte“, die
       der Investor anvisiere. Häuser mit „fünf und sechs Geschossen gehen gar
       nicht, auch nicht Hochhäuser“.
       
       Nachträglich zeigte sich Schulz auch verärgert darüber, dass die Bima sich
       beim Verkauf einem „Konzeptverfahren“ verweigert habe. Den Zuschlag erhielt
       das Höchstgebot. Dies habe andere Bieter – und Ideen – ausgeschlossen.
       
       9 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rolf Lautenschläger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sozialer Wohnungsbau
       
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