# taz.de -- Leiharbeiter bei der Meyer-Werft: Kritik nach tödlichem Brand
       
       > In Papenburg verbrannten zwei rumänische Arbeiter in einer
       > Wohnunterkunft. Sie waren bei der örtlichen Meyer-Werft beschäftigt und
       > von der Emdener Firma SDS vermittelt. Nun wird Kritik an ihren Arbeits-
       > und Wohnbedingungen laut
       
 (IMG) Bild: Ein Werk von Leiharbeitern, Werksvertraglern oder Festangestellten ? Bei der Meyer-Werft gibt es alles
       
       HAMBURG taz | Die [1][Meyer-Werft] geht in die Offensive. Als „völligen
       Unsinn“ bezeichnet Unternehmenssprecher Peter Hackmann die gegen die Werft
       und das Emdener Subunternehmen SDS nach einem tödlichen Brand in einer
       Unterkunft für „Leiharbeiter“ in Papenburg (Landkreis Emsland) erhobenen
       Vorwürfe. Die dort untergebrachten Arbeiter, von denen zwei bei dem Brand
       ums Leben kamen, waren bei der Meyer-Werft eingesetzt und an diese von SDS
       vermittelt worden. Der SDS-Bevollmächtigte Mustafa Salahin kündigte
       gegenüber der taz „rechtliche Schritte gegen die Osnabrücker Zeitung“ an,
       die „Lügen in die Welt gesetzt“ habe, ohne dass von ihr überhaupt „jemand
       mit mir gesprochen hat“.
       
       In einem Bericht der Zeitung von Dienstag ist mit Verweis auf anonyme
       Quellen davon die Rede, dass die meist bulgarischen und rumänischen
       Monteure „in sklavenähnlichen Zuständen“ gelebt hätten. Die Bewohner des
       Brand-Hauses seien „nicht versichert“ gewesen und hätten ihre Papiere bei
       dem Subunternehmer abgeben müssen. Zudem ist ihnen laut dem [2][Bericht]
       ein Stundenlohn von gerade mal drei Euro ausgezahlt worden.
       
       SDS und Meyer bestreiten diese Vorwürfe nun vehement. Werftsprecher Peter
       Hackmann betont, dass alle erhobenen Vorwürfe nach seiner Kenntnis
       „schlicht falsch“ seien. Die in der Unterkunft untergebrachten Männer seien
       zum einen im arbeitsrechtlichen Sinne „keine Leiharbeiter“, sondern
       „sozialversicherungspflichtig Beschäftigte“ der Emdener Firma SDS, mit der
       Meyer Werkverträge über bestimmte Leistungen, „wie zum Beispiel 1.000
       Monteursstunden“ abschließe.
       
       Die Behauptung, ihnen würden die Pässe abgenommen, sei „absurd“. Hackmann:
       „Was soll es in einem freizügigen Europa bringen, rumänischen oder
       bulgarischen Arbeitern die Pässe abzunehmen?“
       
       SDS-Mitgesellschafter Sahinler bestätigt Hackmanns Angaben. Alle Arbeiter
       seien „angemeldet, gut ausgebildet und versichert“ gewesen, sie hätten von
       SDS „acht bis zehn Euro Stundenlohn netto“ erhalten. Folglich wolle er sich
       „den Ruf unserer Firmen nicht durch Presselügen kaputtmachen“ lassen.
       
       Kritik gab es inzwischen von mehreren Seiten. So sprach die Vorsitzende des
       Osnabrücker Katholikenrats, Agnes Holterhus, am Dienstag unter Bezugnahme
       auf den Brand von einem „Sumpf mafiöser Subunternehmen“, einem „Missbrauch
       von Werkverträgen“ und „katastrophalen Wohnbedingungen in dem Haus“. Schon
       in den vergangenen Tagen waren Vorwürfe laut geworden, das Brandhaus sei
       mit bis zu 30 Bewohnern hoffnungslos überbelegt gewesen.
       
       Das Wohnhaus sei, so kontert Hackmann die Vorwürfe, „bestimmt keine
       Massenunterkunft“ gewesen. Auf 400 Quadratmetern hätten bei Ausbruch des
       Brandes dort 14 Personen gelebt, zwölf von ihnen seien anwesend gewesen.
       
       „Wir diskutieren das Thema der Unterbringung ständig mit unseren Partnern
       und sehen da genau hin“, beteuert Hackmann. Trotzdem mag er nicht
       ausschließen, dass „unter den Partnern“, die der Werft Arbeitskräfte
       vermitteln, „auch mal ein schwarzes Schaf“ sei. Betriebsrats-Chef Thomas
       Gelder forderte die Werftleitung dagegen zu Gesprächen mit SDS auf, um
       sicherzustellen, dass in Zukunft alle Arbeiter „vernünftig untergebracht“
       würden.
       
       Derzeit arbeiten bei Meyer 290 Leiharbeiter und etwa 1.500 Arbeiter von
       Unternehmen wie SDS, mit denen Meyer Werkverträge unterhält. „Ohne solche
       Verträge könnte keine einzige Werft existieren“, betont Hackmann. Der
       Vechtaer Prälat Peter Kossen spricht hingegen von einem „diabolischen
       System moderner Sklaverei“.
       
       Unterdessen sind die Brandermittler weiter auf der Suche nach der Ursache
       für das Feuer. Der Emsländer Polizeisprecher Achim von Remmerden teilte am
       Dienstag mit, fest stehe nur, dass der Brand im Erdgeschoss, im Bereich
       einer ehemaligen Sauna ausgebrochen sei. „Dieser Erkenntnisstand wird sich
       wohl auch in den kommenden Tagen nicht präzisieren“, sagte der
       Polizeisprecher.
       
       16 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.meyerwerft.de/
 (DIR) [2] http://www.noz.de/lokales/73463420/sklavereiaehnliche-zustaende-im-papenburger-haus
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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