# taz.de -- Frauen-EM in Schweden: Endlich unverkrampft
       
       > Die Frauen-EM in Schweden war viel entspannter als die WM vor zwei Jahren
       > in Deutschland. Aber die Uefa weiß, dass für 2017 noch mehr geht.
       
 (IMG) Bild: Ganz entspannt: Frauenfußball braucht in Schweden keine Marketingmaschine
       
       SOLNA taz | Für Nostalgiker ist es ein Jammer. Darf eine historische
       Spielstätte derart rabiat abgerissen werden, wie es gerade mit dem
       Råsundastadion in Stockholm geschieht? Zwei Tribünen haben die Bagger
       bereits dem Erdboden gleichgemacht, ansonsten ragen nur noch Betonskelette
       in die Luft. Rundherum sind in Solna etliche Straßen gesperrt, bald sollen
       hier, wo der junge Pelé einst seinen ersten WM-Titel gewann, Wohnungen
       entstehen.
       
       Auch Karen Espelund, seit zwei Jahren die einzige Frau im Exekutivkomitee
       der europäischen Fußballunion Uefa, gefällt dieser Anblick gar nicht, doch
       im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen verbindet sie mit dem
       Råsundastadion nicht die Männer-WM 1958, sondern die Weltmeisterschaft der
       Frauen 1995.
       
       Tatsächlich fand hier vor 18 Jahren das Finale des Turniers zwischen
       Norwegen und Deutschland statt. Die 52-Jährige stand der Delegation des
       norwegischen Verbandes vor, „und ich war so nervös, dass mich der damalige
       Uefa-Präsident Lennart Johansson in sein Büro mitgenommen und mir einen
       Schnaps angeboten hat“.
       
       Damals gewann Norwegen 2:0 gegen ein deutsches Team um Heidi Mohr, Silvia
       Neid und Birgit Prinz. Heute kümmert sich Karen Espelund darum, dass der
       Frauenfußball in ganz Europa vorankommt. Und wenn die Norwegerin den
       Vergleich zieht zu jenen frühen Jahren, dann leuchten ihre Augen. „Vom
       Tempo, von der Taktik, von der Power hat sich so viel Positives getan“,
       sagt sie.
       
       ## Schneller und härter
       
       Norwegens Nationaltrainer Even Pellerud, bei der WM 1995 wie bei der EM
       2013 im Amt, sagt: „Die neue Generation spielt viel schneller, die Pässe
       sind viel härter. Früher war der Ball viel mehr in der Luft, jetzt ist er
       fast immer am Boden.“ Und Bundestrainerin Silvia Neid pflichtet ihm bei:
       „Alles ist viel athletischer geworden. Und es ist nicht mehr so einfach,
       Tore zu schießen.“ Tatsächlich sind bei dieser Frauen-EM nur noch 2,3
       Treffer pro Spiel gefallen – weniger als in der deutschen
       Männer-Bundesliga.
       
       „Wir können die Dinge aber noch besser machen“, räumt Uefa-Generalsekretär
       Gianni Infantino ein. So will genau überlegt sein, welches Land den
       Zuschlag für die dann auf 16 Teilnehmer aufgestockte Frauen-EM 2017 erhält:
       Frankreich und die Niederlande sind dabei sicher die großen Favoriten. Wie
       ernsthaft die Bewerbungen von Österreich, Schweiz, Schottland, Polen und
       Israel sind, ist schwer einzuschätzen. Zuvor steigt die Frauen-WM 2015 in
       Kanada – mit erstmals 24 Teams ein wahres Mammutturnier.
       
       Die in Sachen Frauenfußball lange sehr sperrige Uefa fühlt sich durch „die
       beste EM aller Zeiten“ (Infantino) ermuntert, die Entwicklung mit monetären
       Fördermaßnahmen (100.000 Euro pro Jahr und Mitgliedsland) zu beschleunigen.
       Der Zuschauerzuspruch (mehr als 200.000 in den Stadien und 250.000 Menschen
       in den Fanzonen) und die Fernsehquoten (55 Millionen in ganz Europa) waren
       mehr als ordentlich. Die Anteilnahme vor Ort ebenso.
       
       ## Unverkrampfter als in Deutschland
       
       In Skandinavien braucht der Frauenfußball keine Marketingmaschinerie, um
       Akzeptanz zu finden – so wirkte das Event unverkrampfter als vor zwei
       Jahren in Deutschland. Schweden kann sich nun vorstellen, die Frauen-WM
       2019 auszurichten.
       
       Bis dahin besteht vor allem in Osteuropa noch gewaltiger Nachholbedarf.
       Unter den letzten acht Teams des abgelaufenen Turniers standen vier Teams
       aus nordischen Ländern (Norwegen, Schweden, Dänemark und Island) und vier
       große Nationen (Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien), aber Karen
       Espelund ist nicht bange, dass sich das bald ändert. Sie verweist darauf,
       dass die polnischen U17-Juniorinnen jüngst die Europameisterschaft gewonnen
       haben.
       
       Und als kommender Fixstern wird eine gewisse Ewa Pajor gehandelt – beim
       polnischen Toptalent sind sich Beobachter nur noch nicht ganz einig, ob die
       16-Jährige eher Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo ähnelt. Ganz gleich:
       Klubs aus der Frauen-Bundesliga haben sich bereits wegen einer
       Verpflichtung bei ihrem derzeitigen Verein Medyk Konin erkundigt.
       
       29 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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