# taz.de -- Oranienplatz: Viel Lärm um – was?
       
       > Auf einer Pressekonferenz im Flüchtlingscamp eskaliert ein interner
       > Streit.
       
 (IMG) Bild: Bashir macht auf seine Situation aufmerksam
       
       „Das sind keine Flüchtlinge!“, brüllt Bashir und zeigt auf die Gruppe auf
       dem Podium. „Sie haben kein Recht, für mich zu sprechen!“ Seine Stimme ist
       laut und aggressiv. Die vorn reagieren genervt. Man merkt: Das passt ihnen
       jetzt wirklich gar nicht.
       
       Die Flüchtlinge am Oranienplatz haben am Montagvormittag zur
       Pressekonferenz geladen, um Stellung zu nehmen zu den
       Vergewaltigungsvorwürfen, die seit Tagen in den Medien kursieren. Eine Frau
       hatte anonym im Internet von Übergriffen im Umfeld des Camps berichtet. Sie
       selbst sei von einem Mann vergewaltigt worden. Die Polizei startete
       Ermittlungen, CDU-Politiker forderten die Räumung des Camps.
       
       Auf der Pressekonferenz müsste jetzt eigentlich nur das gesagt werden, was
       die Frau nach taz-Informationen einer Gruppe von Unterstützern erzählte:
       dass der Täter kein Flüchtling war, sondern ein Unterstützer. Täter und
       Opfer wollten demnach beide den Flüchtlingen helfen und kamen sich mit der
       Zeit näher. Die Tat fand den Aussagen zufolge nicht im Camp statt, sondern
       in einer Wohnung. Diese Hinweise würden ausreichen, um deutlich zu machen,
       dass sich die Tat nicht zur Stimmungsmache gegen das Camp eignet.
       
       Doch während der gesamten Pressekonferenz werden diese Informationen nicht
       vermittelt. Erst gibt es einen längeren internen Konflikt darüber, wer auf
       dem Podium sprechen darf. Bashir meint, dies solle er sein und nicht die
       anderen. Er brüllt erst draußen, dann drinnen, dann draußen, zwischendurch
       brüllt ein Freund von ihm drinnen weiter.
       
       Die Flüchtlinge auf dem Podium verlesen eine Erklärung, in der sie
       Diskriminierung und Rassismus anprangern, sie fordern ein Ende der
       Residenzpflicht und der Abschiebungen. Journalisten fragen nach: Was ist
       denn nun mit dem Vergewaltigungsfall?
       
       Das sei ein „Phantomdelikt“, sagt ein Flüchtling. Es gebe „keine sicheren
       Beweise“. Es könne sich auch um eine erfundene Sache handeln, um dem Camp
       zu schaden. Anschließend beschimpfen die Flüchtlinge die Journalisten und
       diskutieren mit einzelnen über deren Artikel.
       
       Die Unterstützer beschränken sich bei der Pressekonferenz darauf, für die
       Flüchtlinge zu übersetzen. So ist ihr Selbstverständnis. Eine echte
       Unterstützung hätte in diesem Fall jedoch daraus bestanden, den
       Journalisten von den Hinweisen zu erzählen, die es gibt – auch wenn es
       keine sicheren Beweise sind.
       
       29 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Flüchtlingscamp Oranienplatz
       
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