# taz.de -- Rader Hochbrücke gesperrt: Kanalpassage dicht
       
       > Weil die Pfeiler der Rader Hochbrücke löchrig sind, hat sie der Kieler
       > Verkehrsminister Reinhard Meyer für LKWs gesperrt. Der marode Bau ist nun
       > ein Wahlkampfthema.
       
 (IMG) Bild: Folgen der Sperrung der A 7 für LKWs: Stau vor der Brücke und anderen Kanalpassagen.
       
       Während Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) heute Vormittag in
       Hamburg ein symbolisches Schäufelchen Erde für einen Lärmschutzwall in
       Hamburg aufschüttet, steht sein Landes-Kollege Reinhard Meyer (SPD) gut 60
       Kilometer nördlich an der Rader Hochbrücke, die sich bei Rendsburg über den
       Nord-Ostsee-Kanal spannt.
       
       Über die Brücke läuft die Autobahn 7, die Trasse, die von Skandinavien
       durch Schleswig-Holstein bis an die österreichische Grenze führt. Doch seit
       Mitte Juli ist die Brücke für alle größeren Fahrzeuge gesperrt, Lastwagen
       quälen sich im Schritttempo durch den – ebenfalls nur halbseitig
       befahrbaren – Kanaltunnel bei Rendsburg oder gar durch die Kreisstadt
       selbst.
       
       Schuld sind Schäden an der Brücke – doch im Wahlkampf versuchen die
       politischen Lager, aus dem bröckelnden Beton Munition gegen den Gegner zu
       formen. Gestern debattierte der Wirtschaftsausschuss des Kieler Landtags
       die Lage.
       
       „Es fällt einem Minister nicht leicht, die wichtigste Brücke des Landes zu
       sperren“, sagte Meyer. Die Brücke war schon länger als Sanierungsfall
       bekannt, doch nun tauchten so gravierende Schäden auf, dass Experten sofort
       einen Stopp verlangten. In der Pflicht steht der Bund, aber die Opposition
       in Kiel sieht eine Mitschuld der rot-grün-blauen Landesregierung. Die CDU
       mahnt eine schnelle Reparatur an und kritisiert, dass im Haushaltsentwurf
       deutlicher weniger Geld für Infrastruktur bereit stand als unter
       Schwarz-Gelb.
       
       Der SPD-Verkehrsexperte Florian Pronold, Mitglied in Peer Steinbrücks
       „Kompetenzteam“, sieht bei einem Ortstermin – wie im Wahlkampf nicht anders
       zu erwarten – die Hauptschuld bei der schwarz-gelben Bundesregierung. Aber
       er gibt zu, dass die Infrastruktur in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt
       „auf Verschleiß gefahren“ ist. Statt zu erhalten, sei lieber neu gebaut
       worden: „Bändchen durchschneiden ist halt schöner als sanieren.“ Die SPD
       wolle bei einem Wahlsieg den Topf für Infrastruktur-Erhalt von zehn auf
       zwölf Milliarden Euro erhöhen. Reichen wird das nicht, gibt er zu:
       Gebraucht würden 17 Milliarden.
       
       Ob aber Erhalt im Fall der Rader Hochbrücke überhaupt ausreicht? 80 bis 100
       Jahre sollte sie stehen, sie kippelt nach 40. „Wir denken über einen
       Ersatzbau nach“, so Meyer am Mittwoch, darüber habe es auch Gespräche mit
       Ramsauer gegeben. Angesichts von Baumängeln – in einigen Pfeilern gibt es
       tiefe Löcher – sprach Meyer vergangene Woche darüber, die damaligen Firmen
       zu belangen. Doch das Hauptproblem sind das gestiegene Verkehrsaufkommen,
       größere und schwerere Lastwagen. Und die Politik hat das Ziel, Lasten auf
       die Schiene zu verlagern, nicht erreicht.
       
       Den Rendsburger Bürgermeister Pierre Gilgenast (SPD) plagen andere Sorgen:
       Nicht nur, weil die Stadt unter den verstopften Straßen leidet. Sondern
       auch, weil er um die örtlichen Straßen und Brücken fürchtet.
       
       7 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geisslinger
       
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