# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Dann kackt doch in den Wald
       
       > Im Sommmerloch vögeln die Affen. Die Menschen gucken zu und machen sich
       > Gedanken. Weil der Mensch ein Mensch ist, will er, dass es um ihn geht.
       
 (IMG) Bild: Voll süß, voll monogam, voll kein Mensch: das Erdmännchen.
       
       Sex geht immer. Ist so. Sommerloch auf, Sex rein, Sommerloch zu. Oder
       Tiere. Sommerloch auf, Tiere rein, voll süß. Einmal habe ich einen
       [1][Text] geschrieben, in dem es um schlechtes Wetter ging. Es war Ostern,
       es war kalt und es lag Schnee, das hatte ich, ähm, recherchiert. Viel mehr
       stand in dem Text nicht drin. Aber in der Überschrift gab es das Wort
       „[2][//twitter.com/marga_owski/status/319975697152102400:Ficken]“. Es wurde
       der meistgeklickte Artikel des Tages auf taz.de. Auf dem zweiten Platz war
       ein Text, in dem beschrieben wurde, wie in Nordkorea die Lage immer
       dramatischer wird. Nun. So sind sie, die Menschen.
       
       Und weil der Mensch ein Mensch ist, will er, dass es um ihn geht. Auch wenn
       es eigentlich um Tiere geht. Ein Haufen TierforscherInnen hat vor Kurzem
       das getan, was TierforscherInnen so tun: Tiere beobachtet, und
       aufgeschrieben, was die Tiere so machen. Ficken, zum Beispiel.
       Überraschung.
       
       Die ForscherInnen gehörten zu zwei verschiedenen Gruppen, die untersuchten,
       warum manche Tierarten monogam leben. Die [3][eine] Gruppe kam zu dem
       Schluss, dass Affenväter nur bei den Affenmüttern bleiben, um die
       gemeinsamen Babys vor Kindstötung zu schützen.
       
       Die [4][andere] Gruppe fand, das stimmt nicht. Der Grund, warum das
       Männchen beim Weibchen bleibe, sei oft einfach, dass das nächste Weibchen
       zu weit weg ist, und dann müsste man erst... und ach... und überhaupt...
       und dann bleibt man halt zu Hause. Monogamie aus Faulheit. Mitten im
       Sommerloch kamen diese zwei Studien jetzt raus.
       
       Und alle so: Oooooh, was heißt das für die Menschen? Was können wir daraus
       lernen für unser liebes Liebesleben? Warum ist der Mensch wohl eine
       monogame Art? War er schon immer...? – Stopp. Fehler, Fehler, Fehler,
       Fehler.
       
       Wer außerhalb der CDU kommt auf die Idee, dass die Menschen eine monogame
       Art sind? Gibt es bei Affenstudien überhaupt die Vergleichskategorie
       „Na-ja-sie-versuchen-es-ziemlich-oft-monogam-aber-dann-bleiben-sie-auf-der-
       Betriebsfeier-betrunken-und-mit-verschmiertem-Lippenstift-am-nächstbesten-V
       ollhampel-kleben“?
       
       Das Problem ist, dass Studien über Schimpansen oder Stinktiere in den
       allermeisten Fällen nichts über Menschen sagen. So einfach und so kränkend
       ist das. Der Mensch hat irgendwann dieses crazy Ding angefangen, das sich
       Kultur nennt. Seitdem ist vieles anders. Seitdem schreibt der Mensch im
       Alter von zwölfeinhalb Jahren peinliche Tagebucheinträge und hängt sich mit
       vierzig monochromen Quatsch an die Wand. Machen Tiere nicht.
       
       Die meisten Tiere essen ungewaschenes Zeug vom Boden, sie vollziehen ihr
       Geschäft im Wald und haben danach Kacke im Fell hängen. Sie lecken nach der
       Geburt ihr Junges ab und schlabbern dann die Plazenta weg. So, und jetzt
       los. Alle Leute, die der Meinung sind, aus Menschenaffen-Monogamie-Studien
       irgendetwas über menschliches Zusammenleben lernen zu können, geben als
       Erstes ihr Klopapier wieder zurück. Und die Brille. Und die
       Espressomaschine. Alle Bücher. Auch ihre Schnabeltassensammlung, oder was
       sie sonst noch so haben.
       
       Und dann reden wir noch mal ganz in Ruhe, bei einem ungekühlten Schluck
       Tümpelwasser. Also für die. Für mich einen Eiskaffee.
       
       8 Aug 2013
       
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