# taz.de -- Niederländisches Modell: Frauenhaus auch für Männer
       
       > In Lübeck öffnet ein Frauenhaus seine Türen bundesweit erstmals auch für
       > Männer. Andere Frauenhäuser bleiben skeptisch.
       
 (IMG) Bild: In Lübeck nicht mehr frei von Männern: Zuflucht im Frauenhaus.
       
       HAMBURG taz | Frauen, die in ihrer Beziehung Gewalt erfahren haben, finden
       in Frauenhäusern Zuflucht und Schutz, Männer haben keinen Zutritt – so das
       traditionelle Konzept. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) rüttelt nun daran: Im
       Lübecker Awo-Frauenhaus sollen erstmals auch Männer beraten werden. Dies
       sei das Ergebnis einer langen Entwicklung, sagt Katjana Zunft,
       Mitarbeiterin im Lübecker Frauenhaus.
       
       Die Einrichtung greift damit das niederländische Konzept der
       „Oranje-Huises“ auf. „Eine Familie besteht nicht nur aus der Frau und
       Kindern“, sagt sie. Nachdem das Frauenhaus bereits Paarberatungen außer
       Haus durchgeführt habe, seien sie zu dem Schluss gekommen, dies auch im
       eigenen Haus fortzusetzen. Trotz der räumlichen Trennung gebe es immer auch
       noch Dinge zu klären, bei denen der Mann mit einbezogen werden muss.
       
       Hierfür will das Frauenhaus den Rahmen schaffen. „Aber nur, wenn die Frau
       das auch will“, sagt Zunft. Anhand einer Gefährdungsprüfung werde dann
       eingeschätzt, ob der Mann Zutritt zum Haus bekommt oder nicht. „Das läuft
       nach dem Ampel-Prinzip: Grün kommt rein, bei gelb sichern wir uns nochmal
       ab und rot bleibt definitiv draußen.“
       
       Die Bewohnerinnen hätten bisher positiv auf die Pläne reagiert, so Zunft.
       Um die schutzsuchenden Frauen nicht zu gefährden, habe man umgebaut.
       Kameras und eine Sicherheitsschleuse, die nur mittels Chip geöffnet werden
       kann, sollen verhindern, dass ungebetene Gäste den Frauen zu nahe kommen.
       Ab Herbst soll ein männlicher Kollege das Frauenhaus-Team unterstützen, die
       Bewerbungsgespräche laufen bereits.
       
       Aus den autonomen Frauenhäusern in Hamburg und Bremen sind Äußerungen von
       „erstaunlich“ bis „befremdlich“ über den Lübecker Versuch zu hören,
       offiziell wollte ihn aber gestern zunächst niemand kommentieren. Elke
       Sasse, Frauenbeauftragte der Stadt Lübeck, steht dem Projekt „optimistisch“
       gegenüber. Wichtig sei zunächst aber, dass Lübeck überhaupt wieder
       zusätzliche Plätze für Frauen zur Verfügung stellt.
       
       Im Jahr 2011 hatte die gelb-schwarze Landesregierung beschlossen, die
       Förderung des Awo-Frauenhauses zu streichen: Die Einrichtung sei zu wenig
       ausgelastet. Die fehlende finanzielle Unterstützung von 440.000 Euro zwang
       die Einrichtung in die Knie: Das Haus musste schließen. Das verbliebende
       autonome Frauenhaus klagte regelmäßig über Platzmangel. Mit dem
       Regierungswechsel im Mai rückten auch die Frauenhäuser wieder nach oben auf
       die Agenda. Das Land beschloss, die Frauenhäuser erneut mit mehr als
       500.000 Euro zu fördern, die Einrichtung der Awo erhält 230.000 Euro für 15
       Plätze.
       
       26 Aug 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Miriam Kern
       
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