# taz.de -- DAX-Aufsichtsräte: Männlich, 61 und gut vernetzt
       
       > Eine Aktionärsschützer-Studie fordert mehr Diversität und Unabhängigkeit
       > in den Aufsichtsräten. Dennoch gibt es auch Lichtblicke.
       
 (IMG) Bild: Mann kann sich's leisten: Temporäre Deko an der Frankfurter Börse.
       
       BERLIN taz | So wie bei Henkel sollte es nach Ansicht von
       Aktionärsschützern in viel mehr Aufsichtsräten aussehen: Durchschnittsalter
       52 Jahre, 44 Prozent Frauen, Festvergütung ohne flexible Anteile – und an
       der Spitze eine Frau.
       
       Tatsächlich steht der in Düsseldorf ansässige Konsumgüterkonzern ziemlich
       einzigartig da. Das zeigt eine aktuelle Aufsichtsratsstudie der Deutschen
       Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW): Das durchschnittliche
       DAX-Aufsichtsratsmitglied 2013 ist 61 Jahre und männlich, neben
       Henkel-Oberkontrolleurin Simone Bagel-Trah findet sich keine andere
       weibliche Vorsitzende.
       
       Trotzdem zeigte sich Jella Benner-Heinacher, die stellvertretende
       Hauptgeschäftsführerin der DSW, bei der Präsentation am Dienstag zufrieden:
       Insgesamt seien die „Aufsichtsratsgremien breiter aufgestellt“ als noch vor
       einem Jahr. Und: „Die letzten Ausläufer der Deutschland AG sind auf dem
       Rückzug.“
       
       Die DSW fordert mehr Diversität und Unabhängigkeit in den Aufsichtsräten,
       um die Unternehmen sauberer kontrollieren und die Interessen der Aktionäre
       besser schützen zu können.
       
       ## Die engen Verflechtungen lösen sich auf
       
       Tatsächlich zeigt die Studie, dass die engen Verflechtungen zwischen den
       Gremien der wichtigsten Unternehmen sich auflösen – wenn auch nur sehr
       langsam. 2007 kontrollierten noch elf Männer mit 41 Aufsichtsratsmandaten
       24 der 30 DAX-Konzerne. Heute haben sie noch 30 Aufsichtsratssitze in 19
       Unternehmen.
       
       Den Titel des aktuellen Superkraken teilen sich Ulrich Lehnert und Werner
       Wenning. Lehnert sitzt den Gremien von Deutscher Telekom und ThyssenKrupp
       vor und ist Mitglied im Eon-Aufsichtsrat. Das Sagen bei dem Energiekonzern
       hat wiederum Wenning, wie auch bei der Bayer AG und – wenn auch nur als
       Stellvertreter – bei Siemens.
       
       Die bestverankerte Frau ist die Geschäftsführerin des Allensbach-Instituts,
       Renate Köcher. Sie hat Mandate bei der Allianz, BMW und Infineon und sitzt
       dort auch in wichtigen Ausschüssen. Damit belegt sie in der Rangliste der
       wichtigsten Aufseher nur Platz 16.
       
       Insgesamt habe sich für Frauen „in Deutschland trotz des Drucks der EU
       nicht allzu viel verändert“, sagt Benner-Heinacher. Brüssel fordert für
       Aufsichtsräte eine Frauenquote von 40 Prozent. Am Montag stellten sich
       wichtige Ausschüsse des Europaparlaments hinter diesen Vorschlag. Allein
       die Debatte habe den Anteil von Frauen in den Gremien innerhalb eines
       halben Jahres von 15,8 auf 16,6 Prozent angehoben, sagte EU-Kommissarin
       Viviane Reding. Ob die Quote wirklich kommt, ist jedoch fraglich, weil sich
       bereits neun Regierungen gefunden haben, die dagegen sind – neun Staaten
       bilden im Ministerrat eine Sperrminorität. Dazu gehört auch die
       Bundesregierung.
       
       15 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Willms
       
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