# taz.de -- SPD-Chef Bovenschulte über Alternativen: „Besonderer Status im Kreis“
       
       > Andreas Bovenschulte erklärt, warum er lieber Bürgermeister von Weyhe als
       > von Bremen werden will – und deswegen als SPD-Chef abtritt.
       
 (IMG) Bild: Urbanität: Weyhes Marktplatz ist deutlich größer als der von Bremen.
       
       taz: Herr Bovenschulte, macht es keinen Spaß, Bremer SPD-Chef zu sein? 
       
       Andreas Bovenschulte: Doch, riesigen Spaß, aber ein solches Amt ist für
       mich immer auf Zeit angelegt. Auf Dauer ist die Doppelbelastung aus
       politischem Ehrenamt und voller Berufstätigkeit doch sehr groß.
       
       Ist es dann tatsächlich attraktiver, Bürgermeister von Weyhe zu werden? 
       
       Man soll Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. In Bremen habe ich ein
       Ehrenamt, in Weyhe bin ich beruflich aktiv. Und der hiesige
       Gestaltungsspielraum ist durchaus attraktiv! Man kann zum Beispiel über
       eine Rekommunalisierung der Netze bis hin hier zur Gründung eigener
       Stadtwerke nachdenken. Zunächst, das muss ich betonen, müsste mich aber
       erst mal die Weyher SPD nominieren. Und dann bin ich noch lange nicht
       gewählt.
       
       Es wird gesagt, dass Sie stattdessen auch Jens Böhrnsen als Bürgermeister
       von Bremen beerben könnten. 
       
       Ich habe intensiv dafür gearbeitet, dass Jens Böhrnsen Bremen möglichst
       lang als Bürgermeister erhalten bleibt. Und ich freue mich aufrichtig
       darüber, dass sich diese Frage nie gestellt hat.
       
       Irgendwann braucht jeder einen Nachfolger. Aber kann man in Weyhe
       tatsächlich das Bürgermeistern für Bremen üben? Der Weg auf den Stuhl des
       Senatspräsidenten führt doch eher über den Fraktionsvorsitz in der
       Bürgerschaft. 
       
       Die SPD-Fraktion hat einen hervorragenden Fraktionsvorsitzenden! Und noch
       mal: Ich habe keine Hintergedanken in Richtung Bremer Rathaus.
       
       Also: Was hat Weyhe, was Bremen nicht hat? 
       
       Jetzt sind wir wieder bei den Äpfeln und Birnen ...
       
       Okay, Weyhe hat Johann Heinrich Rumsfeld, den Urahn des berüchtigten
       Ex-US-Verteidigungsministers, und Louise Ebert, die Frau des ersten
       deutschen SPD-Kanzlers ... 
       
       ... nach der unser Frauenzentrum benannt ist.
       
       Andererseits ist Weyhe erst seit 1992 überhaupt eine selbstständige
       Gemeinde. 
       
       Die Gemeinde Weyhe wurde schon 1974 gegründet. Der 1992 eingeführte Titel
       „Selbstständige Gemeinde“ bedeutet, dass wir einen besonderen Status
       innerhalb des Kreises haben, in dem wir einen Teil von dessen Aufgaben
       übernehmen. Deswegen ist der Bürgermeister von Weyhe auch Leiter einer
       Behörde mit fast 500 Mitarbeitern.
       
       Das sind freilich deutlich mehr Weisungsbefugnisse als Böhrnsen sie hat ... 
       
       Dieser rein quantitative Vergleich sagt nichts über die sehr
       unterschiedliche politische Bedeutung der beiden Ämter aus!
       
       Stimmt, der eine ist Ministerpräsident, der andere eine Art Ortsvorsteher.
       Sie begründen Ihren Rückzug vom SPD-Landesvorsitz auch damit, dass diese
       Funktion mit dem Amt des Weyher Bürgermeisters politisch nicht zu
       vereinbaren sei. Aber stellvertretender Bürgermeister und Bremer
       Landes-Chef ging bisher doch auch? 
       
       Das niedersächsische Kommunalrecht ist kompliziert: Ich bin nicht
       stellvertretender Bürgermeister, sondern allgemeiner Stellvertreter des
       Bürgermeisters in allen Verwaltungsangelegenheiten.
       
       Als richtiger Bürgermeister wäre die Gewerbesteuer-Konkurrenz mit Bremen zu
       brenzlig? 
       
       Bremen und Weyhe haben ein hervorragendes Verhältnis. Aber als
       Bürgermeister wäre ich in der Tat auch für alle Fragen von
       Wirtschaftsansiedlung zuständig – und dann wäre es schwierig, den Anschein
       eines Interessenkonflikts zu vermeiden.
       
       Von Weyhe aus werden Sie bundesweit nicht mehr mitmischen. Zuletzt haben
       Sie immerhin initiiert, dass eine Partei-Mitgliederbefragung über die Große
       Koalition in Berlin entscheidet. 
       
       Als politisch denkender Mensch werde ich mich weiter einmischen, nur mit
       einer anderen, zugegeben nicht so herausragenden Rolle. Und auch die
       kommunale Ebene hat reichlich Berührungspunkte mit den anderen staatlichen
       Ebenen.
       
       25 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Henning Bleyl
       
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