# taz.de -- Bayerns Sieg über Dortmund: Der perfekte Plan B
       
       > Mario Götze bringt mit seinem Tor Münchens Sieg gegen Dortmund auf den
       > Weg. Seine Vielseitigkeit ist Ausdruck der zentralen Spielidee von Pep
       > Guardiola.
       
 (IMG) Bild: Als würde er sich schämen: Bayerns Mario Götze brachte Bayern in Führung
       
       DORTMUND taz | Mario Götze schwieg. Der Mann, der am Samstagabend zum
       Mittelpunkt dieses in bis in die hintersten Winkel der Erde ausgestrahlten
       Fußballereignisses geworden war, gab keine Interviews, auch seine Facebook-
       und Twitter-Kanäle blieben stumm. Er hatte auf dem Rasen gesprochen, als er
       die Wut der Dortmunder Zuschauer und all die Debatten aus den Tagen vor dem
       Spiel mit dem wegweisenden Tor zum 0:1 gegen seinen ehemaligen Klub
       beantwortete.
       
       Götze tat das mit einem unkonventionellem Schuss mit der Fußspitze, der bei
       genauer Betrachtung mehr und mehr als Weltklasseaktion erkennbar wird: Der
       Raum ist eng, die Ballannahme mit links, der sanfte Bewegungsfluss zur
       Abschlussaktion.
       
       Arjen Robben bewunderte später zu Recht „die große Kontrolle“, mit der
       Götze diese Aktion ausgeführt hatte. Und als der Ball dann im Tor lag, hob
       der kleine Held die Hände, als wolle er sich bei seinem ehemaligen Klub
       entschuldigen für diesen Stoß auf den Weg der Niederlage, die am Ende mit
       3:0 ein wenig zu hoch ausgefallen war.
       
       Aber verdient war sie natürlich, und in jener 66. Minute, als Götze traf,
       war noch mehr sichtbar geworden als nur ein kunstvolles Bundesligator: Mit
       dem 21-jährigen Bewegungsgenie ist eine Qualität von Dortmund nach München
       transferiert worden, die nicht so einfach zu finden ist. Götze hat etwas
       ganz Besonderes, er ist anders als Marco Reus, Jakub Blaszczykowski oder
       Henrikh Mkhitaryan, er benötigt weder Raum noch Tempo, um Gefahr zu
       erzeugen. Götze kann das Spiel aus dem Stand beschleunigen, er hat den Mut
       zur unkonventionellen Lösung, und diese Fähigkeiten stehen nun Pep
       Guardiola zur Verfügung. Der BVB hat sie verloren.
       
       ## Mit Effizienz veredelt
       
       Das schmerzt natürlich, auch deshalb ertönte ein wütendes Getöse aus
       Pfiffen und Schimpftiraden, als Götze nach 56 Minuten für Mario Mandzukic
       in die Partie kam. Aber der Neu-Münchner sei eben „ein cooler Hund“, sagte
       BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Diese Meinung war in Dortmund
       nicht immer mehrheitsfähig, im Trikot des BVB gab es Phasen, in denen Götze
       keineswegs kühl und nervenstark wirkte, wenn es darum ging, Chancen zu
       verwerten. Am Samstagabend war es nun so, dass er das Spiel der Münchner
       mit jener Effizienz veredelte, die den Dortmundern fehlte.
       
       Dabei war der ursprüngliche Plan des Pep Guardiola gar nicht wirklich
       aufgegangen. Götze saß zunächst auf der Bank, und das Experiment mit Javi
       Martinez im offensiven Mittelfeldzentrum hatte nicht überzeugend
       funktioniert. Die Bayern schlugen „so viele lange Bälle wie in den letzten
       drei Jahren nicht“, sagte Jürgen Klopp, er begriff diesen Befund als Folge
       der guten Ordnung seiner eigenen Mannschaft.
       
       Auch Guardiola bezeichnete die Leistung seines Ensembles in der ersten
       Halbzeit als „durchwachsen“, der BVB war vor der Pause besser und hatte
       schöne Torchancen. Aber Robert Lewandowski (3.) und Marco Reus (30.)
       schossen nicht platziert genug.
       
       Es waren am Ende Nuancen, die den Ausschlag für die Bayern gaben,
       allerdings hochinteressante. Viele Experten hatten ja erwartet, dass die
       neu formierte Viererkette mit dem vor wenigen Tagen noch arbeitslosen
       Manuel Friedrich zur Dortmunder Bruchstelle werden würde, aber der
       Innenverteidiger ohne Spielpraxis blieb einigermaßen stabil.
       
       ## Entscheidender Impuls von der Bank
       
       Stattdessen kam der entscheidende Impuls von der Bank. Guardiola konnte mit
       Thiago (der Arjen Robbens 2:0 vorbereitete, 85.) und Götze zwei Spieler
       einwechseln, die zu prägenden Faktoren wurden, während Klopps
       Einwechselspieler (Aubameyang, Piszczek und Hofmann) keine entscheidenden
       Szenen forcieren konnten. Im Laufe der zweiten Halbzeit „die
       1,70-Meter-Jungs zu bringen“ sei ein „cooler Move“ gewesen, meinte Klopp,
       die Einwechslungen hatten das Spiel verändert, plötzlich lief das Münchner
       Kombinationsspiel.
       
       Realisten konnten vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis zu dem Ergebnis
       kommen, dass die Bayern eben mehr Geld und damit logischerweise die
       besseren Spieler auf der Bank haben. Aber diese Überlegung greift zu kurz.
       
       Guardiola hat eine Spielidee, deren zentrales Motiv eine maximale
       Flexibilität ist, wie kein anderer Bundesligatrainer vermag er es, das
       Spiel seines Teams durch Anweisungen und Auswechslungen zu verändern. Und
       Götze ist mit seiner Vielseitigkeit und mit seinen Pendelbewegungen auf die
       Flügel und zwischen die Verteidigungsketten ein perfekter Spieler für
       diesen Ansatz.
       
       23 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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