# taz.de -- Vitali Klitschko über Protest in der Ukraine: „Wir kämpfen gegen eine Diktatur“
       
       > Oppositionspolitiker und Boxweltmeister Vitali Klitschko glaubt, dass die
       > Krise friedlich gelöst werden kann. Die Regierung muss jedoch
       > zurücktreten.
       
 (IMG) Bild: Vitali Klitschko: „Ich will nicht, dass wir in einem Polizeistaat leben.“
       
       taz: Herr Klitschko, werden Sie an dem runden Tisch teilnehmen, damit die
       Opposition und die Regierung gemeinsam einen Ausweg aus der Krise finden? 
       
       Vitali Klitschko: Ja, aber wenn wir uns mit der Regierung an einen Tisch
       setzen, dann zu unseren Bedingungen. Wir können zu einem Kompromiss kommen,
       aber das ist jetzt viel schwieriger geworden, nachdem friedliche
       Demonstranten ohne jeden Grund von Spezialeinheiten zusammengeschlagen
       wurden. Aus diesem Grund bleiben unsere Forderungen bestehen: die
       Freilassung aller ungesetzlich festgenommenen friedlichen Demonstranten.
       Diejenigen müssen bestraft werden, die den Befehl gegeben haben, die
       Demonstration gewaltsam aufzulösen. Und die Regierung muss die
       Verantwortung für die wirtschaftliche und politische Krise übernehmen, das
       heißt, sie muss zurücktreten.
       
       Was, glauben Sie, werden die nächsten Schritte von Janukowitsch sein? 
       
       Ich hoffe, dass der gesunde Menschenverstand siegt und doch noch ein
       Kompromiss gefunden werden kann. Ich will nicht, dass wir in einem
       Polizeistaat leben und dass solche Fragen wie die Freiheit des Worts, der
       Demokratie und der Einhaltung der Menschenrechte mit dem Einsatz von
       Schlagstöcken beantwortet werden. Und ich glaube auch nicht, dass das die
       Ukrainer wollen. Genau aus diesem Grund gehen jetzt Hunderttausende
       Gleichgesinnte auf die Straße.
       
       Viele Beobachter merken an, dass die Opposition zerstritten ist. Wir
       beurteilen Sie das? 
       
       Unser gemeinsames Hauptziel ist, den Weg für unsere Entwicklung zu wählen.
       Die Ukrainer wollen ein Teil Europas werden und auf demselben Weg
       voranschreiten, der schon viele Staaten in die Europäische Union geführt
       hat. Was die Uneinigkeit der Opposition angeht, so kommen wir alle aus
       verschiedenen Parteien. Wir haben natürlich unterschiedliche Ideologien und
       unterschiedliche Positionen. Doch jenseits aller Unterschiede einen uns
       zwei Dinge: Wir kämpfen gegen ein diktatorisches Regime, das man uns
       aufgezwungen hat. Und wir wollen in einem freien europäischen Land leben.
       
       In den Medien werden Gerüchte verbreitet, Sie hätten sich mit
       Bundeskanzlerin Merkel getroffen, die Ihnen Unterstützung für die
       Präsidentschaftswahlen 2015 zugesagt hat. 
       
       Das sind doch alles nur Spekulationen. Ich habe mich nicht mit Angela
       Merkel getroffen und folglich mit ihr auch nicht darüber gesprochen. Aber
       ich weiß, dass sie und die CDU die Ereignisse in der Ukraine sehr genau
       beobachten. Was bei uns derzeit auf den Straßen passiert, das ist eine
       friedliche Demonstration und zeigt den Wunsch der Ukrainer, in einem
       normalen Land zu leben.
       
       Was wird die Opposition tun, wenn die Staatsmacht doch wieder gewaltsam
       gegen die Demonstranten vorgeht? 
       
       Solche Gewaltszenarien sollten überhaupt nicht als eine mögliche Variante
       der weiteren Entwicklung erörtert werden. In diesem Fall könnte die
       Situation außer Kontrolle geraten und brandgefährlich werden. Die Empörung
       in der Gesellschaft ist extrem groß. Doch wir hoffen immer noch, dass sich
       die Fragen friedlich regeln lassen.
       
       10 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrej Nesterko
       
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