# taz.de -- Schadenersatz droht: Ahlhorn wird Schlachthof nicht los
       
       > Nachdem ihr Projekt per Bürgerbefragung gestoppt wurde, will die Firma
       > Kreienkamp jetzt in anderthalb Kilometern Entfernung Hähnchen töten.
       
 (IMG) Bild: Heute tot am Fließband, morgen ein leckerer Broiler: 160.00 Tiere werden in dieser Schlachterei täglich getötet.
       
       HAMBURG taz | Die Firma Kreienkamp will offenbar partout eine
       Hähnchenschlachterei im niedersächsischen Ort Ahlhorn bauen. Sollte der Rat
       der Großgemeinde Großenkneten das verhindern wollen, drohen ihm
       Schadenersatzansprüche: Weil als Standort für den Schlachthof das
       Gewerbegebiet „Metropolpark Hansalinie“ infrage kommt, diskutiert der Rat,
       dessen Bebauungsplan nachträglich zu ändern, um einen Schlachthof
       auszuschließen. Die Manager des Metropolparks wollen das nicht hinnehmen.
       
       Kreienkamp-Geschäftsführer Walter Kreienborg hatte schon einmal einen
       Anlauf unternommen, eine Großschlachterei in Ahlhorn zu bauen. Anderthalb
       Kilometer Luftlinie entfernt vom Metropolpark wollte er neben einer
       bestehenden Putenschlachterei der Firma Heidemark eine Hähnchenschlachterei
       mit einer Kapazität von 240.000 Tieren am Tag setzen. Diese Vorstellung
       trieb viele Bürger auf die Barrikaden, nicht zuletzt, weil sie um die
       Grundwasserversorgung ihrer Gemeinde fürchteten.
       
       Die Ratsmehrheit aus CDU und FDP war für den Schlachthof und es gab auch
       Bürger, die für das Projekt demonstrierten. Doch als der Bürgermeister nach
       dem plötzlichen Tod des Amtsinhabers von der CDU neu gewählt werden musste,
       wurde es einer von der SPD: Thorsten Schmidtke. Um Klarheit ins
       Kuddelmuddel zu bringen, entschloss man sich zu einer Bürgerbefragung. 56
       Prozent der TeilnehmerInnen lehnten die Großschlachterei ab.
       
       Hatte die Gemeinde bei der Schlachterei neben Heidemark das Heft in der
       Hand, weil sie dafür erst noch Baurecht schaffen musste, sieht es bei
       Kreienborgs neuen Plänen anders aus. Beim Metropolpark, der einen
       ehemaligen Fliegerhorst in ein Gewerbegebiet verwandeln soll, hatte der
       Gemeinderat zwar Nutzungen wie Atomkraft oder Müllverbrennung
       ausgeschlossen, nicht aber die Schlachtung.
       
       „Es wird mit einer Reihe von Interessenten verhandelt“, bestätigt Stephan
       Janssen, der Sprecher des Papenburger Bau- und Immobilienunternehmens
       Bunte, in dessen Auftrag die Metropolpark Hansalinie GmbH das Gewerbegebiet
       entwickelt. Im Übrigen nehme Bunte zu laufenden Verhandlungen nicht
       Stellung. Der Geschäftsführer des Metropolparks, Thomas Meiswinkel, und
       Kreienkamp-Geschäftsführer Kreienborg gaben keine Auskunft.
       
       Um überhaupt zu erfahren, ob etwas im Busch ist, hatte die Ratsminderheit
       aus SPD, Unabhängigen und der Kommunalen Alternative auf selbigen geklopft:
       Im Verwaltungsausschuss beantragten sie eine Änderung des Bebauungsplans
       für den Metropolpark, woraufhin die Gemeinde Anwaltspost vom Metropolpark
       bekam. Zu Beginn der folgenden Ratssitzung zogen sie den Antrag zurück,
       sodass die Verwaltung jetzt prüfen kann, ob und was im Falle einer
       Planänderung an Schadenersatz auf sie zukommen könnte.
       
       „Die SPD wird die Gemeinde nicht vor die Wand fahren“, versichert deren
       Fraktionschef Hartmut Giese. Aus seiner Sicht gibt es sachliche Gründe,
       eine Baugenehmigung zu versagen. Wenn 120- bis 180.000 Hähnchen täglich
       geschlachtet werden sollten, könne man sich vorstellen, wie viele Ställe
       dafür nötig wären.
       
       Eine deutlich geringere Leistung würde die SPD vielleicht akzeptieren. Aber
       im Vordergrund steht für Giese die Sturheit Kreienborgs: „Wir finden es
       ärgerlich, dass eine Bürgerbeteiligung stattgefunden hat und nicht
       akzeptiert wird“, sagt er.
       
       „Grundsätzlich kann man es Herrn Kreienborg nicht verübeln, dass er für
       sich und seine Beschäftigten einen möglichst ortsnahen Standort sucht“,
       findet Bürgermeister Schmidtke. In Anbetracht der ablehnenden Haltung der
       Bevölkerungsmehrheit bleibe abzuwarten, „ob und unter welchen Bedingungen
       die Politik in die Rechte des Flächeninhabers eingreifen will“.
       
       Die Bauleitplanung ist Sache der Gemeinde. Wird ein Bauantrag gestellt,
       muss als höhere Stelle noch die Gewerbeaufsicht in Oldenburg mitreden. Sie
       ist für die immissionschutzrechtliche Genehmigung zuständig.
       
       22 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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 (DIR) Agrarindustrie: Ein Schlachthof wird verhindert
       
       Im niedersächsischen Ahlhorn gäbe es neben einer Puten-Schlachtfabrik wohl
       längst eine weitere Anlage für mehr als 200.000 Hähnchen – wäre nicht im
       vorigen Herbst der Bürgermeister verstorben.