# taz.de -- Kieler ARD-„Tatort“: Schwarzer Engel
       
       > Die Täterin steht von vornherein fest. Doch wie sie ihre Opfer zur
       > Strecke bringt, ist große Seifenoper. Kommissar Borowski kommt der Frau
       > nicht bei.
       
 (IMG) Bild: Kommissar Borowski (Axel Milberg) und die Altenpflegerin Sabrina Dobisch (Lavinia Wilson): zwei Planeten in grundverschiedenen Universen
       
       Gleich vorweg: Das ist ein „Tatort“, bei dem Sie von Anfang an wissen, wer
       der Täter ist. Verzeihung: die Täterin. Aber keine Sorge, die Knaller, die
       in der Folge „Borowski und der Engel“ stecken, machen die fehlende Spannung
       locker wieder wett. Denn wie sich die Altenpflegerin Sabrina Dobisch
       (wunderbar rehäugig: Lavinia Wilson) in ihrem eigenen Tun verstolpert und
       alle zu Darstellern ihrer eigenen Seifenoper degradiert, ist die reine
       Wonne.
       
       Ihr Tonfall ist immer liebevoll, immer fürsorglich und empathisch. „Ja,
       Herr Kellermann, ich bin gleich da!“, flötet sie dem Pflegefall im
       Nebenzimmer zu. Und dreht den Schwarz-Weiß-Film lauter, wo die Liebe so
       groß und so einfach und so eindeutig ist. Und der Alte? Der stirbt derweil
       nebenan. Der Engel ruft ordnungsgemäß den Notarzt, und als sie später, nach
       der Schicht, in hollywoodreifem Kleid aus dem Friseurladen stolziert, ist
       sie eine andere.
       
       Wo sie hinkommt, gibt es Tote, die Grenze zwischen Unfall und Mord
       verwischt. Kommissar Borowski (Axel Milberg) und Assistentin Sarah Brandt
       (Sibel Kekilli, hölzern as usual) checken einfach nicht, wie der Engel, die
       verschuldete Immobilienmaklerin (Leslie Malton) und der Tod des
       Jungpianisten, Sohn eines Bankiers (Horst Janson), zusammenhängen.
       
       Die Tonlagen zwischen dem bräsig-unterkühlten Borowski-Stil und dem
       slapstickhaften Inferno, das der Engel mit sich bringt, sind so
       verschieden, dass es quietscht. Aber nur so funktioniert’s: Man sieht das
       Kawumms nicht kommen, das Drehbuchautor Sascha Arango und Regisseur Andreas
       Kleinert dauernd mittenrein schmeißen. Und verschluckt sich am
       Schock-Lachen. Nur Janson ist natürlich eine komplette Fehlbesetzung:
       Rollstuhl? Gehstock? Mensch, Horst, den Geronten kauft dir keiner, äh,
       keine ab! Ehrlich, selbst mit 78 bist du derart sexy, dass sogar George
       Clooney dagegen wie ein Knilch wirkt. Du Lässigster aller Sunnyboys.
       
       29 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Haeming
       
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