# taz.de -- Evakuierung: Umzug ins Zwischenlager
       
       > Die Bewohner der Hamburger Esso-Häuser packen ihre Sachen. Vier von 76
       > Mietparteien haben eine neue Bleibe gefunden. Die anderen müssen
       > improvisieren.
       
 (IMG) Bild: Sollen bis zum 18. Januar geräumt sein: Die Esso-Häuser auf St. Pauli.
       
       HAMBURG taz | Drei Lastwagen der Kieler Spedition „Max Jacobi“ stehen mit
       offenen Ladeluken auf dem Parkplatz der ehemaligen Autowaschanlage zwischen
       den Esso-Häusern. Einige Männer tragen nagelneue Umzugskartons zu LKWs.
       Sonst rührt sich an diesem Morgen nichts auf St. Pauli. Nur noch an einem
       der von Holzbalken gestützten Balkone hängt ein letzter, verwaister Zeuge
       des Widerstandes: „Schluss mit Investorenphantasien“ steht auf dem Stück
       Plane. Die Investorenphantasien sind längst konkreten Plänen gewichen. Gibt
       es noch im Januar die Abriss-Genehmigung von der Stadtverwaltung, wird mit
       dem Abbruch im März begonnen.
       
       Nach einer zweiten Begehung gab die Prüfstelle für Statik der Hamburger
       Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt am Montag das O.K. für den Auszug
       aller Haushalte aus den Esso-Häusern. Die erste Begehung hatte nach der
       Evakuierungsnacht vom 14. auf den 15. Dezember stattgefunden, als das Haus
       plötzlich gebebt hatte.
       
       Gestern um acht Uhr morgens haben nun die Auszüge begonnen. Bis dato haben
       nur 4 von 76 Parteien eine neue Wohnung gefunden. Sie dürfen als erste
       packen. Dann folgen die, die ihr Hab und Gut zwischenlagern müssen. Bis zum
       18. Januar sollen alle Wohnungen geräumt sein.
       
       „Man hat natürlich gemischte Gefühle“, sagt der 25-jährige Michel Martinez,
       der erst seit drei Jahren in den Häusern wohnte. „Für Leute, die hier seit
       über 20 Jahren leben, ist das ein schwerer Tag.“ Martinez lebt, wie circa
       40 andere Mietparteien, übergangsweise in einem der beiden Hotels, die die
       Eigentümerin der Esso-Häuser, die Bayerische Hausbau, angemietet hat. Zu
       den Hotels bringen Mitarbeiter des Unternehmens auch Verpflegungsgeld in
       Höhe von 15 Euro in bar, pro Tag und Person. Alle, die privat untergekommen
       sind, bekommen eine Tagespauschale von 35 Euro überwiesen.
       
       In den folgenden zwei Wochen soll jeweils ein Team von drei Mitarbeitern
       der Spedition die Mieter oder deren Bevollmächtigte in ihre ehemaligen
       Wohnungen begleiten und beim Packen der persönlichen Sachen unterstützen.
       Mobiliar und sperrige Gegenstände sollen dann ohne das Beisein der Mieter
       aus den Häusern geschafft werden. Stündlich versetzt durfte gestern jeweils
       eine Mietpartei ihre Wohnungen betreten. Ab heute werden es drei
       gleichzeitig sein. Diese Regelung hatte der Bezirk in Absprache mit der
       Bayerischen Hausbau getroffen.
       
       Die von den BewohnerInnen geforderte Sanierung des baufälligen
       60er-Jahre-Komplexes sei „so gut möglich wie eine Reise zum Mond“, sagt der
       Sprecher der Bayerischen Hausbau, Bernhard Taubenberger, „die Kosten wären
       unverhältnismäßig“.
       
       Während die Hausbau im Falle des Abrisses neben Miet- und
       Eigentumswohnungen nur ein Drittel öffentlich geförderten Wohnraum bauen
       will, möchte die Stadt 50 Prozent. Die Stadtteilinitiative
       Gemeinwesenarbeit St. Pauli fordert sogar hundert Prozent Sozialwohnungen.
       Taubenberger weist das zurück: „Wir sind ein privatwirtschaftliches
       Unternehmen – und mit Sozialwohnungen lässt sich nun mal kein Geld
       verdienen.“
       
       7 Jan 2014
       
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