# taz.de -- Actiontheater für Puppen: „Brutal sind wir auch“
       
       > Das Puppentheater Das Helmi zeigt in Hannover eine Adaption des
       > Schwarzenegger-Films „Terminator 2“.
       
 (IMG) Bild: Diese Maschine kocht auch nur mit Wasser: Terminator in Helmi-Variante.
       
       Was für eine Vorlage – dieser Hybrid aus Action-, Science-Fiction- und
       Horrorfilm mit Hightech-Special-Effects, Stunt-Artistik, Ballerfeuerwerk
       und dem österreichischen Bodybuilder-Monument Arnold Schwarzenegger in der
       Hauptrolle. James Camerons „Terminator 2“ im Theater nachzumachen, „das ist
       bescheuert“, meint Dramaturg Aljoscha Begrich. Gegen die
       Überwältigungsästhetik des Kinos könne man nur verlieren.
       
       Ziemlich anders inszeniert daher das Puppentheater „Das Helmi“ den Stoff in
       seiner gleichnamigen Adaption, die am 17. Januar in Hannover Premiere hat.
       Mit Knautschgaudipuppen soll ein Schauspielspaß entstehen für Menschen ab
       zwölf. Gilt die Altersgrenze wegen der expliziten Gewaltdarstellungen?
       „Viel vom Film haben wir verdampft“, sagt Regisseur Florian Loycke, „aber
       brutal sind wir natürlich noch, zeigen Verfolgungsjagden und reichlich
       Schießereien, die hauen sich auf der Bühne immer wieder auf den Kopf und
       bringen sich auf alle erdenkliche Arten um, da gibt es also schon ein
       bisschen was zu sehen, was für Kinder unheimlich ist.“
       
       Ferner, sagt Loycke, spiele man „auch die sonst unheimlich teuren
       Spezialeffekte live nach – mit Schaumstoff und in Zeitlupe“. Das klingt
       nach skurrilem Hippie-Schalk, der auch prima zur Technologiekritik des
       Films passen würde. Der Plot: Im Kampf Mensch gegen Maschine senden die
       Menschen einen umprogrammierten T-800-Terminator in die Vergangenheit, um
       ihren zukünftigen Anführer zu beschützen, der von einem T-1000-Terminator
       terminiert werden soll.
       
       Die gefühllose T-800-Beschützer-Maschine kommt dabei zu Bewusstsein, sie
       wird von der heiligen Familie aus Sarah und John Connor sozialisiert und
       vermenschlicht sich zum Vater, der dann den Märtyrertod stirbt, um zum
       Wohle der Menschheit das Killerprogramm auf seinem Hirn-Chip zu zerstören.
       Sein Gegenspieler, der T-1000, wird dagegen wie der Antichrist im Feuer der
       Apokalypse versenkt.
       
       „Das Offensichtliche und Pathetische dieser Anleihen an christlich-jüdische
       Motive übersetzen wir auch in ein Krippenspiel“, erklärt Begrich – mit
       Sarah Connor als mariensanfter Mutter eines vaterlosen Schnullerbabys, der
       zum Erlöser der Menschheit werden soll.
       
       Was reizt den Regisseur an „Terminator 2“? „Die Beziehungen der Figuren
       sind komplexer als in den anderen Teilen. Die Ersatzfamilie des T-800
       interessiert mich: Sarah wirkt wie eine Frau, die ihrem neuen Mann, der der
       T-800 ist, Verantwortungslosigkeit vorwirft. Und der T-1000 fühlt sich wie
       der Ex-Mann von Sarah. Er will in die Familie, die lassen ihn aber nicht
       rein, der T-800 ballert ihn mit Schrotflinten nieder. Das ist eigentlich
       eine Scheidungsgeschichte und Beziehungstragödie.“
       
       Das klingt sehr ernst. Loycke: „Ja, wir wollen mit unserer trashigen
       Kunstform in dieser holzschnittartigen Handlung auch tiefsinniges Zeug
       ansprechen.“ Welches denn noch? „Inwieweit Wissenschaftler verantwortlich
       dafür sind, was mit ihren Erfindungen gemacht wird.“ So wie Friedrich
       Dürrenmatts „Physiker“ über die Ethik des Forschens debattieren? „Richtig,
       nur bei dem Stück denken alle, sie gehen nicht zum Spaß ins Theater,
       sondern zum Lernen in die Schule. Mit dem Terminator können wir das Thema
       auf komische Art unterjubeln. Bei uns kommt auch der berühmte Satz von
       Dürrenmatt vor: ’Was einmal gedacht ist, kann nicht mehr zurückgenommen
       werden.‘“
       
       Die Rechte am Titel und Stoff waren Anfang der 90er-Jahre 15 Millionen
       Dollar Wert. Wie viel musste das Staatstheater Hannover zahlen, unter
       dessen Dach Das Helmi das Stück produziert hat? Loycke: „Nichts. Ich hoffe
       wir schaffen es bis zur Premiere, nicht entdeckt zu werden. Wir spielen ja
       auch nicht den Film ab oder nach, wir machen zum Thema ein eigenes Stück,
       eine surreale Satire auf die Geschichte. Muss man dafür Geld bezahlen? Wir
       denken: nein.“
       
       ## Premiere: 17. Januar, Ballhof Eins, Hannover
       
       10 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Fischer
       
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