# taz.de -- Wetterkunde: Rutschig ist nicht gleich rutschig
       
       > Es gibt ganz verschiedene Typen von Glatteis. Das gefährlichste bildet
       > sich bei unterkühltem Regen.
       
 (IMG) Bild: Unterkühlter Nieselregen oder überfrierende Nässe? Hauptsache, die Fachleute wissen es und unternehmen etwas dagegen!
       
       Das Wetterphänomen, das gestern für zahlreiche Unfälle und Knochenbrüche
       gesorgt hat, wird umgangssprachlich mit verschiedenen Begriffen bezeichnet:
       Blitzeis, Eisregen, unterkühlter oder gefrierender Regen. Rein
       meteorologisch gesehen ist der Begriff Eisregen falsch, da mit ihm der
       Niederschlag kleiner Eiskörner bezeichnet wird. Blitzeis wiederum
       bezeichnet nur das plötzliche Auftreten von Eisglätte, das aber
       verschiedene Ursachen haben kann.
       
       Am Montag hatten es die Berliner mit unterkühltem Regen beziehungsweise
       unterkühltem Nieselregen zu tun. Dieser kann entstehen, wenn es in
       mittelhohen Luftschichten wärmer als Null Grad Celsius – gestern waren es
       dort bis zu fünf – warm ist, während in unteren Schichten Eisluft herrscht.
       Fällt in dieser Situation Niederschlag, geschieht folgendes: Ganz oben
       fällt Schnee, der in der warmen Luftschicht zu Regentropfen taut. In der
       Eisluftschicht in Bodennähe wiederum kühlen sich die einzelnen Tröpfchen
       unter Null Grad ab, ohne zu gefrieren, da sie nicht ausreichend
       Kristallisationskerne haben.
       
       Treffen diese unterkühlten Tropfen auf feste Gegenstände – Straßen,
       Gehwege, Stromleitungen, Geländer – bildet sich sofort eine spiegelglatte
       Eisschicht. Die Gegenstände selbst müssen nicht mal unbedingt frostkalt
       sein. Die Eisschicht kann je nach Eisregendauer und -stärke so dick werden,
       dass Zweige von Bäumen brechen oder Strommasten umknicken.
       
       Auch gefrierender Regen kann zu Eisglätte führen. Dann fallen warme – also
       nicht unterkühlte – Regentropfen auf gefrorenen Boden oder auf gefrorene
       Gegenstände, wo sie sofort eine Eisschicht bilden. Das kann auch eine
       Ursache für die Schlitterei am Montag gewesen sein.
       
       Nicht schuld an dem Gerutsche war überfrierende Nässe. Dieses Phänomen
       tritt häufig im Herbst auf und ist im Straßenverkehr im Vergleich zum
       Blitzeis vergleichsweise harmlos. Bei dieser Glätte friert nachts oft die
       Restnässe gefallenen Regens auf den Straßen, die tagsüber etwa aufgrund
       geringer Temperaturen oder wegen fehlenden Windes nicht getrocknet ist.
       
       Auch Reifglätte ist meist nicht so schlimm wie unterkühlter Regen. Reif
       entsteht durch starke nächtliche Abkühlung. Dabei wandelt sich der in der
       Luft enthaltene Wasserdampf in kleine feste Eisnadeln um. Fahren Autos
       darüber, schmelzen diese Eisnadeln, um hinterher wieder zu gefrieren.
       Allerdings entsteht dabei keine so dichte Eisfläche wie beim Blitzeis.
       Selbst gefrorener Tau kann zu einer Eisschicht führen, etwa auf Autos.
       
       Straßenglätte durch unterkühlten Regen wie am Montag ist die gefährlichste
       Glätte. Auch Winterreifen helfen dann nicht. Am besten ist: Fahrräder und
       Autos stehen lassen und vorsichtig zur nächsten U-, S- oder
       Straßenbahnstation schlittern.
       
       Und wie geht es nun weiter? Laut Deutschem Wetterdienst wird die warme
       Luftschicht in mittlerer Höhe ausgeräumt, die Niederschläge fallen dann als
       Schnee. In den kommenden Tagen wird es von Osten her immer kälter. Wenn
       nichts dazwischen kommt, hält bald der Winter Einzug in Berlin.
       
       20 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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