# taz.de -- Selbstkritik der Bundesliga-Schiris: Es geht nicht um das Phantomtor
       
       > Unklarheiten bei der Regelauslegung und viele rote Karten. Selbstkritisch
       > geben sich die Schiedsrichter der Fußball-Bundesliga zum Rückrundenstart.
       
 (IMG) Bild: Die Entscheidung stößt auf Unverständnis: Deniz Aytekin zeigt einem Mainzer Rot
       
       Vor einer selbstkritischen Analyse konnten sich die Schiedsrichter diesmal
       nicht mehr drücken. Eine „akribische, intensive und lückenlosen
       Aufarbeitung relevanter Spielsituationen der Hinrunde“ mahnte der
       DFB-Schiedsrichterabteilungsleiter, Lutz Michael Fröhlich, auf Mallorca an.
       Auf die wintersonnige Baleareninsel hatten sich die 80 Schiedsrichter und
       Assistenten aus den beiden höchsten deutschen Fußballligen vor dem
       Rückrundenstart verzogen.
       
       Dass im ersten Schiri-Wintertrainingslager der Ligageschichte keine
       ausgelassene Urlaubsstimmung aufkam, dafür war Reiseleiter Herbert Fandel
       verantwortlich. Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses hatte in
       der Hinrunde „ungewöhnliche und selten zu sehende Einzelfehler“ ausgemacht.
       
       Zum Beispiel Stefan Kießlings Phantomtor am 9. Spieltag in Hoffenheim. Die
       anschließende fast hysterische Diskussion darüber kam der
       Schiedsrichtergilde gerade recht. Sie verdrängte nämlich einige merkwürdig
       anmutende Entscheidungen aus dem öffentlichen Bewusstsein, die bis dahin
       bereits gefallen waren. Gleich am dritten Spieltag wurde ein neuer
       Rotrekord aufgestellt. Acht Feldverweise sprachen die Schiedsrichter aus.
       
       Immerhin ließ Herbert Fandel über das offizielle DFB-Schiedsrichterorgan
       Die Schiedsrichter-Zeitung verlauten, dass ein Feldverweis „unberechtigt“
       und eine Gelb-Rote Karte „überzogen“ war. Da sei man wohl über das Ziel
       etwas hinausgeschossen, hieß es. Aber eine neue Pfeif-Philosophie der
       „harten Hand“ sollte aus diesem Kartenfestival keinesfalls abgeleitet
       werden. Dass gilt auch für die Rückrunde, wie Fandel in Mallorca andeutete.
       
       ## Die Spieler werden immer breiter
       
       Für viel Aufregung sorgte zudem die Interpretation des Handspiels. „Ich
       weiß nicht mehr, was Hand ist“, erklärte Bayer Leverkusens Coach Sami
       Hyypiä verzweifelt. So mancher Referee wohl auch nicht. Fandel stellte sich
       in dieser Regelauslegung vor seine Schützlinge. Im „ZDF-Sportstudio“
       lieferte er die Erklärung dafür nach: Dass sich verteidigende Spieler immer
       breiter und breiter machen, sei ihm aufgefallen. Wenn sie die Arme dann vom
       Körper wegstreckten, dann sei das bei Ballberührung ein absichtliches
       Handspiel. Eine klare Antwort!
       
       Doch wann ist eine Notbremse eine Notbremse? Hier scheint der Ermessens-
       und Toleranzbereich fast willkürlich bestimmt zu werden. In der Hinrunde
       fehlte die klare Linie, und es gibt wenig Hoffnung, dass sich das jetzt
       noch ändert. Große Verwirrung gab es auch um die Auslegung der
       Abseitsregel. Die Fifa hatte vor der Saison den Tatbestand des
       „Spielereingriffs“ neu geregelt. Das aber muss für die Bundesliga noch
       präzisiert und vor allem vereinheitlicht werden. Die Probleme in der
       Abseitsregelumsetzung waren und bleiben damit offenkundig.
       
       Wie souverän man Spiele leiten kann, bewies indes Manuel Gräfe bei dem
       brisanten Duell zwischen Dortmund und München am 13. Spieltag. Gräfe war
       einer der besten Akteure auf dem Platz, er traf in sehr kurzen Zeitspannen
       die richtigen Entscheidungen, glänzte durch Spielnähe und Vorausdenken und
       ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Das war schon ganz nah am
       Schiedsrichter-Idealbild.
       
       25 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Torsten Haselbauer
       
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