# taz.de -- Mehr oder weniger Bildung: Alle Schuljahre wieder
       
       > Mit 50 noch nicht neu besetzten LehrerInnen-Stellen starten Bremens
       > Schulen ins Versetzungshalbjahr. Laut GEW fehlen sogar 280 Lehrkräfte.
       
 (IMG) Bild: Der 2.2. ist Murmeltiertag. Auch beim Bremer Lehrermangel bleibt alles wie immer
       
       BREMEN taz| Am heutigen Montag beginnt das neue Schulhalbjahr und – täglich
       grüßt das Murmeltier – sowohl Gewerkschaft als auch Schülervertretung
       klagen über zu wenig LehrerInnen, über Unterrichtsausfall und überfüllte
       Klassen. Und: 50 der 90 durch Pensionierungen frei gewordenen
       LehrerInnenstellen sind trotz Unterrichtsbeginn noch nicht wiederbesetzt.
       
       Allerdings, so Bremens Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD), laufen
       noch Bewerbungsgespräche. Für Fächer wie Chemie oder Englisch sei es
       schwierig, FachlehrerInnen zu finden. Dass es nicht genügend
       VertretungslehrerInnen gäbe, wies die Senatorin indes zurück. Der Senat
       hätte jüngst zusätzliches Geld dafür genehmigt.
       
       „Flickwerk“, sagt dazu Petra Lichtenberg von der GEW. Eine Verstärkung der
       Vertretungsreserve sei ohnehin längst überfällig gewesen, „aber darüber
       hinaus sind Vertretungslehrer eben kein Stammpersonal. Das benötigen wir
       dringend – und zwar weitaus mehr als das eingeplante“. Die Behauptung, mit
       dem Bildungsetat des neuen Doppelhaushaltes sei die Unterrichtsversorgung
       in Bremen gewährleistet, nennt Lichtenberg „schlichtweg falsch“.
       
       Für den Personalmehrbedarf zur Umsetzung der Inklusion und zum Aufbau der
       Ober- und Ganztagsschulen habe der Landesrechnungshof bereits 2012 einen
       Mehrbedarf von 20 Millionen Euro jährlich beziffert, „aber nichts ist
       passiert, im Gegenteil“, sagt Lichtenberg. Die Mittel für Bildung seien im
       vergangenen Haushalt um drei Millionen Euro und in diesem um vier Millionen
       Euro gekürzt worden.
       
       „Als der Senat verkündet hat, dass es jetzt mehr Geld für die Schulen geben
       wird, hat er uns verschaukelt.“ Das „mehr“ habe sich nämlich auf die Mittel
       bezogen, die die ehemalige Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD)
       bekommen sollte – und die trat schließlich zurück, weil sie, anders als ihr
       grüner Koalitionspartner, den ihr zur Verfügung stehenden Bildungsetat für
       nicht hinreichend ausgestattet hielt.
       
       Laut GEW fehlen in Bremen nicht nur die geplanten und noch unbesetzten 50
       LehrerInnen-Stellen, sondern mindestens 283. „Unter anderem liegt das“, so
       Petra Lichtenberg, „an der Berechnung des durchschnittlichen
       Lehrkräftebedarfs nach demografischer Entwicklung.“ Schließlich würden ja
       keine Klassen zusammengelegt und damit LehrerInnen-Stellen frei, „bloß,
       weil in jeder Klasse zwei Schüler weniger sind – dann müssten wir ja
       Klassenverbände von 30, vierzig Schülern unterrichten.“
       
       An solchen Berechnungen liege es auch, dass die zum neuen Halbjahr
       freigewordenen Stellen zwar besetzt würden, „aber an anderen Schulen –
       nicht dort, wo sie jetzt fehlen“. Daneben würden Unterrichtsstatistiken
       viele Unterrichts-Ausfälle nicht erfassen, hierfür würden sogenannte
       Selbstlernzeiten verordnet, die man dann als „erteilten Unterricht“ bewerte
       und erfasse.
       
       Von Unterrichts-Ausfällen erzählt auch Marc Castendiek, Vorstandsmitglied
       der Bremer GesamtschülerInnenvertretung (GSV): „Zwölf Prozent aller Stunden
       fallen aus.“ Er wisse von neunten Klassen, wo über mehrere Monate hinweg
       der Mathematikunterricht ausgefallen sei: „Und zum neuen Schuljahr gibt es
       wieder einmal keine Planungssicherheit.“
       
       Die GSV will sich jetzt mit der GEW und dem Zentralen Elternbeirat
       zusammensetzen „und dann schauen, was wir gemeinsam machen können“. Die
       SchülerInnenvertreter haben sich laut Castendiek jedenfalls schon einmal
       „einstimmig für mehr Schulstreiks und Schulbesetzungen ausgesprochen“. Und
       auch die GEW scharrt bereits mit den Hufen: „Die neue Bildungssenatorin ist
       im Umgangston diplomatischer als ihre Vorgängerin, aber geändert hat sich
       trotzdem nichts.“
       
       2 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schnase
       
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