# taz.de -- Regierungschef von Delhi tritt zurück: Der „Normalbürger“ will nicht mehr
       
       > Nach einer überraschend erfolgreichen Wahl bildete die
       > Antikorruptionspartei AAP in Indien die Regierung von Delhi. Nach nur 50
       > Tagen gibt ihr Chef wieder auf.
       
 (IMG) Bild: Will das Regionalparlament Delhi auflösen: AAP-Politiker Arvind Kejriwal.
       
       NEU DELHI afp | Nach nicht einmal fünfzig Tagen hat der
       Anti-Korruptionskämpfer Arvind Kejriwal seinen Rücktritt vom Amt des
       Regierungschefs von Indiens Hauptstadtregion verkündet. „Mein Kabinett hat
       entschieden, dass wir zurücktreten. Hier ist mein Rücktrittsgesuch“, sagte
       Kejriwal am Freitag unter dem Applaus der Anhänger seiner neugegründeten
       Aam Aadmi Partei. Kejriwal, der erst am 28. Dezember sein Amt als
       Ministerpräsident der Region um die Hauptstadt Neu Delhi angetreten hatte,
       kündigte an, die Auflösung des Regionalparlaments zu beantragen.
       
       Kurz zuvor hatte das Regionalparlament einen Entwurf von Kejriwals Partei
       für ein Anti-Korruptionsgesetz abgewiesen. Die linke Kongress-Partei, die
       seit der Wahl im Dezember die Regierung von Kejriwal stützte, hatte es
       abgelehnt, für den aus ihrer Sicht verfassungswidrigen Entwurf zu stimmen.
       Die Aam Aadmi Partei („Partei der Normalbürger“), deren überraschender
       Wahlerfolg Indiens politische Elite aufgeschreckt hatte und von vielen
       Beobachtern begrüßt worden war, war zuletzt wegen einer Reihe kontroverser
       Aktionen in die Kritik geraten.
       
       So hielt Kejriwal im Januar mit seinen Anhängern einen Sitzstreik vor dem
       indischen Parlament in Neu Delhi ab, um seiner Forderung Nachdruck zu
       verleihen, seiner Landesregierung eine größere Kontrolle über die Polizei
       zu geben. Diese ist in Neu Delhi anders als in den anderen Bundesstaaten
       nicht der Landesregierung, sondern der Bundesregierung unterstellt. Der
       Sitzstreik führte jedoch zu Chaos in der Innenstadt. Kritiker monierten,
       dass ein gewählter Regierungschef nicht zu derartigen Protestaktionen
       greifen sollte.
       
       Die Aam Aadmi Partei war bei der Wahl im Dezember mit 28 Sitzen eigentlich
       auf dem zweiten Platz hinter der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata
       Party (BJP) gelandet, doch konnte sie mit Hilfe des Kongresses dennoch die
       Regierung bilden. Gestärkt durch diesen Erfolg kündigte sie an, auch zu der
       Parlamentswahl im Mai antreten zu wollen. Laut Beobachtern könnte sie das
       indische Parteiensystem deutlich durcheinander bringen. Die Partei
       profitiert von dem allgemeinen Unmut über die weitverbreitete Korruption in
       der Politik.
       
       14 Feb 2014
       
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